Nachruf

19. September 2018

Maria Stocker-Wüest

Lebenslauf

Eine grosse Gemeinschaft hat am 25.  Mai 2018, von dir, einer grossartigen Frau, Mutter, Schwester, Gastgeberin und Freundin Abschied genommen. Dein Leben war geprägt von grossem Schaffen von morgens bis abends für die Familie, den Hof und das Gasthaus.

Wie es deiner bescheidenen Art entspricht, wolltest du, dass wir einmal nicht allzu viel von dir erzählen. Deine elf Kinder könnten aber Bücher schreiben über dich. Xaver, Peter, Sepp, Maria, Franz, Margrit, Beat, Benno, Rita, Markus und Bruno haben eine eigene Geschichte mit dir und so auch deine 35 Grosskinder und 29 Urgrosskinder.

Geboren bist du am 21. Mai 1924 und mit vier Geschwistern unbeschwert auf dem Hof in Oberreinach, Herlisberg aufgewachsen. Die Gesamtschule in Retschwil, Sekundar- in Römerswil, Haushaltschule in Beromünster, Kochschule Salesianum in Zug und die Hotelfachschule in Luzern, waren für dich wichtige Stationen. Im Kirchenchor und im Theaterverein in Römerswil hast du dich engagiert und die Geselligkeit gepflegt. Das Velo war für dich ein beliebtes Verkehrsmittel und schenkte dir Eigenständigkeit. Damit hast du Wege bis nach Luzern zurückgelegt. Auch die Musikgesellschaft Römerswil war dir schon früh wichtig und wertvoll. In der Kriegszeit, während der Rationierung, hast du Verantwortung übernommen im Verteilen der Lebensmittelmarken.

Mit 23 Jahren hast du deiner grossen Liebe Xaver Stocker das Ja-Wort gegeben und mit ihm unsere Familie gegründet. Zusammen habt ihr neben der Familie die «Sonne» in Römerswil und den Bauernhof bewirtschaftet. Für diese vielfältigen Aufgaben hast du deinen vollen Einsatz gegeben und alle fanden bei dir immer ein offenes Ohr. Da du eine geschätzte Arbeitgeberin warst, haben sich daraus langjährige Freundschaften ergeben, besonders auch zur Familie Schuler.

Deine Freizeit bestand aus Handarbeiten, meistens für Kleider der Kinder, oder zum Sticken von Gobelinbildern. Ein grosses Hobby war das Fotografieren, was unzählige, wunderschöne Familienalben ergab.

Weihnachten waren besondere Höhepunkte in der Familie, die du mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet hast. Viel Energie hast du aufgewendet, bis für jedes Kind das passende Geschenk unter dem Weihnachtsbaum lag. Auch für einsame Menschen blieb die Sonne an diesem Abend selbstverständlich offen.

Respekt und Achtung waren Werte, die du und Babi vorgelebt habt und die spürbar waren in eurer gegenseitigen Wertschätzung. Die grosse Kraftquelle für euch war der Glaube und das Gebet.

Trotz der vielen Aufgaben hatte auch Humor immer Platz. Du hast es verstanden, aus jeder Situation das Beste zu machen, was dir grosse Zufriedenheit schenkte. Rückblickend sagtest du einmal: «Weisch de Babi ond ech hend's immer e so gmacht, wie mer's zo dem Zytponkt för rechtig gfonde hend.»

Freiheit war dir ein wichtiger Wert. Das kam in deiner Eigenständigkeit immer wieder zum Ausdruck. So hast du mit über 50 Jahren noch Autofahren gelernt. Auch deine Agenda und Buchhaltung hast du minutiös bis zum letzten Tag geführt.

Als die Zeit es erlaubte, hast du mit Babi das Reisen entdeckt. Mit rund 65 Jahren wart ihr das erste Mal am Meer in Oman und Sardinien. Dann folgten Amerika, Polen, Russland, Rom, Prag und Lourdes. Familienferien hast du nur einmal, aber intensiv, im Tessin erlebt.

Im Jahr 2000 ist dein geliebtes Grosskind Marla verstorben und 2002 musstest du schweren Herzens von deinem geliebten Xaver Abschied nehmen. Auch diesen Schicksalsschlägen hast du dich gestellt und es geschätzt, die Familie an deiner Seite zu wissen.

Im Alltag ohne Babi kam einmal mehr dein grosses Organisationstalent zum Vorschein. Jedem deiner Kinder hast du eine spezifische Aufgabe zugeteilt. So hattest du die Fusspflegerin, den Treuhänder, Techniker, Bankier, stille Berater etc. in der eigenen Familie. Deine aussergewöhnliche Persönlichkeit kam auch in deiner Klarheit oft zum Ausdruck und wir erinnern uns schmunzelnd an Situationen, die uns deine Bestimmtheit spüren liessen.

Die letzten Jahre im Rosenhügel wurden dir viel Ruhe und Zeit mit deinen Liebsten geschenkt. Zahlreiche Besuche erfreuten sich deiner Offenheit und Gastfreundschaft.

Am Pfingstsamstag, 19. Mai 2018, kam der Abschied. Nach deiner Suppe und einem letzten Blick in die Agenda, die für den Folgetag nichts vorsah, hast du dich hingelegt und bist im Beisein von Familienangehörigen, friedlich und still, zwei Tage vor deinem 94. Geburtstag, eingeschlafen.

Wir sind glücklich, dass wir dich so lange haben durften. Unendliche Dankbarkeit wird uns immer begleiten für dein unermüdliches Schaffen und dein grosses Herz. Du hinterlässt eine grosse Strahlkraft weit über die Familie hinaus.

Wir danken dir für alles, liebs Mami, liebi Mame, liebs Grosi und Urgrosi. Leb wohl, behüte dich Gott und auf Wiedersehen. Heb's guet mit dim Saferi – eusem Babi ond de Marla.

Deine 11 Kinder, 35 Grosskinder,
inzwischen 31, bald 32 Urgrosskinder und Familien.