Die Lieler wollen nicht sitzen bleiben

Dass auch in einem kleinen Dorf dank dem Engagement von engagierten Einwohnern einiges los ist und auf die Beine gestellt werden kann, zeigen in Lieli gleich zwei Vereine.

 

Eine Dorf-Identität muss auch zwölf Jahre nach vollzogener Fusion nicht verloren gehen. Dies kann sich vielseitig zeigen. So gibt es nicht nur in Gelfingen einen Dorfverein, auch bezeichnet sich ein Müswanger immer noch nicht als Hitzkircher. Mit dem Lokalpatriotismus geht oft das Gefühl einher, von der neuen grossen Gemeinde nicht mehr ganz ernst genommen zu werden.

Die Ur-Lieler Stefan Oehen und Josef Heer wollen sich nicht beklagen über fehlende Unterstützung für ihren Ortsteil. Zwar erachten sie beispielsweise das öV-Angebot in Lieli durchaus als ausbaufähig, doch statt sich auf Hilfe von aussen zu verlassen, packen sie lieber selbst mit an. Beide sind Mitglieder der Korporation, welche sich seit jeher für Interessen der Bevölkerung einsetzt. Der vor Jahrhunderten gegründete Zusammenschluss verlor in der Neuzeit zwar an Bedeutung, doch zusammen mit dem Verein Lieli-Aktiv belebt er nach wie vor das Dorfleben. Den nächsten grös-seren Anlass organisieren die beiden Vereine gemeinsam am 1. August. Am Nationalfeiertag wird die Bergstrasse oberhalb Lieli gesperrt. Statt Autos steht dann auf der Strasse ein Zelt. Neben einer Festwirtschaft wird ein Höhenfeuer entfacht. Eingeladen ist nicht nur die Lieler Bevölkerung, sondern wie Josef Heer sagt, alle, die den 1. August gerne in «gemütlicher Gesellschaft und mit unschlagbarer Aussicht geniessen wollen». Der Verein Lieli-Aktiv organisiert übrigens neben dem 1.-August-Fest auch ein Neujahrsapéro, die Kilbi, ein Fussballturnier oder das Samichlaus-Jagen.

Die Bänkli-Setzer
Die Korporation unterhält auch einen idyllisch gelegenen Grillplatz mit gros-sen Tischen und Bänken. Dem grössten Projekt, welchem sich die Korporation derzeit verschrieben hat, sind jedoch die Sitzbänke, welche auf dem ehemaligen Gemeindegebiet von Lieli stehen. Und das sind auf der überschaubaren Fläche ziemlich viele: Auf 16 Bänkli können sich Wanderer oder Spaziergänger derzeit ausruhen und die Aussicht geniessen. Geht es nach der Korporation, könnten in nächster Zeit gar noch zwei dazukommen.

Von den 16 Lieler-Bänkli hat die Korporation acht selber gesetzt, die andere Hälfte wurde von der Gemeinde übernommen. Sie wurden von Gönnern aus dem Dorf vor 15 Jahren erstellt, erklärt Stefan Oehen. Um die Bänkli vor Nässe zu schützen, wurden diese früher im Winter abgeschraubt. «Das hat mich aber immer gestört», so Oehen. Denn: «Auch im Winter gibt es viele schöne Tage, an denen man sich gerne für eine Pause oder um die Aussicht zu geniessen, hinsetzt.» Nicht ganz ohne Stolz nennt er auch den Grund für die vielen schönen Tage auf rund 800 Meter über Meer: «Wir haben oft Sonne hier oben, wenn im Tal Nebel liegt.» Vor fünf Jahren hat die Korporation die Bänkli übernommen und sorgt seither für deren Unterhalt. Noch stehen einige Bänkli am Stras-senrand, die wenig einladend wirken und deren Farbe – das Gelb und Blau erinnert an das Lieler Wappen – abblättert. Aber die Renovation der Sitzgelegenheiten wollte die Korporation nicht auf die lange Bank schieben; nach und nach wird das Material ersetzt. «Das Holz ist speziell imprägniert und hat eine Garantie von 50 Jahren», sagt Josef Heer.

Verein will «etwas zurückgeben»
Das Engagement für die Dorfgemeinschaft erklärt Heer mit der «Verpflichtung der Korporation gegenüber der Gemeinschaft. Die Korporation hat im 2007 zwei Bauparzellen im Dorf verkauft. Da es nicht Sinn ist, Vermögen anzuhäufen, suchte die Korporation nach der Möglichkeit einer werterhaltenden Kapitalanlage, welche sich auch für die Allgemeinheit positiv auswirkt.» Die Korporation hat bei der neuen Überbauung Wegacker in Lieli eine 4.5-Zimmerwohnung gekauft, diese möchte man zu «vernünftigen» Konditionen vermieten. «Am liebsten an eine junge Familie», sagt Stefan Oehen. Auch dies eine Massnahme für ein attraktives Dorf.

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