Lichterschwemme verabschiedete Winter

Es war ein regelrechtes Lichtermeer auf dem Aabach, als die Schulkinder in Ermensee ihre teils selbst gebastelten und mit Kerzen bestückten Miniaturschiffchen auf die Reise schickten.

Werner Rolli

Es ist genau genommen ein heidnischer Brauch, von dem niemand mit Sicherheit erklären kann, wie und wann er entstanden ist. Ähnlich wie die Fasnacht, die den Winter (und mit ihm die dunklen Mächte) vertreiben soll, erinnert auch das Lichtermeer daran, dass die Tage wieder länger werden und die Lichter nicht mehr (oder nicht mehr so oft) gebraucht werden. Sie werden verabschiedet, dem Bach übergeben, der sie fortträgt.

Aber da ist auch dieser St. Fridolin, dem just am 6. März mit dem Fridolinstag gehuldigt wird. Er war ein Wandermönch – vermutlich irischer Herkunft – der im 6. Jahrhundert über Bad Säckingen ennet dem Rhein (wo das Fridolinsmünster an ihn erinnert) fluss-aufwärts pilgerte und dabei hier und dort ein Kloster gründete. Bis nach Glarus muss er wohl gekommen sein, denn er ziert heute noch das Kantonswappen. Zum Gedenken an St. Fridolin finden am Abend des 6. März in zahlreichen Glarner Gemeinden grosse Fridolinsfeuer statt. In Unterbilten versammeln sich die Schulkinder am Fridolinsbrunnen, um Schiffchen mit Kerzen zu wassern. Der Brauch in Unterbilten dürfte also mit jenem in Ermensee «verwandt» sein.

Diese historischen Hintergründe mögen an diesem Montagabend aber in den Hintergrund getreten sein. Beim Eindunkeln zündeten die Schulkinder die Kerzen ihrer Schiffchen an und wasserten diese. Dazu erstellt der Kulturverein jedes Jahr eine Holzbrücke. Weiter unten fischten die Kinder – die jüngeren unter tatkräftiger Mithilfe ihrer Väter – ihre Schiffchen wieder aus dem Wasser, um sie gleich noch einmal auf die Reise zu schicken. Als Belohnung für ihre Arbeit wurden sie vom Kulturverein verpflegt. 

Oft werden diese kunstvollen Flosse von Generation zu Generation weitergegeben. Heuer entstanden aber viele neu, dies, weil man auch die neu zugezogenen Kinder an diesem Brauchtum teilhaben liess. So sponserte der Lions Club Sursee, dessen Präsident Alex Müller nicht nur Schreinermeister, sondern auch ein waschechter Ermenseer ist, Bausätze für die Schule. Der Lichterschwemme in Ermensee ist übrigens auch ein Gedicht gewidmet. Die 2017 verstorbene Anna Müller-Wildisen hat die Beschreibung der «Liechtlischwemmi z'Ermisee» vor vielen Jahren zu Papier gebracht. Auf dem Dorfplatz spielte die Musikgesellschaft Brass Band Ermensee auf, danach erwärmten die Frauen und Mannen des Jodlerchörlis Hitzkirchertal die Herzen. 

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