Die Eiszeit zum Erleben ist eröffnet

Seit zwei Monaten wacht eine lebensgrosse Mammutfigur über der Kiesgrube in Ballwil – seit Sonntag kann «Molly» besucht werden. Am Freitag fand die offizielle Eröffnungsfeier für das Vermittlungsprojekt «Erlebnis Eiszeit» statt.

Milena Stadelmann

421 Findlinge, 32 Kubikmeter Holz und 18 Kubikmeter Beton: Diese Materialien stecken im «Erlebnis Eiszeit» – plus 450 Kilogramm Kunststoff in Form von einem lebensgrossen Mammut, das von seinem Sponsor auf den Namen «Molly» getauft wurde. Eine Stunde vor der offiziellen Eröffnungsfeier montiert Martin Lötscher, Geschäftsleiter der Lötscher Kies und Beton AG, die letzte Tafel im Vermittlungsprojekt. Otto Zurgilgen, der mit ihm während den letzten sechs Monaten an dem Vermittlungsprojekt gebaut hat, schaltet seine Maschine aus.

Damit sind die Bauarbeiten abgeschlossen: die Geländer angebracht, der kinderwagen- und rollstuhlgängige Wipfelpfad montiert und die interaktiven Lernstationen zum Einsatz bereit. Im Beisein von Sponsoren, Gönnern und Mitwirkenden wird das «Erlebnis Eiszeit» am vergangenen Freitag – eine Woche vor dem angepeilten Termin – eröffnet. Damit überschreite man im wahrsten Sinne des Wortes die Ziellinie eines «Mammutprojekts», sagt Kantonsarchäologe Jürg Manser.

Das Erlebnis Eiszeit wurde am letzten Freitag offiziell eröffnet.

Vermittlungsort und neues «Kulturabenteuer»
Das Vermittlungsprojekt «Erlebnis Eiszeit» ersetzt die in die Jahre gekommene Ausstellung in der Kiesgrube Lötscher Ballwil. Die Besucherinnen und Besucher lernen während ihres Aufenthalts relevante Themen aus der Eiszeit kennen wie die Klima- und Kulturgeschichte, Geologie, Botanik oder Zoologie. Die Lötscher Kies und Beton AG arbeitete dabei unter anderem mit dem Natur-Museum Luzern und der Kantonsarchäologie zusammen. «Hier gibt es ein grosses Museum unter freiem Himmel zu entdecken», sagte Regierungspräsident Marcel Schwerzmann in seiner Ansprache an der Feier.

Marcel Schwerzmann bei seiner Ansprache an der Eröffnungsfeier.

Mit der Eröffnung des Vermittlungsortes wird zudem das dritte «Kulturabenteuer» in der Region etabliert – nebst denen auf der Burgruine Nünegg in Lieli und im römischen Gutshof Ottenhusen in Ballwil. Es entstand in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie und der Pädagogischen Hochschule Luzern. Dabei können die jüngeren Besucherinnen und Besucher sich mit dem Neandertalermädchen Ona und dem Mammutkalb Jugi auf eine Zeitreise in die Eiszeit begeben. «Solche Stätten nehmen einen wichtigen Bildungsauftrag wahr», sagt Schwerzmann. Für den parteilosen Bildungs- und Kulturdirektor seien das «perfekte Orte für ausserschulisches Lernen».

Fundstellenhöhle und Wipfelpfad
Nach den Ansprachen verteilen sich die Besucherinnen und Besucher in der Kiesgrube: verpflegen sich an den verschiedenen Essensständen mit Glace oder Mammutburger und erkunden das «Erlebnis Eiszeit». Die lebensgrosse Mammutfigur am Eingang des Vermittlungsortes ist bereits von Weitem zu sehen. Von dort führt ein Weg zur Fundstellenhöhle, vorbei an Tafeln zu verschiedenen Gesteinen. In der Höhle ist ein Replikat des rund 85 000 Jahre alten Mammut-Stosszahnes ausgestellt, der 2006 in der Kiesgrube gefunden wurde. Seither kamen bei Grabungen in den beiden Kiesgruben Eschenbach und Ballwil fünf weitere Stosszähne hervor.

Über den Wipfelpfad gelangen die Besuchenden auf ein tiefer liegendes Plateau, wo sich ein Grillplatz befindet. Informationstafeln auf dem Weg fordern Klein und Gross zum Rätseln, Berühren, Ausprobieren und Forschen auf. Die Realisation des Projekts «Erlebnis Eiszeit» wurde von Sponsoren und Stiftungen mit rund 300 000 Franken unterstützt.

Der belebte Vermittlungsort erfreut Martin Lötscher: «Es ist unglaublich schön für uns, dass wir das ‹Erlebnis Eiszeit› der Bevölkerung jetzt zugänglich machen können.» Es seien immer viele Menschen an den Zäunen gestanden und hätten reingeschaut. «Jetzt dürfen sie auch reinkommen.»

Das «Erlebnis Eiszeit» ist vom Bahnhof Eschenbach in etwa 25 Minuten zu Fuss über offizielle Wanderwege oder mit dem Fahrrad erreichbar. Vor Ort stehen keine Parkplätze zur Verfügung. Es ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen: www.erlebnis-eiszeit.ch

von Milena Stadelmann

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.