Agentenfieber im Seetal

Rätseln, knobeln, grübeln: Der «Escape Room» an der Rosengasse 12 in Hochdorf kann ab sofort gebucht werden. Zwei Redaktoren vom «Seetaler Bote» haben den Raum getestet und sind als britische Agenten in die Sowjetunion eingetaucht. Ein Erlebnisbericht.

Können SB-Redaktor Jonas Hess und Manuela Steinmann die Hinweise im Arbeitszimmer des sowjetischen Agenten Nipkow lösen?
Milena Stadelmann
von 
Milena Stadelmann
Redaktorin

00:59, 00:58, 00:57. Die Uhr an der Wand zählt den Countdown hinunter. Weniger als eine Minute verbleibt, um den Fluchtweg zu öffnen. Der aufschreiende Alarm lässt die Anspannung steigen. Die «Operation Volkoff» droht zu scheitern – in letzter Minute.

Etwa eine Stunde zuvor: Wir schreiben das Jahr 1972, befinden uns in der Sowjetunion, mitten im Kalten Krieg. Die Lage zwischen den Supermächten der Welt ist angespannt. Durch die Pläne des sowjetischen Generals Nipkow droht die Eskalation. Dies haben wir durch einen übergelaufenen General erfahren, der uns auch den Standort von Nipkows Wohnung verraten hat. Als britische Geheimagenten ist es die Aufgabe von unserem Team, bestehend aus SB-Redaktor Jonas Hess, SB-Redaktorin Milena Stadelmann, Manuela Steinmann und Alije Selimi, den Weltfrieden zu sichern.

Angeleitet vom britischen Hauptquartier betreten wir die Wohnung von Nipkow, mit dem Vorhaben, seinen teuflischen Plan zu durchkreuzen. Die Tapeten sind mit Ornamenten verziert, in einer Glasvitrine steht eine Matrjoschka und aus einem Röhrenradio ertönt leise russische Musik. Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Schachbrett. Was es wohl damit auf sich hat? Beim Inspizieren der Wohnung fallen diverse abgeschlossene Schränke, Truhen und eine Tür mit einem Codeschloss auf. Das Rätselfieber kocht hoch, die Suche nach Hinweisen beginnt. Immer mit dabei: ein Agentenkoffer mit Verbindung zum Hauptquartier.

SB-Redaktor inspiziert das Schachbrett in Nipkows Wohnzimmer: Was für Hinweise sich wohl dahinter verstecken?
Milena Stadelmann

«Wir wollten erst aufmachen, wenn die Qualität stimmt»

Über Kameras in den Räumen behält das Hauptquartier – oder besser gesagt der Verein «S-Cape» – ihre Geheimagenten im Auge. Kommen sie beim Lösen der Rätsel nicht weiter, können die Mitglieder des Vereins mit ihnen über eine Box im Agentenkoffer kommunizieren und Tipps geben. «S-Cape» setzt sich aus den leidenschaftlichen «Escape-Room»-Spielerinnen und -Spielern Roli Züsli, Jeanine Züsli, Michael Handschuh, Michael Estermann und Simona Estermann zusammen. Mitte Mai gründeten sie den Verein, nachdem sie die Zusage der Gemeinde Hochdorf erhalten haben, das Gebäude an der Rosengasse 12 für die Zwischennutzung in einen «Escape Room» umzuwandeln (der «Seetaler Bote» berichtete.) Seither tüftelten der fünfköpfige Vorstand und zwei weitere Mitglieder an den Rätseln, bauten die Räumlichkeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit um und dekorierten sie entsprechend dem Thema «Kalter Krieg». «Die Spielerinnen und Spieler sollen während des Spiels in eine völlig andere Welt und Zeit abtauchen können», sagt Jeanine Züsli vom Verein «S-Cape». Daher finden sich im Escape Room diverse russische Requisiten: von Büchern bis zu Lebensmitteln. Um aus einem «Escape Room», einem «Fluchtraum», herauszukommen, müssen gestellte Aufgaben und Rätsel in einer vorgegebenen Zeit richtig gelöst werden. Wer alle Hinweise gefunden und entschlüsselt hat, kommt in den nächsten Raum und so weiter. Am Ziel ist, wer aus dem Raum herausfindet.

Im Januar begann «S-Cape» mit der Testphase ihres «Escape-Rooms» mit dem Namen «Operation Volkoff». Rätsel, die zu schwierig waren, wurden angepasst oder ersetzt. Dadurch verzögerte sich unter anderem die Eröffnung des Raumes, die ursprünglich im letzten Jahr angedacht gewesen wäre. «Wir wollten erst aufmachen, wenn die Qualität stimmt. Schliesslich haben wir nur einmal die Chance, einen guten Eindruck zu hinterlassen», sagt Michael Estermann von «S-Cape». An diesem Punkt ist der Verein nun angelangt – der «Escape Room» in Hochdorf ist bereit, die ersten Spielerinnen und Spieler zu empfangen. Für Jeanine Züsli ist die Eröffnung des Raumes sowohl mit Freude, als auch Respekt verbunden: «Etwas nervös bin ich schon. Ich hoffe, dass es den Leuten gefällt und immer alle elektronischen Elemente funktionieren.»

Eine Zeitreise in die Sowjetunion und wieder zurück

Zurück im Jahr 1972: Die ersten Hinweise sind gefunden, das Rätsel um das Schachbrett gelöst. Doch nach wie vor fehlen Zahlen, um das Codeschloss an der Tür zu knacken. Als Nächstes steht die Inspektion von Nipkows Küche an. Was sich wohl hinter den verschlossenen Küchenschränken versteckt? Und was hat es mit dem russischen Kochbuch auf sich? Die Verwirrung ist gross. Eine Melodie ertönt aus dem Agentenkoffer: Das Hauptquartier hat einen rettenden Hinweis geschickt. Bald darauf ist das Rätsel gelöst, die verbleibenden Zahlen für das Codeschloss gefunden.

«Agentin» Alije Selimi sucht in der Küche von Volkoff nach Hinweisen, um ein Rätsel zu lösen.
Milena Stadelmann

Die geöffnete Tür führt in den zweiten Raum des «Escape Rooms»: das Arbeitszimmer von Nipkow. Russische Bücher stehen in den Regalen, eine Schreibmaschine auf dem Tisch. Die Suche nach Hinweisen geht weiter. Ein Blick auf die verstrichene Zeit verrät: Der Zeitdruck steigt. Damit wächst das Rätselfieber umso mehr. In unseren Agentenrollen eingefunden, verteilen wir uns im Arbeitszimmer. Schnell sind die ersten Rätsel gelöst. Ein paar Tipps vom Hauptquartier später, gelangen wir in den nächsten Raum.

Ein Alarm geht los, auf der Uhr an der Wand läuft ein Countdown hinunter. Bald ist er bei 00:56, 00:55, 00:54. Werden wir es noch rechtzeitig aus Nipkows Wohnung schaffen? Es gilt einen kühlen Kopf zu bewahren. Geschafft. Der Fluchtweg ist frei, die «Operation Volkoff» erfolgreich gemeistert und der Weltfrieden damit in den letzten Sekunden gerettet.

Mit dem Verlassen des Raumes lassen wir die Sowjetunion hinter uns und machen einen Zeitsprung von 50 Jahren in die Gegenwart. Beim Ausgang warten bereits Jeanine Züsli, Michael Estermann und Simona Estermann mit strahlenden Gesichtern. Sowohl ihre als auch unsere Freude ist riesig. Mit der gelungenen Flucht aus dem «Escape Room» haben nicht nur wir unser Können als Geheimagenten unter Beweis gestellt. Viel mehr haben die Vereinsmitglieder von «S-Cape» gezeigt: Sie beherrschen die Fähigkeit, einen «Escape-Room» zu entwickeln.

Die «Operation Volkoff» wurde von den «britischen Agenten» erfolgreich gemeistert: (v.l) SB-Redaktor Jonas Hess, Manuela  Steinmann, Alije Selimi und SB-Redaktorin Milena Stadelmann.
Jeanine Züsli

Der «Escape Room» in Hochdorf kann ab sofort gebucht werden. Er ist freitagabends und am Wochenende geöffnet. Die Spieldauer für den Rätselraum beträgt etwa 70 Minuten. Empfohlen für 3-4 Spieler (spielbar mit 2 bis 5 Personen), Mindestalter 12 Jahre. Mehr Informationen unter: www.s-cape.fun 

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