«Ich sehe im Seetal sehr viel Potenzial»

Seetal Tourismus hat ein neues Gesicht. Seit Anfang November leitet Vera Büchel die Geschäftsstelle des Vereins in Lenzburg. Die 26-Jährige freut sich darauf, das touristische Potenzial ihrer «zweiten Heimat» weiterzuentwickeln.

Die Geschäftsstellenleiterin von Seetal Tourismus, Vera Büchel, in der Badi Baldegg. Foto Milena Stadelmann
Milena Stadelmann

Vera Büchel, Sie sind nun seit einem Monat für die Vermarktung des Seetals zuständig. Was fasziniert Sie an der Region?
Vera Büchel: Ich bin selber auf dem Land aufgewachsen. Ich geniesse an ländlichen Regionen die Ruhe und die Natur. Besonders schön finde ich hier die Seen mit den Bergen im Hintergrund – auch die Schlösser sind ein einzigartiges Merkmal des Seetals.

Wie verlief Ihr Start bei Seetal Tourismus?
Der Start war intensiv – aber auch sehr spannend. Ich war viel unterwegs, um die Partner in der Region persönlich kennenzulernen. Darauf legt auch der Präsident von Seetal Tourismus, René Bossard, grossen Wert. Im Luzerner Seetal stehen noch einige Besuche an.

Erschwert Ihnen die Corona-Pandemie das Kennenlernen?
Der persönliche Austausch ist zurzeit glücklicherweise möglich. Darüber bin ich sehr froh. Da ich hier wohne und dadurch einen persönlichen Bezug zum Seetal habe, kannte ich einige Partner bereits. Das macht es ebenfalls einfacher.

Wie geht es den touristischen Unternehmen zurzeit?
Wie ich rausgehört habe, sind viele Betriebe mit der Sommer- und Herbstsaison zufrieden. Das «Seerose Resort & Spa» in Meisterschwanden oder das Schongiland haben zum Beispiel sogar von der Pandemie profitiert. Ich werde aber bei den Partnern demnächst noch eine Umfrage starten, um das Jahr konkret auswerten zu können.

Zurzeit steigen die Ansteckungszahlen wieder stark an. Was sind die Sorgen der Partner?
Die Hauptsaison in der Region ist vorbei, einige Partner, wie das Schloss Heidegg, gehen in die Winterpause. Deshalb sind nicht alle Betriebe gleich stark von dem erneuten Anstieg betroffen. Fast allen bereitet aber die Ungewissheit Sorgen, die mit der Pandemie einhergeht. Einige Restaurants und Hotels haben Advents- oder Silvesteranlässe geplant. Sie fragen sich, ob diese nun stattfinden können. Selbst die Angst vor einem erneuten Lockdown ist da. Einige beschäftigt auch, wie es langfristig weitergeht. Also ob die ausländischen Touristen überhaupt je wieder zurückkehren, oder ob sich das Reiseverhalten verändert hat.

Was denken Sie?
Das ist schwierig abzuschätzen. Auf jeden Fall hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass es sehr wichtig ist nicht nur in die Städte, sondern auch in die ländlichen Regionen zu investieren. Ich sehe im Seetal sehr viel Potenzial. Zum Beispiel im Bereich des nachhaltigen Reisens. Darauf kann man aufbauen.

Wo sehen Sie im Luzerner Seetal Potenzial?
Die Region ist noch eine Spur ländlicher als das Aargauer Seetal. Es gibt keine Seehotels und der Baldeggersee wird touristisch weniger genutzt als der Hallwilersee. Deshalb sehe ich grosses Potenzial im Agrotourismus – insbesondere in Bezug auf die vielen Weingüter. Im Allgemeinen gibt es im Luzerner Seetal sicher viele Möglichkeiten, um das Angebot in Zukunft auszubauen.

Sind bereits konkrete Projekte geplant?
Zurzeit überarbeiten und optimieren wir den Seetaler Foodtrail für die zweite Saison, die im Frühling startet. Zudem soll voraussichtlich am 1. Mai 2022 ein Fest für das Drachental stattfinden. Wir planen auch ein neues Projekt – dazu kann ich aber noch nichts sagen. Bei der Vermarktung der Weingüter arbeiten wir unter anderem mit der Idee Seetal zusammen und suchen nach Möglichkeiten, um die Angebote in der Region zu fördern. Die Idee Seetal ist für uns ein wichtiger Partner. Durch die Zusammenarbeit wollen wir die Wünsche der Region berücksichtigen.

Mit welchen Akteuren arbeitet Seetal Tourismus sonst noch zusammen?
Beim Aargauer Seetal ist Aargau Tourismus ein wichtiger Akteur, beim Luzerner Seetal ist es Luzern Tourismus. Die Organisation unterstützt uns vor allem beim Marketing, aber auch finanziell. Zudem arbeiten wir bei dem Projekt Luzernerland mit den regionalen Tourismusorganisationen Unesco Biosphäre Entlebuch, Willisau und Region Sempachersee zusammen. Dabei geht es darum, die Luzerner Landregionen zu stärken.

Es gibt für Sie also in Zukunft viel zu tun. Worauf freuen Sie sich besonders?
Auf den persönlichen Kontakt mit den Leistungsträgern. Es kommen immer neue dazu, das macht es spannend. Das Seetal ist für mich eine zweite Heimat geworden. Ich freue mich darauf, touristisch etwas in der Region zu bewirken und dabei zu helfen, das Potenzial weiterzuentwickeln.

von Milena Stadelmann

Vom KV in den Tourismus

Aufgewachsen im St. Galler Rheintal, hängen geblieben im Aargauer Seetal. Vor fünf Jahren zog es Vera Büchel in die Region, jetzt ist sie für die Vermarktung des Luzerner und des Aargauer Seetals zuständig. Die Boniswilerin trat Anfang November die Nachfolge von Romana Wietlisbach an, die Seetal Tourismus Ende August verliess. Mit der Neubesetzung zog die Geschäftsstelle innerhalb von Lenzburg an die Niederlenzerstrasse um.

Den Tourismus entdeckte Büchel während eines Sprachaufenthalts in Kanada für sich. Nach dem Abschluss an der Tourismusfachschule in Zürich arbeitete die gelernte Kauffrau vier Jahre als Sachbearbeiterin Touroperating und Verkauf für den Reiseveranstalter Twerenbold Reisen. Das Unternehmen bietet vor allem Carreisen innerhalb von Europa an. In den letzten eineinhalb Jahren bekam die Tourismusfachfrau die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren: Büchel war auf Kurzarbeit gestellt, was sie zu einem Wechsel in den Einreisetourismus bewog.

An den Wochenenden ist die 26-Jährige gerne in den Schweizer Bergen und in der Natur unterwegs. Auf der Liste ihrer Wunsch-Reiseziele steht Skandinavien an oberster Stelle. mst

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