Nachruf

20. Januar 2021

Josef Amrein-Feer

Römerswil

Josef Amrein erblickte am 20. Oktober 1936 als drittes Kind von Anton und Elisabeth Amrein-Brunner im Dorf Römerswil das Licht der Welt. Zusammen mit vier Brüdern und zwei Schwestern verbrachte er eine schöne und unbeschwerte Kindheit. Auf dem kleinen elterlichen Landwirtschaftsbetrieb mitten im Dorf neben der alten «Sonne» gab es viel zu erkunden und zu entdecken. Sepp war ein aufgeweckter Bub und ein ausgezeichneter Schüler. Die Primar- und Sekundarschule besuchte er in Römerswil. Bereits während der Schulzeit wurde Sepp auf Nina Feer vom Hof Gosperdingen aufmerksam. Dass daraus einmal eine grosse Liebe wachsen würde, war ihm damals aber noch nicht bewusst. Sepp erlernte schon früh das Trompetenspiel und trat bereits in jungen Jahren der Musikgesellschaft bei. Dies war nicht weiter verwunderlich, waren doch sowohl sein Vater Anton als auch sein Grossvater Xaver Dirigenten.


Nach der obligatorischen Schulzeit machte Papi die Ausbildung zum Landwirt. In diese Zeit fiel auch der Brand der Scheune am Stephanstag 1951. Beim Bau der neuen Scheune durfte die Familie eine grosse Solidarität erfahren, wurde doch der grösste Teil des benötigten Holzes von Waldbesitzern aus Römerswil und Umgebung gespendet. Die Ausbildung schloss Sepp mit dem Besuch der Landwirtschaftlichen Schule in Sursee ab. Die anschliessenden Wanderjahre führten ihn auf diverse Betriebe in der näheren Umgebung. In besonders guter Erinnerung blieb ihm seine Anstellung bei der Familie Habermacher in Neuenkirch.


Im Frühjahr 1956 besuchte Sepp die Rekrutenschule als Militärtrompeter in Luzern. Er hatte in der Zwischenzeit von der Trompete auf den B-Bass gewechselt. Dies machte sich jeweils auch auf den Märschen – beispielsweise über den Glaubenberg – bemerkbar, wo das Instrument natürlich mitgetragen werden musste. Beim Militärspiel konnte Sepp seine grosse Leidenschaft ausleben und viele Freundschaften schliessen.


Aus der Bekanntschaft mit Nina wuchs mit der Zeit eine tiefe Liebe. Am 21. April 1964 läuteten die Hochzeitsglocken für das junge Paar in der Wallfahrtskapelle Gormund. Schon ein Jahr später war das Familienglück mit der Geburt von Josef perfekt. Mit Lucia, Pius, Monika, Andrea und Hubert wuchs die Kinderschar mit der Zeit auf drei Söhne und drei Töchter an. Papi war uns ein herzensguter Vater und gewährte uns viele Freiheiten. Wenn es nötig war, sprach er aber auch einmal ein Machtwort und zeigte uns die Grenzen auf. So erzog er uns zu selbstverantwortlichen Menschen.


Der Bauernbetrieb erwies sich schon bald als zu klein. Darum gab Sepp 1969 den Betrieb auf und verpachtete das Land an Landwirte aus der Nachbarschaft. Bei der Kooperation Beromünster fand er eine Anstellung als Waldarbeiter. Zwischenzeitlich absolvierte er die Ausbildung zum Förster und schloss diese 1972 erfolgreich ab. Als Förster trat er in die Fussstapfen seines Vaters, welcher dieses Amt bis zu seinem Tod 1971 ausgeführt hatte. In dieser Funktion hatte Sepp regen Kontakt mit den Waldbesitzern und konnte diese betreffend Waldbau beraten. Sepp baute auch eine eigene Baumschule auf und belieferte die Waldbesitzer mit Jungpflanzen aus dem eigenen Betrieb. Im Alter von 51 Jahren erlitt Sepp einen Herzinfarkt, was ihn dazu zwang, beruflich kürzerzutreten. Das Amt als Förster übte er aber bis zu seiner Pensionierung weiter aus.


Einen hohen Stellenwert im Leben von Sepp genoss die Blasmusik. Während 57 Jahren spielte er bei der Musikgesellschaft Römerswil mit. Er war ein ausgezeichneter Musikant und für alle ein Vorbild an Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Probenbesuch. Er war auch ein begnadeter Schauspieler. Mehrmals spielte er beim Theater der Musikgesellschaft im alten Sonnensaal mit – öfters auch unter der Regie seines Vaters Anton. Ebenso wichtig wie das Musikalische war für Sepp die gute Kameradschaft unter den Musikanten. Gerne pflegte er die Geselligkeit nach der Probe oder einem Auftritt und gab dabei seine träfen Sprüche zum Besten. Es erfüllte ihn mit Freude und Stolz, dass auch seine Kinder und Grosskinder Freude an der Blasmusik haben. Sepps Verlässlichkeit wurde auch von anderen Ins­titutionen geschätzt. So war er auch viele Jahre im Kirchenrat oder im Vorstand der Wasserversorgung tätig.


Mit grosser Freude zog die Familie im Jahr 1989 in das neu erstellte Haus ein. Hier war jetzt der neue Familienmittelpunkt, wo sich die Familie traf und Gäste jederzeit gerne willkommen waren.


Allmählich flogen wir Kinder aus und es wurde ruhiger im Haus von Sepp und Nina. Dies änderte sich im Jahr 2001 durch den Einzug von Pius und Rita im oberen Stock. Mit der Geburt von Lukas wurde Sepp erstmals Grosspapi. Es folgten bald die weiteren Grosskinder Catarina, Silvan, Mattia, Simona, Noah und Adriana. Papi liebte seine Grosskinder innig und hatte immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen.


Sepp schaute gerne rund um das Haus zum Rechten. Zu seinen Aufgaben gehörten zum Beispiel der Unterhalt des Rasens, das Schneiden der Sträucher, Laubrechen, Brennholz bereitstellen, Heizen, Schneeräumen, Entsorgen, usw. Die Arbeit im Blumen- und Gemüsegarten überliess er hingegen gerne Mami, welche hier das Sagen hatte. Bei den regelmässigen Treffen mit der Familie war Sepp jeweils mit grosser Begeisterung für das Grillieren und den Wein zuständig. In einer lustigen Runde mit lieben Leuten fühlte sich Papi sichtlich wohl.


Bei gutem Wetter war Sepp gerne in der Natur unterwegs. Regelmässig unternahm er auch Wanderungen in die Berge der Innerschweiz. Häufig tat er dies in Begleitung seines Bruders Walter. Auch der tägliche Spaziergang in seinen geliebten Wald gehörte zum Standardprogramm. Dank des E-Bikes wurden auch längere Velotouren – zum Beispiel zu Walter nach Geuensee – möglich. Regelmässig gönnten sich Mami und Papi auch Carreisen oder Jass-Ferien. Sepps Lieblingsdestina­tion war Seefeld im Tirol.


Eine grosse Veränderung in Sepps Leben ergab sich durch die fortschreitende Demenzerkrankung seiner geliebten Frau Nina. Sepp unterstützte und betreute Mami so gut es seine Kräfte und sein Fachwissen zuliessen und gelangte dabei öfter an seine Grenzen. Im Herbst 2018 wurde Mamis Einweisung ins Pflegeheim Rosenhügel in Hochdorf unausweichlich. Dadurch fiel eine grosse Verantwortung von Sepp ab. Andererseits war er jetzt häufig allein und er spürte die Einsamkeit. Der tägliche Mahlzeitendienst sowie die wöchentlichen Besuche der Spitex brachten eine willkommene Abwechslung und Struktur in seinen Alltag. Das Highlight der Woche bildete jeweils am Donnerstag der Besuch in der Bodenmatt. Hier durfte er nicht nur ein vorzügliches Menü geniessen. Ebenso wichtig waren ihm die Gespräche mit den anderen Gästen und der anschliessende Jass. Auch seine frühere Skepsis gegenüber dem Frohen Alter kehrte sich mit den Jahren ins Gegenteil. Mit grosser Freude nahm er jeweils an den Ausflügen und den diversen Veranstaltungen teil und genoss die gute Gesellschaft und die willkommene Abwechslung. Den zweiten Höhepunkt der Woche bildete der Sonntag. Diesen durfte er jeweils im Kreis seiner Familie verbringen.


Den Tod seiner Frau Nina im Herbst 2019 verkraftete Sepp zumindest äus­serlich erstaunlich gut. Ihre Einweisung ins Heim stellte für ihn wohl den grösseren Einschnitt dar. In den letzten Wochen seines Lebens blühte Sepp nochmals richtig auf. An Silvester 2019 im Familienkreis musste er zum Heimgehen ermuntert werden. Ebenso wenige Tage später am Jahreskonzert der Musikgesellschaft. Auch hier kostete er den schönen Moment mit der Familie und mit Freunden so lange wie möglich aus. Womöglich ahnte Sepp, dass es das letzte Mal sein könnte.


Am 20. Januar 2020 hat dein Herz völlig überraschend aufgehört zu schlagen. Wir glauben daran, dass du jetzt wieder mit Mami zusammen bist. Lebe wohl, Papi.

In tiefer Dankbarkeit, Deine Familie