«Wir müssen die Jungen besser einbinden»

Claudia Wedekind und Melanie Casanova heissen die beiden neuen Präsidentinnen der CVP Wahlkreis Hochdorf. Unter ihrer Führung soll eine Jungpartei im Seetal entstehen. Auch bei der C-Frage haben die beiden ein klares Ziel.

Gehen politisch gemeinsame Wege: Melanie Casanova (links) und Claudia Wedekind leiten die CVP Wahlkreis Hochdorf mit einem Co-Präsidium.
Jonas  Hess

Claudia Wedekind und Melanie Casanova, was sind die Aufgaben der Wahlkreispartei CVP Hochdorf?
Claudia Wedekind
: Das Ziel einer Wahlkreispartei ist, die Leute für Politik zu motivieren. Dies wird durch die Vernetzung der einzelnen Ortsparteien gefördert. Zudem werden Haltungen der Kantonal- oder auch Nationalpartei aufgenommen und in den jeweiligen Wahlkreis eingebracht. Als Präsidentinnen der Ortspartei haben wir auch viele repräsentative Aufgaben und besuchen Wahlkampf-, aber auch Parteianlässe von einzelnen Ortsparteien. Dabei fungiert die Ortspartei als Ansprechpartner und Vernetzer. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist der Wahlkampf. Potenzielle Kandidaten werden durch die Ortsparteien angefragt und motiviert, zu kandidieren. Zudem wird der gesamte Wahlkampf durch den Wahlkampfleiter und vom Vorstand des Wahlkreises koordiniert und begleitet.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, die Parteileitung im Wahlkreis Hochdorf zu übernehmen?
Wedekind
: Ich war bereits zwei Jahre im Vorstand, als Vorgänger Pirmin Jung mich anfragte, ob ich sein Amt übernehmen möchte. Ich war damals frisch Kantonsrätin und brauchte noch etwas Zeit für die Entscheidung. Als Melanie Casanova dem Vorstand beitrat, haben wir uns gemeinsam entschieden, das Präsidium zusammen zu übernehmen.

Was war Ihre Motivation?
Wedekind
: Man kann nur etwas erreichen, wenn man aktiv ist. Ortsparteien sind wichtig. Einerseits politisch, im Hinblick auf Wahlen, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Kerngedanke ist ja immer, zusammen etwas fürs Gemeindewohl zu tun. Bei uns ist es jetzt auf politischer Ebene, bei anderen erfüllt der Sport- oder Musikverein diesen Zweck.
Melanie Casanova: Für mich ist diese Aufgabe eine ganz neue Erfahrung. Gerade dieser neue Aspekt hat mich gereizt. Als amtierende Gemeinderätin von Schongau ist es mir wichtig, mich auch politisch zu engagieren.

Auch um Erfahrungen zu sammeln?
Casanova
: Auf jeden Fall. Zudem will ich mich mit anderen Menschen vernetzen, das ist für mich das A und O.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Wahlkreispartei Hochdorf?
Casanova
: Eines unserer Hauptziele ist die Förderung einer jungen CVP im Seetal. Wir möchten die jungen Seetalerinnen und Seetaler motivieren, sich politisch zu engagieren.

Es gibt also Nachholbedarf bei den Jungen?
Wedekind
: Ja, momentan gibt es im Wahlkreis Hochdorf keine Jung-CVP. Wir sind der Überzeugung, dass wir die Junge besser in die Politik einbinden müssen. Ob uns das gelingen wird, werden wir sehen.

Wohin gingen junge Seetalerinnen und Seetaler bisher, wenn Sie sich für die CVP politisch engagieren wollten?
Wedekind
: Bisher sind sie einfach nicht gemeinsam organisiert. Ich kann zwar vor allem von Ermensee sprechen, aber dort werden die Jungen in der Ortspartei so gut wie möglich eingebunden, beispielsweise in Kommissionen. Unter sich sind sie aber nicht organisiert, das möchten wir ihnen in Zusammenarbeit mit der Jungen Mitte Luzern ermöglichen.
Casanova: Ich glaube, dass diese Unterstützung wichtig ist und von den Jungen auch in Anspruch genommen wird. Wir wollen Hand bieten, damit eine Jungpartei auch Sicherheit bekommt und mit uns einen Ansprechpartner hat.

Spüren Sie das Interesse der Jungen denn auch, eine eigene Partei aufzubauen?
Wedekind
: Der Wahlkreisvorstand hat die Ortsparteien nach Namen von potenziell Interessierten angefragt und es kamen einige zusammen. Der nächste Schritt ist nun, diese Leute zu kontaktierten. Aber klar, es steht und fällt natürlich mit diesen jungen Leuten, ob etwas zustande kommt oder nicht.
Casanova: Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass sich Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker gerne bei uns melden können, welche Interesse haben. Wir sind gerade in den letzten Zügen, um ein Treffen zu organisieren.

Als Präsidentinnen des Wahlkreises Hochdorf sind Sie im regen Austausch mit den Ortsparteien. Wie zufrieden sind Sie mit deren Arbeit? Wer hat noch Nachholbedarf?
Casanova
: Es müssen alle mitziehen. Einerseits müssen die Mitglieder die Motivation aufbringen, damit in den einzelnen Orten wieder mehr geht. Ich habe festgestellt, dass es Ortsparteien gibt, die sehr gut funktionieren und auch Junge engagieren. An kleineren Orten stellen wir aber auch fest, dass es schwieriger ist, die Leute dafür zu motivieren, mehr Zeit in die Partei zu investieren, damit sie an Attraktivität gewinnt.
Wedekind: Aber grundsätzlich kann man sicher sagen, dass wir im Schnitt gesehen sehr aktive und gute Ortsparteien haben. Vor allem auch gute Präsidien. Noch einmal etwas Schwung reinbringen, insbesondere während den Jahren zwischen den Wahlen, ist aber sicher erforderlich.

Wie kann man denn eine Ortspartei konkret attraktiver machen?
Wedekind
: Ein Beispiel ist sicher die Organisation von Anlässen. So merkt die Bevölkerung, dass eine Ortspartei aktiv ist. Wichtig ist dann auch, andere Ortsparteien dafür einzuladen und zu motivieren, selber einen Anlass durchzuführen. Das ist sicher etwas, was wir mehr machen sollten. Ein aktuelles Beispiel zeigte die CVP Eschenbach, welche Blumenkugeln an die Bevölkerung verschenkte und die anderen Ortsparteien darauf aufmerksam machte. Dieser Austausch führt automatisch zu mehr Motivation, weil man ja auch dabei sein will.

Ihr Vorgänger Pirmin Jung war in den vergangenen vier Jahren Wahlkampfleiter. Diese Aufgabe behält er nach dem Willen des Vorstands weiterhin. Warum?
Wedekind
: Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist es eine Ressourcenfrage. Eine solche Wahlkampfleitung benötigt unglaublich viel Zeit. Zum anderen ist Pirmin einfach ein sensationell guter Wahlkampfleiter. Man braucht beim Thema Wahlkampf gewisse Erfahrung und wir haben ihn deshalb auch gefragt, ob er zusammen mit Adrian Bühler weiterhin für den Wahlkampf zuständig sein kann. So können wir uns auf die Arbeit unter dem Jahr konzentrieren. Zudem werde ich voraussichtlich wieder für den Kantonsrat kandidieren. Somit hätte ich eine Doppelrolle, was nicht ideal ist.
Casanova: Wir sind sehr froh um die gute Unterstützung durch die anderen Vorstandsmitglieder. Neben dem zeitlichen Aspekt wäre es für mich verfrüht, einen Wahlkampf zu übernehmen, von den erfahrenen Kollegen zu lernen steht für mich an erster Stelle.

Der Wahlkreis Hochdorf wird zum ersten Mal von zwei Frauen präsidiert. Auch der Wahlkreis Sursee, Luzern Land und Luzern Stadt wird von Frauen geführt. Somit leiten derzeit mehr Frauen als Männer einen Wahlkreis im Kanton. Ist das bewusste Frauenförderung der CVP Luzern?
Wedekind
: Frauenförderung ist in unserer Partei sicher ein Thema, aber nicht in diesem Zusammenhang. Grundsätzlich spielt es aus meiner Sicht keine Rolle, ob ein Mann oder eine Frau einen Wahlkreis führt. Es muss einfach jede und jeder gute Arbeit leisten.
Casanova: Ich bin da gleicher Meinung. Es geht um die Person, welche hinter einem Amt steht. Das Geschlecht ist nicht unbedingt wichtig, es muss einfach stimmig sein und die verantwortlichen Personen müssen Freude an ihrer Aufgabe haben.

Bleiben wir bei der Parteistrategie. Was glauben Sie, wird ihr Wahlkreis bald in «die Mitte» unbenannt?
Wedekind
: Das hängt von den kantonalen Delegierten ab, welche im Herbst über diese Frage entscheiden werden. Was vom Kanton entschieden wird, werden die Ortsparteien übernehmen.

Was halten Sie persönlich vom Namenswechsel?
Casanova
: Wir haben uns als Ortspartei für «die Mitte» entschieden.
Wedekind: Wir sind der Meinung, dass dieser Namenswechsel Schwung und eine neue Definitionsmöglichkeit vor allem für junge Leute gibt. Ich weiss aus meinem Bekanntenkreis von einigen, welche sagen, dass sie mit dem neuen Namen auch wieder die Partei wählen werden.

von Jonas Hess

Claudia Wedekind (46) ist in Hochdorf aufgewachsen und wohnt in Ermensee. Die ausgebildete Sekundarlehrerin ist CVP-Kantonsrätin und neben ihrer Tätigkeit im Wahlkreis Hochdorf auch im Vorstand der CVP Frauen Kanton Luzern aktiv. Wedekind ist stellvertretende Geschäftsleiterin einer Pflegefamilienorganisation.
Melanie Casanova (47) ist seit 2019 Gemeinderätin in Schongau. Die dreifache Mutter wurde als Parteilose in den Gemeinderat gewählt und ist mittlerweile der CVP beigetreten. Die gelernte Hotelfachfrau ist für die Erziehung ihrer drei Kinder zuständig und arbeitet Teilzeit im Sekretariat eines Golfclubs.

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