Beziehung zwischen Alt und Neu

Mit einem Neubau am Postplatz, einem Erweiterungsneubau beim «Löwen» und einem Anbau an die Dorfmühle soll das Unterdorf von Eschenbach verdichtet werden. Nun wurde das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert.

Milena Stadelmann

Es gehört zu den strategischen Zielen des Eschenbacher Gemeinderats, das Unterdorf aktiv aufzuwerten. Ein Studienauftrag sollte deshalb aufzeigen, wie das Unterdorf mit den historischen Gebäuden und die Freiräume rundherum weiterentwickelt werden kann. Die Vorgaben der Gemeinde waren, das Potenzial des Unterdorfs für ergänzende Neu- oder Ersatzbauten zu nutzen sowie den Rössliplatz zum Dorfplatz aufzuwerten. Von rund 20 an dem Auftrag interessierten Architektenteams wählte die Gemeinde Ende Mai fünf für das Studienverfahren aus.

Am Donnerstag vergangener Woche wurden die Ergebnisse vorgestellt und das Siegerprojekt bekannt gegeben. Die Jury entschied sich einstimmig für das Projekt von Scheibler & Villard Architekten mit META Landschaftsarchitektur. Um die 30 Personen, darunter Mitarbeitende der Gemeinde und Einwohner von Eschenbach, trafen sich zur Vernissage im Lindenfeldsaal. Anwesend war auch das Sieger-Architektenteam. Sylvain Villard und Pascale Jermann von Scheibler & Villard Architekten präsentierten den Anwesenden ihr Projekt. Eine Analyse habe vor allem Handlungsbedarf in drei Bereichen ergeben, erklärte Jermann. Bei der Topografie, dem Verkehr und der baulichen Dichte im Dorfzentrum.

Umsetzung in nächsten fünf Jahren
Das Architektenteam leitete aus der Analyse verschiedene bauliche Eingriffe ab. Unter anderem soll zwischen dem Rössliplatz und dem Postplatz das «Löwenplätzli» geschaffen werden, als mittlere und vermittelnde Ebene, um einen sanfteren Anstieg zu ermöglichen. Um den Autoverkehr zu filtern und die parkierten Fahrzeuge auf dem Dorfplatz zu minimieren, soll hinter dem Züntihaus eine Einstellhalle entstehen.

Bezüglich des Verkehrs steht in Eschenbach ein weiteres Grossprojekt an: Zurzeit wird in einer Machbarkeitsstudie nach Möglichkeiten gesucht, um das Verkehrsaufkommen im Zentrum Eschenbachs zu verringern. Drei mögliche Umfahrungen und ein Vorschlag ohne Umfahrung sind noch im Rennen (der «Seetaler Bote» berichtete). «Der Ausgang der Machbarkeitsstudie sollte sich nicht gross auf das Projekt im Unterdorf auswirken», sagt Gemeindeammann Markus Kronenberg auf Anfrage. Einerseits würde eine mögliche Umfahrung nicht durch das Unterdorf führen, andererseits gehe man erst von einer Umsetzung in zehn Jahren plus aus. Bis dann wäre die Aufwertung des Unterdorfs voraussichtlich bereits abgeschlossen. Kronenberg geht von einer Umsetzung des Projekts in den nächsten fünf Jahren aus.

Um die Aussenräume im Unterdorf aufzuwerten, sollen sie gemäss dem Siegerprojekt begrünt und der Dorfplatz mit Bäumen umrandet werden. Geplant sind zudem drei Neubauten, welche für eine räumliche Beziehung und mehr Zusammenhalt im Dorfzentrum sorgen: ein Anbau an die Dorfmühle, ein Erweiterungsneubau beim «Löwen» und ein Neubau am Postplatz. Letzterer zeigt sich als urbaner Villen-Typ mit Garten, welcher sich zwischen dem Postplatz und der Klosterkirche einfügt. «Die neuen Bauten müssen mit ihren alten Nachbarn eine Beziehung eingehen. So gehen trotz grosser Veränderung des Ortes die bestehenden Qualitäten und die Identität nicht verloren, sondern sie lebt in neuer Konstellation weiter», sagte Villard. Bei den Neubauten wird teils mit Sockelgeschossen gearbeitet. Damit entstehen sowohl tal- als auch hangseitig Zugänge zu den jeweiligen Erdgeschossen.

Vielfältiges Nutzungsangebot
Neben den baulichen Massnahmen schlug das Architektenteam sogleich verschiedene Nutzungen für die Neubauten vor. Der Neubau auf dem Grundstück der alten Kaplanei am Postplatz soll Wohnungen bieten. Die Räume im Sockelgeschoss können gewerblich oder als Wohnateliers genutzt werden. Unter dem Gebäude ist eine Autoeinstellhalle angedacht. Der «Löwen» soll als Gasthaus bewahrt und saniert werden, der Erweiterungsneubau steht ebenfalls auf einer Autoeinstellhalle. Das Siegerprojekt schlägt vor, im Sockelgeschoss einen Saal zu realisieren. In den Obergeschossen des Neubaus und des bestehenden Gasthofs Löwen sollen Mietwohnungen entstehen. Das Züntihaus soll renoviert und sanft zu einem Wohnhaus umgebaut werden. Im Sockelgeschoss der bestehenden Dorfmühle ist ein Jugendtreff denkbar, die oberen Geschosse können beispielsweise als Ausstellungsräume weitergenutzt werden. Im Anbau sind zwei Mietwohnungen vorgesehen. Das Grundstück der alten Kaplanei gehört der katholischen Kirchgemeinde, alle anderen Parzellen sind im Eigentum der Gemeinde Eschenbach. Nach der Vorstellung des Siegerprojekts betrachteten die Besucherinnen und Besucher der Vernissage interessiert die fünf ausgestellten Projekte.

Weitere Projektbearbeitungen im nächsten Jahr
Die weitere Bearbeitung und Schärfung des Projekts soll gemäss der Gemeinde Eschenbach im nächsten Jahr erfolgen. «Der Abschluss des Studienverfahrens ist für die Gemeinde Eschenbach ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Wir freuen uns, ein überzeugendes Projekt zur Weiterbearbeitung vorliegend zu haben. Es zeigt wie sich das Unterdorf mit Neubauten und Freiräumen stimmig weiterentwickeln lässt», sagt Kronenberg. Die Entwicklung des Unterdorfes soll nun auf dieser Basis vorangetrieben und das Gespräch mit möglichen Partnern oder Investoren gesucht werden. Bezüglich der Rendite des Projekts könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Angaben machen, sagt der Gemeindeammann. Nur so viel verrät Kronenberg: «Die Berechnungen haben ergeben, dass mit dem Projekt eine Rendite erzielt werden kann.» Für das Siegerprojekt habe sich die Jury in erster Linie aber nicht wegen der Rendite entschieden, «sondern weil es den besten Gesamteindruck gemacht hat».

von Milena Stadelmann

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.