Heisser Wüstenwind und feurige Tänze

Die Musikgesellschaft Brass Band Ermensee hat an ihrem Jahreskonzert unter dem Motto «Scirocco» gross aufgespielt. Die rund 30 Musizierenden nahmen das Publikum mit in die Wüste, begeisterten aber nicht nur mit exotischen Klängen.

 

von Kathrin Aerni

Der heisse Wüstenwind aus Afrika ist bis in die Schweiz spürbar. Zumindest, was den rötlichen Sahara-Staub betrifft, der jedes Jahr meist im Spätfrühling auf den Autofenstern haften bleibt — und ärgerlich ist. Ganz anders am Jahreskonzert der MG Brass Band in der Mehrzweckhalle in Ermensee. Getreu ihrem Motto «Scirocco» wird hier der heisse Wüstenwind aus Afrika zu einem Genuss von eingängigen Melodien über Soloeinlagen bis hin zu feurigen Tänzen.

Von Norden…
Die windige musikalische Reise beginnt in Norwegen, dem Land der vielen Fjorde und weiten, unberührten Landschaften. «Osterfjorden» ist ein imposantes anspruchsvolles Stück, das aus der Feder des 30-jährigen Komponisten Stijn Aertgeerts stammt. Das Werk ist eine Hommage an die Fjorde Norwegens. Das rund sechsminütige Stück verlangte den Musikantinnen und Musikanten gleich zu Beginn einiges ab.

Cornet-Solist Julian Müller kam beim patriotischen Lied «Rule Britannia» voll zum Zug. Dabei präsentierte er mit viel Freude und «Pfuus» sein Solo. Das rasante rhythmische Stück gilt als inoffizielle Nationalhymne von Grossbritannien. Das Publikum honorierte seine Solo-Einlage mit viel Applaus.

… Richtung Süden
Dann folgte mit «Lake of the moon» ein Stück, das es in sich hatte. Und erstmals entlockte das rund 30-köpfige Corps unter der Leitung von Alex Elmiger seinen Instrumenten orientalisch anmutende Klänge, aber auch südamerikanische Rhythmen. Vereinzelt klangen auch kosakisch-russische Töne durch. Die Gefahren der Völkerwanderung sind musikalisch mit bedrohlich langsam und tiefen Klängen umgesetzt worden.

Wie Ansagerin Sabrina Meier erzählte, sie führte zusammen mit Franz Felix galant durchs Programm, haben sich die alten Azteken einst nach langer Wanderung am Mondsee (Salzsee) niedergelassen – und zwar dort, wo sich heute Mexico-City befindet, die Hauptstadt Mexikos.

Mit Pauken und Trompeten hiess die MG Brass Band den Spätfrühling willkommen. Das Perkussions-Trio Jari Brunner, Elija Müller und Jonas Elmiger sorgten für den richtigen Takt. Ein starkes Trio, welches das Schlagzeug im Blut hat und auch schon etliche Schweizermeistertitel einheimste. Wie zum Beispiel der erst 15-jährige Jari Brunner Ende Februar. Noch blickt er an seinen um acht Jahre älteren Musiker-Kollegen Jonas Elmiger hinauf. Denn der ist amtierender Vize-Europameister und hat bereits einige wichtige Auszeichnungen gewonnen (auch den Prix Musique). Sein Vater, Alex Elmiger, leitet die MG Brass Band Ermensee.

Die Mittelmeer-Reise auf dem Schiff ging weiter nach Italien, Spanien und Griechenland – in Länder, wo das südliche Temperament und die Lebensfreude grenzenlos scheint und auch oft mit Tanzen ausgedrückt wird. Dazu passte der Schlager «Griechischer Wein» aus dem Jahr 1974 von Udo Jürgens bestens.

«Viva Lucerna» – das schmissige Finale
Nun setzten die Musizierenden zum letzten Mal die Segel. Schliesslich folgte das fulminante Finale, ein musikalisches Feuerwerk das seinesgleichen sucht. Dabei zogen die Musikantinnen und Musikanten alle Register ihres Könnens und sangen lautstark «Lallalallah».

Dirigent Alex Elmiger bedankte sich beim Publikum. «Danke, dass ihr heute Abend zum Konzert gekommen seid und keine ‹Hemmige gha händ›». So leitete Elmiger elegant zur ersten Zugabe «Hemmige» von Mani Matter über. «Ja, wir sind in der Schweiz angelangt», so der Dirigent. Abschliessend gaben die Musikantinnen und Musikanten mit «Viva Lucerna» einen schmissigen Marsch zum Besten. Das Publikum honorierte die Leistung mit einem kräftigen Applaus – und liess die Musikantinnen und Musikanten nur ungern ziehen.

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