So ein Theater – und das schon seit 35 Jahren

Die Eibeler Volksbühne kann ihren 35. Geburtstag feiern. Vor geraumer Zeit startete das Ensemble in die Proben für ihre Kriminalkomödie «Schüsse im Schloss». Toni Albisser und Herbert Weber waren von Anfang an dabei.

Toni Albisser, Gründungsmitglied, Regisseur von 1990 bis 2003 und Ehrenregisseur, Corinne Fuchs, aktuelle Regieassistentin und Herbert Weber, Gründungsmitglied und Regisseur von 2011 bis 2022, Ehrenpräsident. Foto Werner Rolli
Werner Rolli

Es waren fünf «angefressene» Theaterleute, die sich vor 35 Jahren im Wohnzimmer von Toni Albisser (89) zusammensetzten und beschlossen, in Inwil eine Theatergruppe auf die Beine zu stellen. Im November erfolgte die Gründungsversammlung mit 35 Personen. Der Zeitpunkt schien günstig. In Inwil wurde das auf einem Pfarreigrundstück erbaute Gemeinde- und Pfarreizentrum «Möösli» eröffnet. Damit war ein Veranstaltungsort auf sicher, nachdem man zuerst im Kreuzsaal gespielt hatte. Herbert Weber – auch er Gründungsmitglied – hatte vorher in Eschenbach Theater gespielt, als ihn Toni darauf ansprach, in «Eibu» eine Theatergesellschaft zu gründen. Weber war damals Kassier in Eschenbach, «so hatten wir wenigstens jemanden im Verein, der sich mit Zahlen auskennt», scherzt Toni Albisser. Weber war begeistert von der Idee und sagte zu. Später, 1990, wurde er dann sogar Präsident der Eibeler Volksbühne.

Toni Albisser hatte bereits Theatererfahrung gesammelt. Er sprudelte vor Ideen. Zuerst galt es aber, Kontakt zu den ortsansässigen Vereinen aufzunehmen, Statuten auszuarbeiten und den Verein rechtlich abzusichern. Ein zinsloses Darlehen, offeriert von einer lokalen Bank, musste nie in Anspruch genommen werden. Es brauchte auch Mitglieder, die sich um Kostüme, Bühnenbild, Technik, Platzreservationen und das Maskenbild kümmerten. «Die meisten Leute sehen nur die Schauspieler und Schauspielerinnen,» sagt Toni Albisser: «Und vergessen dabei, was hinter den Kulissen alles abgeht». Er klaubt ein Gedicht hervor, das ihm ein Freund damals zur Gründung des Vereins gewidmet hat: «es chonnt dr Tag es isch kei Hohn, de hesch Du dr Applaus als Lohn». heisst es darin. Und der Applaus bleibt auch bis heute der einzige Lohn der Theaterleute. Sie schreiben, schauspielern, führen Regie und bauen Bühnenbilder, frisieren, schminken und nähen Kostüme – alles in ihrer Freizeit.

Geräuschkulisse ab Tonband

Toni Albisser war einer der Ersten, der damals noch in Hergiswil am Napf mit seiner Frau und seinem Tonband aufbrach, um Aufnahmen für die Tonkulisse seiner Theaterstücke zu machen, sei es Hundegebell, Kuhglocken oder ein Sturm – alles kam aus Tonis Tonband. Das erste Stück in Eibu war «Erbe vom Mühlihof» von Seppi Brun. Mit der Zeit spielte die Eibeler Volksbühne auch modernere Stoffe. Zu den Höhepunkten gehörten «Elsi die seltsame Magd» und auch «Ueli der Knecht» und «Ueli der Pächter» von Jeremias Gotthelf, die Regisseur Albisser geschickt in einem Stück –im Luzerner Dialekt – zu «Wie Ueli der Knecht zum Pächter wurde» verwob.

Einer der bewegendsten Momente sei das Stück «Johnny Belinda» nach dem Roman von Elmer Harris gewesen. Das war 2011 und war die erste Regiearbeit von Herbert Weber. Das Buch handelt von einem taubstummen Mädchen. Da sie nicht hören und sprechen kann, wird sie vom Vater, aber auch von Verwandten und Bekannten als dumm hingestellt und wie ein Tier behandelt. Corinne Fuchs spielte darin die Hauptrolle und lernte die Grundlagen der Gebärdensprache. Während einer Aufführung wurden die Dialoge simultan in die Gebärdensprache übersetzt, speziell für die Gruppe von hörgeschädigten Menschen, die das Theater besuchte. Sie sei nach der Aufführung von vielen Gehörlosen angesprochen worden, erzählt sie.

Vom Schauspiel zur Regie

Corinne Fuchs hat die Liebe zum Theater geerbt, ist ihre Mutter Marlen Kneubühler doch langjähriges Mitglied und aktuell Präsidentin der Eibeler Volksbühne. Ihre erste Rolle spielte sie mit ihrem Bruder Sascha – unter dem wachsamen Blick der Mama. Auch das Kindertheater – ein Projekt von Toni Albisser – generierte bisweilen Nachwuchs für die Eibeler Volksbühne. Das Kindertheater soll demnächst wieder belebt werden.

Jetzt probt die Eibeler Volksbühne für die Kriminalkomödie «Schüsse im Schloss» von Claudia Gysel. Regie führt Andreas Seiler, Corinne Fuchs ist Regieassistentin. Irgendwann möchte sie aber wieder selbst schauspielern, sagt sie. Der Verein zählt heute beinahe 60 Mitglieder. Die Premiere geht am 15. April über die Bühne.

Aufführungen: Sa., 15.04. 14 Uhr / 20.15 Uhr; Fr., 21.04. 20.15 Uhr; Sa., 22.04. 20.15 Uhr; So., 23.04. 16,30 Uhr; Mi., 26.04. 20.15 Uhr; Fr. 28.04. 20.15 Uhr; Sa., 29.04. 20.15 Uhr.

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