Talstrasse-Gegner gründen eine IG

Die Gegner der geplanten Talstrasse formieren sich: Am Dienstagabend trafen sich 40 Personen im Kulturzentrum Braui zur Gründungsversammlung der IG QuerfeldNein.

Die Gründungsversammlung der IG QuerfeldNein in der Braui in Hochdorf.
Yves Bucher

«Seit Jahrzehnten ist die weiträumige Umfahrung der Dörfer Eschenbach, Ballwil und Hochdorf als sogenannte Talstrasse ein brennendes Thema. Bisher meldeten sich jedoch fast ausschliesslich die Befürworter einer solchen Strasse zu Wort. Doch längst nicht alle Bewohner des Seetals begrüssen diese neue Strasse quer durch das Tal.» Mit diesen Worten begann die Einladung zur Gründungsversammlung der «IG für eine vernünftige Verkehrslösung» mit dem Namen QuerfeldNein. Am Dienstag fand nun diese Versammlung statt. Einer der Initiatoren der IG, der Hochdorfer Hans Bächler, sagte dazu in seiner Begrüssungsrede: «‹Für die Entwicklung des Seetals ist die Umfahrungsstrasse ein entscheidender, wenn nicht gar der wichtigste Erfolgsgarant.› Die Idee Seetal bringt diese Aussage mit einer Selbstverständlichkeit, als ob dies die absolute Wahrheit wäre. Sie ignoriert dabei, dass zur Talstrasse auch eine gegenteilige Meinung existiert.»

Die IG will nun Personen und Gruppen, welche eine Gegenposition zur Talstrasse vertreten, eine Plattform bieten. Es gehe auch darum, «echte alternative Lösungen zu prüfen», so Bächler weiter. Denn genau dies sei nie geschehen, betont Raumplaner Martin Kaeslin aus Hochdorf. «Es gab nie ein Mitwirkungsverfahren für die Bevölkerung. Nur die Gemeinden konnten sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit äus­sern.» Alternativen seien im Seetal nie diskutiert worden. Die IG QuerfeldNein wolle diese Diskussionen nun lancieren. Klaus Helfenstein aus Hochdorf stellte zudem klar: «Wir sehen die Verkehrsprobleme. Mit einer neuen Stras­se werden diese aber nicht gelöst.» Mehr Stras­sen generierten mehr Verkehr, «und diesen wird man nicht mehr los.» Als betroffener Landwirt skizzierte Lucius Kaufmann aus Eschenbach die Geschichte der Talstrasse und forderte ein gemeinsames Handeln.

Keine Transparenz

«Die IG QuerfeldNein hat keine bestimmte politische Ausrichtung», sagte SP-Mitglied Hans Bächler. Tatsächlich ging es am Dienstagabend um die Sache Talstrasse und nicht um Parteipolitik. Anwesend waren vor allem auch von der geplanten Linienführung der Talstrasse betroffene Landwirte. Diese diskutierten die laufenden Probebohrungen für die Vorprojekte der Talstrasse. Unisono bemängelten sie die fehlenden Informationen. Personen würden zurzeit mit konkreten Plänen auf ihren Grundstücken herumlaufen, die Pläne lägen aber niemandem der betroffenen Pächter oder Grundstückbesitzer vor. Bei Probebohrungen oder später auch Baggerschlitzen könnten so auch Leitungen beschädigt werden.

Die Informationspolitik des Kantons gab in der Folge unter allen Anwesenden zu reden. Auch SP-Kantonsrätin Trudi Lötscher zeigte sich erstaunt: «Wir Kantonsräte wissen auch nicht mehr als ihr. Zudem bin ich auch noch in der Kommission Verkehr und Bau. Aber sogar dort wissen wir nichts.» Martin Kaeslin berichtete, dass er bei der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur nach Unterlagen und Dokumenten nachgefragt habe. Die Antwort der Dienststelle war: «Momentan sind die Seetaler Gemeinden in die Projekt­arbeit eingebunden und vertreten die Interessen der Bevölkerung.» «Wir werden nicht aufgeben und nachhaken», so Martin Kaeslin.

Zerstörung von Kulturland

Neben dem Verlust von Kulturland und der Zerschneidung von intakten Landwirtschaftsfeldern, was die Bewirtschaftung erschweren würde und auch Investitionen zur Folge hätte, sprechen die Verantwortlichen der IG in einem ersten Argumentarium auch von einem massiven Verlust von Qualität bezüglich des Erholungsgebietes. «Der ganze Landschaftsraum zwischen Eschenbach und Hochdorf östlich der aktuellen Kantonsstrasse ist ein attraktiver Erholungsraum mit verschiedenen Wander- und Radwegen. Die Talstrasse zerschneidet diesen in zwei Teile», so das Argumentarium der IG. Zudem würden wichtige Wildkorridore unterbrochen. Auch das Vernetzungsprojekt, an dem sich viele Landwirte beteiligen und durch welches viele neue Naturstrukturen geschaffen worden seien, wäre betroffen. «Die Talstras­se zerstört jahrelange Aufbauarbeit.»

Probleme verlagern

Die Verantwortlichen der IG sind überzeugt, mit der neuen Umfahrungsstras­se würde man die Verkehrsprobleme nur verlagern. Da die Verkehrsprobleme in den Agglomerationen grösser seien als auf dem Land, würde mit dem Bau der Talstrasse Geld fehlen für Verkehrslösungen auf Strasse und Schiene in der Agglomeration. «Was nützt es, wenn wir mit der Talstrasse ein paar Minuten früher im Stau der Agglomeration stehen?», fragte Martin Kaeslin. Die anderen Kantone würden sich freuen, dass der Kanton auf Bundesgelder verzichten würde. Denn dieser subventioniere nur Verkehrsprojekte in den Agglomerationen, nicht aber Umfahrungsstrassen auf dem Land.

Schneller in der Agglomeration heis­se auch öfters in der Agglomeration. «Ein kurzer Trip ins Shopping Center oder ins neue Ebisquare in Ebikon wird attraktiver», betonte Hans Bächler. Das lokale Gewerbe würde Kunden und Umsatz verlieren.

«Die Talstrasse führt auf die Autobahnzufahrt Buchrain. Diese ist bereits heute stark überlastet. Auch der Autobahnabschnitt Buchrain–Emmen meldet fast täglich Stau.» Zudem stocke der Verkehr auch auf der Sempacherstras­se in Hochdorf, welche dann als Zubringer der Talstrasse fungieren würde. Und die Industriestrasse, zukünftig als Teilstück der Talstrasse geplant, sei ein wichtiger Schulweg für viele Kanti-Schüler und eine Radwegverbindung für die Besucher der Badi Baldegg und der Sporthalle Baldegg.

Informationen, Diskussionen, Aktionen

Die IG möchte vor allem informieren, Diskussionen auslösen und führen sowie Aktionen planen und durchführen. «Eine Möglichkeit wäre, die Linienführung der Talstrasse auszustecken und die Leute an einem schönen Sonntag einzuladen, die Strecke abzulaufen», sagte Hans Bächler. «Damit man mit eigenen Augen sieht und realisiert, welche Landschaft zerstört würde.» Die IG werde sich in Zukunft um mehr Informationen bemühen und diese auf der Homepage www.querfeldnein.ch aufschalten. «Dies soll die Diskussion weiter entfachen.»

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