Nachruf

31. Mai 2017

Josef Muff-Estermann

Hochdorf

Hochdorf. Am 24. Juli 1920, also vor fast 97 Jahren, wurde unser Vater, Grossvater, Urgrossvater und Bruder Josef Muff, als ältestes von sieben Kindern der Familie Muff-Weibel in Hochdorf geboren. Mitten im Dorf, dort wo heute der Spielplatz Lunapark ist, stand früher der Bauernbetrieb Bankhof. Als der Hof am alten Standort abbrannte, wurde die Existenz am jetzigen Bankhof, an der Kleinwangenstrasse, wieder neu aufgebaut.

Nach der Schulzeit machte Josef die Ausbildung zum Landwirt. Gerne wäre er Schreiner geworden, aber als Ältester war es zu dieser Zeit üblich, den Hof zu übernehmen. Er hat die Natur sehr geliebt, das hat es ihm ermöglicht, trotzdem Freude am Bauern zu haben. 1952 heiratete er Josy Estermann aus Beromünster. Sie wurden Eltern von fünf Töchtern und zwei Söhnen. Josef ermöglichte ihnen allen eine Ausbildung nach ihren Wünschen. Er machte keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen, was damals überhaupt noch nicht selbstverständlich war. Seine eigenen Interessen und Wünsche, wie zum Beispiel das Reisen, steckte er weitgehend zurück. Bei den Sportschützen genoss er die Kameradschaft und die Ablenkung vom Alltag.

Als sich abzeichnete, dass es auf dem Hof keinen Nachfolger geben würde und seine körperliche Gesundheit durch das harte Arbeiten gelitten hatte, gab er 1970 die Landwirtschaft auf. Im selben Jahr lernte er Auto fahren. Das ermöglichte ihm viele Ausflüge quer durch die Schweiz. Nach der ersten Hüftoperation fand er bis zur Pensionierung Arbeit im AMP. Die regelmässigen Arbeitszeiten und erstmals auch Ferien ermöglichten ihm endlich, neu erlernte Hobbys mit grosser Freude und Schaffenskraft auszuüben. So hat er ganze Schränke und Truhen selber geschreinert und mit Bauernmalerei verziert. Seine Verbundenheit zu Hochdorf war gross, hat er doch zeitlebens, ohne Unterbruch, hier gelebt. Er drückte die Verbundenheit aus, indem er ganz viele Häuser aus Althochdorf anhand von alten Fotos nachmalte.

Nach und nach kamen zur Familie 12 Enkelinnen und Enkel, später auch Urgrosskinder dazu. Josef begann Handorgelstunden zu nehmen und ganz für sich hat er jeweils in seinem «Budeli» stundenlang geübt. Er freute sich immer, wenn er in den Enkelinnen und Enkeln dankbare Zuhörer und Mitsinger fand.

Viele Stunden verbrachte er im Wald bei seinen Bienen und beschenkte uns dann jeweils grosszügig mit feinem Bienenhonig. Seine ausgedehnten Veloausflüge führten ihn bis in die Provence und bis ins hohe Alter war er fast täglich mit dem Rad unterwegs. Als er, von sich aus, das Autofahren aufgab, sah man ihn zufrieden auf seinem geliebten Elektrotöff, oftmals in Begleitung seines früheren Schulkollegen, in die Natur hinausfahren. Schulkollege Bättig hatte den genau gleichen Töff. Diese Mobilität ermöglichte ihm auch nach dem Tod von unserem Grosimami 2011, selbstständig für ein paar Jahre noch in seinem Haus wohnen zu bleiben und selber einkaufen zu können.

Selbstständig und unabhängig zu leben war für ihn äusserst wichtig. Damit er das leben konnte, erfand er seine eigenen, auf ihn zugeschnittenen Hilfsmittel, die auch tadellos funktionierten.

Die Abhängigkeit von anderen war dann, als er aus eigener Vernunft 2013 ins Alterszentrum Sonnmatt umzog, auch sein grösstes Problem. Auf andere angewiesen zu sein, war für ihn ganz schwierig. Vor knapp zwei Jahren verstarb dann seine jüngste Tochter Margrit.

Mit zunehmendem Alter machten sich bei ihm immer mehr körperliche Beschwerden bemerkbar. Nach und nach musste er sich von seinen geliebten Hobbys verabschieden. Es schmerzte ihn sehr, als er auch das Malen und das Örgelen trotz seiner unvorstellbaren Willenskraft und Disziplin nicht mehr ausüben konnte.
Umso mehr genoss er die regelmässigen Besuche seiner Kinder im Alterszentrum. Ein Glas Wein oder Bier, ein Stück Käse mit Brot, in Gesellschaft seiner Familie, nichts machte ihn glücklicher.
Die Beschwerden nahmen in den letzten Monaten so sehr zu, dass es für ihn eine Erlösung war, als er am Sonntag, 30. April, am Abend für immer einschlafen durfte. So wie Ueli, einer seiner Enkel von seiner Reise geschrieben hat: «Ich bin froh, dass Dädä nun seinen Frieden hat und an einem anderen Ort örgelet, Velo fährt und Bilder malt.» So freuen auch wir uns, dass es ihm jetzt gut geht.