ETH Zürich zu Besuch in Baldegg
Architektur, Physik oder Umweltnaturwissenschaften: An dem Aktionstag «ETH unterwegs» wurden den Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Seetal die Naturwissenschaft und Technik näher gebracht.




Vor ein paar Jahren besuchten sie selbst die Kantonsschule Seetal. Am Mittwoch letzter Woche stellten die 24-jährige Angela Wandel aus Baldegg und die 22-jährige Leonie Pfrunder aus Oberebersol ihren Studiengang Gesundheitswissenschaften und Technologie vor. Dieser hat zum Ziel, grundlegendes Wissen über den menschlichen Körper zu vermitteln. «Der Studiengang ist sehr abwechslungsreich», sagte Wandel. Theoretische Fächer werden mit Sportpraxis verknüpft. An ihrem Stand in der Turnhalle der Kantonsschule beantworteten die beiden den Schülerinnen und Schülern Fragen zu ihrem Studiengang. «Ich bin erstaunt wie interessiert alle sind», sagte Pfrunder. Neben ihnen hatte es noch weitere Stände, unter anderem zu den Studiengängen Agrarwissenschaften, Mathematik oder Pharmazeutische Wissenschaften. Neben den Ständen fanden für die älteren Schülerinnen und Schüler über den Tag Vorträge zu verschiedenen Themen statt: unter anderem über Nanopartikel, Computer-Tomografie oder Food Waste. Eröffnet wurde der Tag von der Ingenieurin, Spitzensportlerin und ETH-Rektorin Sarah Springman.

Das Ziel vom Aktionstag «ETH unterwegs» war es, den Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Seetal die naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge der Universität näherzubringen und sie für die sogenannten MINT-Fächer zu begeistern. Das sind Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Als MINT-aktives Gymnasium fördert die Kantonsschule Seetal solche Aktionen. Das Label wird von der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften SCNAT vergeben. «Wir sind stolz darauf, dass wir das Label bekommen haben», sagte Physiklehrer der Kantonsschule Seetal, Giuseppe Amalfitano.

Rollenbilder brechen
Nicht alle Schülerinnen und Schüler waren von dem Aktionstag begeistert. «Vorher hat mich ein Schüler gefragt, warum wir jetzt schon zum zweiten Mal etwas zu den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern machen», sagt Günther Hünerfauth, Prorektor und MINT-Koordinator der Kanti Seetal. Er habe ihm dann erklärt: «Bei den MINT-Fächern und Studiengängen gibt es einen Mangel an Fachpersonen, insbesondere Frauen fehlen.» An der ETH Zürich machten gemäss einem Gleichstellungsmonitoring die Frauen 2019 etwa 32 Prozent der Studierenden aus. Der geringe Frauenanteil sei beispielsweise auch beim Schwerpunktfach Physik zu beobachten. Amalfitano: «Etwa zwei Drittel der Gymnasiasten sind Männer.» Viele Mädchen würden sich das Fach gar nicht zutrauen, obwohl sie Interesse hätten. Hünerfauth: Die Schule wolle mit solchen Rollenbildern brechen, indem sie mit Aktionen versucht, insbesondere junge Mädchen für die Fächer zu begeistern.

«Ein Augenöffner»
Die Frauen fehlen aber nicht in allen naturwissenschaftlichen Fächern. Insbesondere im Schwerpunktfach Biologie und Chemie sei der Frauenanteil gemäss Hünerfauth grösser. Auch den Studiengang von Pfrunder und Wandel besuchen mehr Frauen. «Ich finde das cool, so können wir den Frauenanteil an der ETH etwas anheben», sagt Pfrunder. Weshalb gerade ihr Studiengang mehr Frauen anzieht? «Unser Studiengang schreckt vielleicht etwas weniger ab als Mathematik oder Physik», kann sich Wandel vorstellen. Pfrunder: «Vielleicht wird auch das Helfersyndrom angekurbelt, da man mit unserem Studiengang Menschen helfen kann, in dem man zum Beispiel bei der Entwicklung von Prothesen mitwirkt.»
Hünerfauth war mit dem Aktionstag «ETH unterwegs» zufrieden. Auch die jüngeren Klassen seien an der Ausstellung mit den Studiengängen interessiert gewesen. «Zu sehen, was man überhaupt alles studieren kann, war für viele ein Augenöffner.»
von Milena Stadelmann

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