«Ich bin radiogeil»

Er ist Entertainer durch und durch: Maik Wisler legt als DJ auf, arbeitet seit über 20 Jahren für das Radio und wollte einmal Fussball-Profi werden. Seit Mitte August moderiert der 40-jährige Seetaler bei «Energy Luzern» die Morgenshow.

Milena Stadelmann

Als kleiner Junge tanzte und sang Maik Wisler in Lederjacke zu den Kassettli von Matthias Reim und David Hasselhoff. «Ich stand schon immer auf Unterhaltung, ich bin ein Entertainer», sagt der 40-Jährige. Heute begrüsst er bei «Energy mein Morgen» seine Zuhörerinnen und -hörer mit den Worten: «Es guets verwache, es guets ufstoh.»

Jahrelang war Wislers Stimme bei Radio Pilatus zu hören. Dann folgte der Wechsel zu «Energy Luzern». Plakate mit seinem Gesicht sind im ganzen Kanton verteilt, werben für den neuen Sender des Privatradio-Netzwerks. «Energy» gibt es bereits an den Standorten Basel, Bern und Zürich. Am 16. August ging Wisler mit «Energy Luzern» zum ersten Mal auf Sendung. Damals noch im Hotel Schweizerhof – Bauarbeiten verzögerten den Einzug in das Radiostudio. «Das war Rock'n'Roll», sagt Wisler, der in einer Seetaler Gemeinde wohnt. 

Rückkehr zu den Wurzeln

An diesem Samstag Mitte Oktober hat es sich der Radiomoderator in einem Sessel gemütlich gemacht. «Energy Luzern» ist inzwischen an seinem endgültigen Standort eingezogen. An der Hofstrasse 2 in Luzern, zwischen Altstadt, Löwencenter und See. Noch sind die Fenster mit Energy-Logos beklebt. Bald werden sie entfernt, dann können die Passanten beim Vorbeilaufen den vier Mitarbeitenden bei der Arbeit zusehen. Das Studio ist modern eingerichtet. An den Wänden hängen Bildschirme, darauf erscheinen Impressionen aus der Welt von «Energy». Ein paar Kartonschachteln erinnern an den kürzlichen Einzug. 

Im Studio läuft leise der eigene Radiosender. «Energy ist meine Jugendliebe, die nie erloschen ist», sagt Wisler. 2004 hat der Luzerner am Standort in Zürich seine Karriere mit einem Volontariat gestartet, an der Seite von Roman Kilchsperger. Er kann sich noch daran erinnern, wie er zum ersten Mal die Verkehrsmeldungen vorlesen durfte: «Das fand ich schon mega.» Seine allerersten Radioversuche wagte er allerdings schon zuvor, mit 16 Jahren beim Spitalradio Luz. «Damals war es für mich nur ein Hobby. Heute habe ich daraus einen Beruf gemacht.»

Vom Sanitärplaner zum Radiomoderator
Bevor Wisler den Traum vom Radio in Angriff nahm, schloss er eine Lehre als Sanitärplaner ab. «Meine Eltern haben immer gesagt, Maik, bevor du keinen Lehrabschluss hast, gehst du nicht aus dem Haus.» Etwas «stieres» sei für ihn nicht in Frage gekommen. Er habe nur Fussball und die Musik im Kopf gehabt. Die Lehre gefiel ihm:  «Für mich hat das damals so gestimmt.» Die Leidenschaft für die Musik erlosch aber nie. 

Nach seinem Volontariat bei «Energy Zürich» arbeitete Wisler ein Jahr bei Radio Sunshine, danach 16 Jahre bei Radio Pilatus. Bei seiner letzten Abmoderation im Sommer konnten die Hörerinnen und Hörer live miterleben, wie der Moderator mit Abschiedstränen kämpfte. «Ich glaube, das ist normal, wenn man für so eine lange Zeit an einem Ort ist», sagt der 40-Jährige. «Es war schliesslich eine super Zeit.» 

Als das Angebot von «Energy Luzern» kam, überlegte er sich den Wechsel gut. Dabei hörte er auf sein Bauchgefühl: «Ich spürte, dass es das noch nicht gewesen ist.» Die Herausforderungen etwas Neues aufzubauen, neue Hörer zu gewinnen und mit 40 nochmals durchzustarten reizten ihn. «Wer stehen bleibt, kommt nicht weiter.» 

Kindheitstraum DJ oder Profi-Fussballer
«Der Start war super», sagt Wisler etwa zwei Monate nach dem Sendestart. «Energy Luzern» sei jung, frisch und dynamisch. «Ich glaube in der Zentralschweiz hat es neuen Wind gebraucht.» Maik Wisler und «Energy Luzern» würden gut zusammenpassen, sagt der Radiomoderator. Das Radio setze seinen Fokus auf Unterhaltung. «Darauf stehe ich.» Wisler führt seit 20 Jahren seine eigene Eventagentur und legt als DJ auf. Bereits in der Schulzeit war er immer der, der die Klassenfeste organisierte. «Da mit mir niemand Kuschelrock tanzen wollte, machte ich eben den DJ», witzelt er. Über die Jahre entwickelte sich die Agentur immer weiter und wurde professioneller. Hauptberuflich wollte er zwar nie als DJ arbeiten – erfüllte sich damit aber einen Kindheitstraum. 

Ein weiterer Kindheitstraum: Profi-Fussballer werden. Wisler spielte beim FC Luzern in der U16 und U17, war in der Innerschweizer Auswahl und wurde zweimal Schweizer Meister. «Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es nicht reicht.» Traurig darüber ist er heute nicht. «Sonst wäre ich nicht hier, wo ich heute bin.» Würde bedeuten: Wisler würde nicht von Montag bis Freitag, von 5 bis 10 Uhr, die Morgenshow auf «Energy Luzern» moderieren.

Kein Leistungsdruck
Um halb drei klingelt bei Wisler der Wecker, um halb vier steht er im Studio. Dann heisst es: News und Sendung aufbereiten. «Jeden Tag kommt noch etwas Unvorhergesehenes dazu.» Und dann Feierabend um zehn Uhr? Fehlanzeige. Wisler lacht: «Viele unterschätzen den Beruf.» Nach der Sendung werde der nächste Tag besprochen und vorbereitet. «Am Nachmittag sitze ich nicht in ein Kaffee, sondern hole etwas Schlaf nach.» Kino- oder Clubbesuche liegen am Abend nicht drin. Spätestens um halb elf geht es wieder ins Bett. Bei diesem Rhythmus bleibt nicht viel Freizeit übrig. Doch das nehme er in Kauf: «Ich lebe für meinen Beruf.»

Druck verspürt Wisler als Aushängeschild von «Energy Luzern» nicht. «Weshalb sollte ich? Ich weiss ja, was ich kann. Ich gebe einfach jeden Tag mein Bestes.» Alles andere könne er ohnehin nicht beeinflussen. Früher habe er sich Sorgen darum gemacht, was die Leute von ihm denken. «Durch das Radio habe ich über die Jahre eine starke Persönlichkeit entwickelt. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen.» Deshalb sei er auch zu 100 Prozent authentisch. «So wie man mich privat kennt, bin ich auch im Radio. Entweder die Menschen mögen es, oder nicht.» Der Leistungsdruck nehme ihm auch «Energy» ab. «Ich bekomme von meinen Radiokollegen super Unterstützung und arbeite mit Menschen zusammen, die mir den Rücken stärken.»

Leidenschaft seit über 20 Jahren
Wisler ist inzwischen seit über 20 Jahren beim Radio. «Und ich bin nach wie vor mit grosser Begeisterung dabei. Ich bin radiogeil.» Genug hat Wisler vom Radio noch lange nicht. Weshalb? Das weiss er selbst nicht. «Ich glaube, das hat man einfach in sich drin.» 

Das Radio habe sich in den letzten Jahren verändert. «Es wurde alles viel schneller.» Die Radios müssten heute innovativer und kreativer sein, dürften den Anschluss nicht verpassen. Auch durch die Sozialen Medien habe sich vieles geändert. «Das gab es vor 20 Jahren noch nicht.» Grundsätzlich finde er die Änderungen positiv. «Man muss einfach damit umgehen können.» Wisler selbst ist zwar auf Social Media, teilt aber ausschliesslich geschäftliche Inhalte. «Privat bleibt privat.»

Er glaubt fest daran: Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, wird man auch Erfolg haben und glücklich werden. «Deshalb bin ich es heute.» Von der Lehre bis zum Wechsel zu «Energy Luzern», er würde alles nochmal gleich machen. Über die Zukunft macht sich der Radiomoderator nicht viele Gedanken. «Ich lebe im Jetzt. Doch ich hoffe, ich bin in 20 Jahren noch genauso radiogeil wie heute.»

von Milena Stadelmann

Radios in der Zentralschweiz

Radiolandschaft Mit «Energy Luzern» ist am 16. August ein weiterer Radiosender zur Radiolandschaft in der Zentralschweiz hinzugekommen. Damit erweitert die zum Zürcher Verlag Ringier gehörende Energy-Gruppe ihr Netzwerk in der Deutschschweiz. Das Radio hat bereits Standorte in Bern, Basel und Zürich. «Energy Zürich» ist insbesondere bei jungen Hörerinnen und Hörern beliebt und ist in der Zielgruppe der 15- bis 49-Jährigen der Leader bei den Schweizer Privatradios. 

In der Zentralschweiz gibt es bereits drei private, kommerzielle Radios. Spitzenreiter ist Radio Pilatus, das direkt aus der Stadt Luzern sendet und hinter dem Zürcher Radio 24 das zweitstärkste Privatradio der Deutschschweiz ist. Das Radio ging 1983 zum ersten Mal auf Sendung, im selben Jahr wie Radio Central. Radio Sun-shine folgte sieben Jahre später. Die beiden letzteren Sender haben ihren Hauptsitz in Rotkreuz im Kanton Zug.

In der Zentralschweiz gehören weitere kleinere Akteure zur Radiolandschaft: darunter beispielsweise das vor zwei Jahren gegründete Radio Lozärn mit Sitz in Littau oder das nicht kommerzielle Radio 3Fach aus Luzern. 

Radio Beromünster sendet wieder
Eine Wiederbelebung hat vor Kurzem das Radio Beromünster erlebt. Nach 77 Jahren Sendezeit wurde der Landessender 2008 abgeschaltet. Am 24. Oktober ging es zum ersten Mal wieder auf Sendung. Künstler Wetz hat das Radio erneut zum Leben erweckt. Die erste Sendung «Sonntags-Stille» moderierte der «Schnorri der Nation» Beni Thurnheer und dauerte etwa zwei Minuten. Das Radio sendet täglich ab 19.31 Uhr. In den Monaten Januar, Februar, Juli und August macht es Pause. mst

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