Nachruf

19. Oktober 2022

Annelies Müller-Büttel

Annelies Müller-Büttel
Hochdorf

Als zweites von vier Mädchen erblickte Annelies am 5. Oktober 1930 in der Stadt Zürich das Licht der Welt.

Trotz den schwie­rigen Dreissigerjahren und dem Zweiten Weltkrieg durfte sie einfach, aber wohlbehütet aufwachen. Da ihr Vater Aktivdienst leistete, musste ihre Mutter mit Putzen zusätzliches Geld verdienen, damit die Familie ernährt werden konnte.

Annelies war als Kind ein fröhliches Blauringmädchen und eine fleissige Sängerin im Töchternchor Herz Jesu.

Nach der Primar- und Sekundar­schule machte sie eine Lehre als Verkäuferin in einem Mercerie- und Bonneteriegeschäft. Trotz anschlies­sendem Angebot zur Rayonleiterin zog es sie danach für 13 Monate nach England in einen Haushalt mit drei kleinen Kindern. Waschen, Putzen, Kochen, Kohleschaufeln, Gartenarbeit und die Betreuung der drei Kinder waren grosse Herausforderungen für ein 18-jähriges Mädchen in der Fremde, welcher sie sich aber mit viel Ehrgeiz und Elan annahm.

Nach der Rückkehr in ihre Heimat arbeitete Annelies als Filialleiterin in einem Textilfachgeschäft in Thalwil. In der Zeit lernte sie Hans Müller, einen jungen Schreiner aus dem Luzerner Seetal, kennen und lieben. Am 22. April 1961 läuteten für die beiden in der Herz-Jesu-Kirche in Zürich-Wiedikon die Hochzeitsglocken. Gemeinsam zogen sie nach Emmenbrücke, wo Annelies ihrem Mann den Rücken freihielt, damit er sich auf seine Schreinermeisterprüfung vorbereiten konnte. Leider erfüllte sich in der Zeit für die beiden jungen Eheleute ihr Kinderwunsch nicht. Gemeinsam haben sie jedoch diese belastende und traurige Zeit gemeistert und sind zu zweit durchs lange Leben gegangen.

Da der ehemalige Lehrmeister ihres Mannes rief, zogen sie in dessen Heimat nach Hochdorf, wo sich auch Annelies sehr schnell wohlfühlte. Durch ihre offene Art konnte sie rasch viele gute Kontakte knüpfen und einen grossen Freundeskreis fürs Leben aufbauen. Zudem waren ihre helfenden Hände in den kinderreichen Familien der Verwandtschaft allzeit sehr gefragt.

Nach diversen Ferienablösungen in diversen Hochdorfer Fachgeschäften fand sie in einem Radio/TV-Fachgeschäft für viele Jahre auch eine neue berufliche Herausforderung. Daneben engagierte sie sich unter anderem aktiv im Vorstand des Pfarreifrauenbundes, wo sie noch heute bestehende Angebote wie die Strickgruppe, die Kinderkleider- und Sportartikelbörse oder die Weihnacht für Alleinstehende mitbegründete und auch zahlreiche Anlässe mitorganisierte.

In ihrer Freizeit ging sie gerne ihren kreativen Hobbys wie Häkeln, Makramee, Teppichknüpfen oder Stricken nach. Ihre traditionellen Wollsocken zu Weihnachten in den modischsten Farben fanden bei ihren Lieben immer grossen Anklang. Weiter pflegte sie ihren grossen Bekanntenkreis, sang 40 Jahre im Kirchenchor St. Martin und während 10 Jahren im Frauenchor in Hochdorf mit und machte mit Freunden über viele Jahre die Langlaufloipen im Goms unsicher.

Nachdem die Wirkungskreise der beiden etwas kleiner wurden, entschieden sie sich für einen Umzug in eine Alterswohnung ins Hochdorfer Dorfzentrum. Dort durften sie sich weiterhin über viele frohe gemeinsame Stunden unter Freunden freuen und stets auf die Hilfe der zahlreichen Nichten und Neffen zählen.

Im März 2014 verstarb ihr geliebter Ehemann Hans. Diesen Verlust schmerzte sie sehr und er blieb ihr in ihren Gedanken allgegenwärtig.

Nachdem auch ihre Kräfte immer mehr nachliessen, entschied sich sich vor rund vier Jahren ins Alters- und Pflegeheim Sonnmatt einzutreten. Rasch beteiligte sie sich zunehmend am reichhaltigen Aktivierungsangebot im Haus, hielt dabei das Betreuungspersonal auf Trab und verblüffte uns alle immer wieder mit ihrem wachen Geist. In ihrem schönen Zimmer empfing sie weiterhin viele liebe Besuche und schätze ihre Gesellschaft. Im Oktober 2021 durfte sie ihren 90. Geburtstag feiern.

Zunehmend liessen jedoch ihre physischen Kräfte nach und sie spürte, dass ihr irdisches Leben bald zu Ende gehen würde. Am 7. Oktober 2022, zwei Tage nach ihrem 91. Geburtstag, durfte sie nach einem reich erfüllten Leben friedlich einschlafen. «Der Tod ist das Tor zum Licht am Ende eines mühsam gewordenen Weges» (Zitat von Franz v. Assisi).

Liebe Annelies, wir sind überzeugt, dass nach diesem «Tor zum Licht» dein lieber, so sehr vermisster Hans auf dich gewartet hat und wir werden dich in bester Erinnerung behalten. Wir sind dir dankbar für alles, was wir mit dir erleben durften.

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