Nachruf

19. Juli 2017

Sophie Thali-Lang

Hitzkirch

Unser Mueti wurde nahe am Baldeggersee in Retschwil als zweites Kind von Sophie und Franz Lang-Erni am 16. Februar 1924 geboren. Mit ihren fünf Brüdern durfte sie auf dem Schmittenhof eine unbeschwerte Kindheit erleben. Schon früh musste sich Mueti, wie es damals so war, mit der körperlich anstrengenden Arbeit auseinandersetzen. Das Fischen und Jagen ihrer Brüder verfolgte sie mit grossem Interesse. Nach der obligatorischen Schulzeit wurde ihre Arbeitskraft auf dem elterlichen Hof gebraucht. In dieser Zeit war es ihr möglich, die Bäuerinnenschule in Pfäffikon zu besuchen. Zwischen all den Arbeiten im Haus und Hof fand sie Abwechslung in der Trachtengruppe.

Im Jahr 1945 begegnete Mueti unserem Vati und ihre Beziehung fing an zu wachsen. 1950 heirateten unsere Eltern im Melchtal und Mueti zog zu ihrem Hans nach Gelfingen. Dort lebte sie mit den Schwiegereltern und den ledigen Geschwistern von Hans im gleichen Haushalt. Bald gab es neues Leben bei Thalis. Sechs Kindern schenkte Mueti das Leben. Sophie, Mathilde, Markus, Hansli, Pius und Zita. Mit Schmerzen mussten unsere Eltern kurz nach der Geburt von Hansli Abschied nehmen. Zusammen mit unseren Grosseltern, Onkeln und Tanten fühlten wir uns geborgen. Erst in späteren Jahren spürten wir, wie Mueti die anspruchsvolle Zeit meisterte. Mit Hingabe pflegte sie die Blumen, den Pflanzplätz und freute sich am Wachsen und Gedeihen auf dem Feld. Zusammen mit unserem Vati wurden die Felder und Obstgärten gepflegt und gehegt. Wir Kinder waren beim Kartoffeln auflesen, Heuen, Obst ernten oder Bohnen ablesen willkommene Helfer. Über eine Glace, ein Joghurt oder ein Glas Himbo, zur Belohnung am Abend, freuten wir uns sehr.

Zwischendurch ein Tagesreisli oder im Winter eine gemeinsame Schlittenfahrt von Lieli durch die Hole bis vor die Haustüre, war das ein Hit! In der kalten Jahreszeit wurde nach dem Znacht gemeinsam der Rosenkranz gebetet und dann gab es noch einen Jass. So sorgte Mueti für uns und versuchte nach ihren Kräften, uns zu führen und Geborgenheit zu schenken. Ein Freudentag war 1965 die Primiz von ihrem Bruder Pater Ansgar, durfte sie ihn doch als geistliche Mutter begleiten. Die regelmässigen Telefonanrufe mit ihm taten ihnen gut und sie fühlte sich wie eine sorgende Mutter.

Durch das Erwachsenwerden der Kinder bekamen die Eltern vermehrten Freiraum, um gemeinsam eine Reise zu machen und auch Ferien wurden möglich. Im Jahr 1980 übergaben unsere Eltern den Hof an Markus und Christine und sie durften mit unserer Grossmutter ins Stöckli einziehen.

Im Laufe der Zeit durfte Mueti sich an 15 Grosskindern und 17 Urgrosskindern erfreuen. Das jüngste, Tabea, ist sieben Wochen alt. Mueti war immer sehr interessiert und verfolgte die Zukunftspläne ihrer Enkel und Urenkel mit Interesse.

Um die Weihnachtszeit backte Mueti vermehrt «Züpfe» und verschenkte sie an Leute, die einsam oder schwer zu tragen hatten und zeigte so ihr Mitgefühl. Mit ihren Geschwistern, Schwägerinnen und Schwagern war sie sehr bemüht, eine gute Verbindung zu pflegen. 2007 wünschten unsere Eltern, ins Alterswohnheim Chrüzmatt, Hitzkirch, zu ziehen. Im März 2008 ist unser Vati nach 58 Ehejahren im Alter von 89 Jahren gestorben. Mueti fühlte sich aufgehoben im Alterswohnheim. Das Personal spürte, was Mueti gerne machte und was ihr guttat. Wunderbar geborgen in der Chrüzmatt führte sie ein selbstbestimmtes Leben. Mueti entdeckte während ihrem Aufenthalt ihre kreative Ader. Die von ihr gemalten Blumenbilder verschönern nun unser Daheim.

In der obersten Schublade vom Stubenbuffet hatte sie ihr Vergissmeinnicht versorgt. Geburtstage von mehreren Hundert Personen hat Mueti dort eingetragen. So hat sie an ihre Lieben gedacht. Letzten Herbst erlitt Mueti einen Oberarmbruch. Langsam schwanden ihre Kräfte. Nach einem erfüllten Leben durfte Mueti sich am Sonntagabend, 7. Mai 2017, in Gottes Hände legen. Bei jedem Abschied, sei es am Telefon oder bei einem Besuch, entliess sie uns mit einem Bhüeti Gott. So lassen wir dich, liebes Mueti, mit grosser Achtung und Dankbarkeit gehen. Bhüeti Gott, liebes Mueti!

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