Schwimmen lernen im See ist «ein Erfolg»

Seit dem Schuljahr 2017/18 lernen die Primarschulkinder im ­Baldeggersee schwimmen. Eine Fallstudie, die im Auftrag der SLRG durchgeführt wurde, sieht den Schwimmunterricht im See als Erfolg. Es gibt aber auch kritische Töne.

 

Vor vier Jahren lernten Hochdorfer Viertklässler erstmals im Baldeggersee schwimmen. Foto: Archiv SB
Manuela Mezzetta

Schwimmen lernen im See «ist effizient und hilft Ertrinken verhindern». Zu diesem Schluss kommt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) zusammen mit Experten. Die SLRG hat bei der Agentur Interface in Luzern eine Fallstudie in Auftrag gegeben, die soeben publiziert wurde. Sie beschreibt den Pilotkurs, der von der Schule Hochdorf vor vier Jahren durchgeführt wurde, und wertet ihn aus. Der Pilotkurs zeige, dass Schwimmunterricht im See eine sinnvolle Ergänzung oder gar Alternative zum Schwimmunterricht im Hallenbad oder Pool im Freibad sein könne, heisst es in einer Mitteilung der Lebensrettungs-Gesellschaft.

Gemäss Lehrplan 21, der 2014 verabschiedet wurde, ist der Schwimm­unterricht an der Primarschule obligatorisch. Weil in Hallen- und Freibädern zu wenig Wasserfläche zur Verfügung steht, entstand in Hochdorf die Idee, den Kindern im Baldeggersee Schwimm­unterricht zu erteilen. Die ersten 120 Schülerinnen und Schüler aus sechs Viertprimarklassen lernten Anfang Schuljahr 2017/18 im Baldeggersee das Schwimmen.

Verschiedene Studien zeigten, dass ein Schwimmunterricht, der sich ausschliesslich auf die Umgebung von Pools konzentriere, nicht ausreichend sei, um ein Ertrinken zu verhindern, steht in der Fallstudie. «Schwimm- und Wasserkompetenzen, die in geschlossenen Becken erlernt werden, können nicht automatisch auf die Umgebung von offenen Gewässern übertragen werden.» Beim Schwimmunterricht im See sammelten die Kinder Erfahrungen im offenen Wasser, eigneten sich entsprechende Schwimmkompetenzen in dieser Umgebung an und lernten, damit verbundene Gefahren einzuschätzen und mit Rettungsgeräten umzugehen. Zudem biete sich so auch die Chance, Eltern bezüglich Verhaltensweisen in offenen Gewässern zu sensibilisieren. «Denn wie Studien zeigen, unterschätzen die Eltern häufig ihre eigenen Schwimmkompetenzen und diejenigen ihrer Kinder in offenen Gewässern», so die Fallstudie.

Während des Pilotprojekts sammelte die SLRG verschiedene Daten basierend auf Beobachtungen vor Ort und Rückmeldungen von Projektbeteiligten. Sechs Gespräche seien geführt worden: mit verantwortlichen Personen der SLRG Schweiz, mit einer von der SLRG engagierten Schwimmlehrerin, mit einer Schulleiterin, mit den involvierten Klassenlehrpersonen und den von der Schule angestellten Schwimmlehrpersonen sowie mit der damaligen zuständigen Gemeinderätin Daniela Ammeter Bucher. Bei den Eltern der Schülerinnen und Schüler wurde, obwohl sie nicht als «Projektbeteiligte» galten, nach der ersten Phase eine «kurze Befragung» durchgeführt. Diese zeigte, dass rund zwei Drittel der befragten Eltern den Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht im See positiv erlebt hätten, heisst es in der Fallstudie. «Ein Drittel beurteilte den Unterricht negativ, weil es zu kalt gewesen sei, ihr Kind sich erkältet habe oder der See zu schmutzig sei.»

Unterrichtsqualität gut, Organisation ungenügend

Vier Jahre später ist aus dem Pilotprojekt «Schulalltag» geworden. Ein Vater – er möchte anonym bleiben –, dessen Sohn vor einem Jahr die 4. Klasse besuchte und im Baldeggersee Schwimm­unterricht hatte, äussert sich gegenüber dem «Seetaler Bote» positiv über die Qualität des Schwimmunterrichts. «Mein Sohn war begeistert von den Leiterinnen, zudem hatte er eine hervorragende Lehrperson.» Kritik übt der Vater an der Organisation des Schwimm­unterrichts, der teilweise aus­serhalb der normalen Schulzeit und über Mittag stattgefunden habe. «Mein Sohn besucht den Mittagstisch, da meine Frau und ich berufstätig sind. Weil die Durchführung des Schwimmunterrichts im See stark wetterabhängig ist, kam es bei Regentagen vor, dass wir innert kürzester Zeit alles umorganisieren mussten.» Da der Schwimmunterricht obligatorisch sei, «muss er meiner Meinung nach zu den üblichen Schulzeiten stattfinden, sodass die Eltern planen können.»
Der Schwimmunterricht im See wird in der Fallstudie und von der SLRG als durchweg positiv beurteilt. Die Lebensrettungs-Gesellschaft hofft gar, dass das Hochdorfer Beispiel «schweizweit Schule» macht. pd/mm

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