Kirchturm erstrahlt in neuem Glanz

So mancher Handwerker blickte in den letzten Monaten vergebens zum Kirchturm. Die Uhr – von allen Seiten weit herum sichtbar – fehlte. Fassade und Zifferblatt der Pfarrkirche St. Bartholomäus wurden restauriert.

Werner Rolli

Das Hagelunwetter, das Ende Juni letzten Jahres über Teile des Kantons Luzern zog, richtete in Römerswil beträchtlichen Schaden an, unter anderem an den Gemeindeliegenschaften, aber auch an der Pfarrkirche. Im Juni und Juli wurden diese Schäden behoben. Anfang Juni wurden die Kirche und das Pfarrhaus eingerüstet. Anfang Juli folgte die Kaplanei. Neben der Behebung der Unwetterschäden wurden an der Pfarrkirche die Fassade und die Dachgesimse saniert und neu gestrichen. Der Turm wurde ebenfalls eingerüstet, um die zwei beschädigten Zifferblätter, das Turmdach und die Turmfassade zu sanieren.

Im Pfarrhaus werden ausschliesslich die Hagelschäden behoben. Die Sanierungsarbeiten dauern von Anfang Juni bis circa Anfang August. Parallel zu den äusseren Sanierungsarbeiten erfolgten in der Pfarrkirche Reinigungsarbeiten an der Orgel sowie der Einbau von Kinderpedalen. Während diesen Arbeiten verstummte die Orgel.

Ende Juni war Max Winiger mit Malerarbeiten beschäftigt. Wie so mancher Handwerker ist er derzeit überlastet. «Leider fehlen auch in unserer Branche gut ausgebildete und engagierte Fachleute», sagt Max Winiger. Das ist auch der Grund, warum die Sanierung der Kirche in Römerswil länger dauert, als ursprünglich geplant. Rund 175 Stunden hat Winiger mit einem weiteren Maler an der Fassade gearbeitet. Die Fassadenfarbe und die Farbe für die Metallflächen konnte er fertig gemischt bestellen. Die restlichen Farben wurden vor Ort nachgemischt.

Max Winiger führt vorwiegend Renovationsarbeiten aus, daher unterschieden sich die Arbeiten am Römerswiler Kirchturm nicht wesentlich von anderen Aufträgen. Allerdings, so Winiger, sei es anstrengend, den ganzen Tag die Gerüstläufe hoch und runter zu steigen, um die jeweiligen Flächen nass in nass (ansatzfrei) streichen zu können. Höhenangst ist sicherlich auch nicht von Vorteil. Aber, die Arbeit mache ihm Spass und die spektakuläre Aussicht entschädige teilweise die Anstrengung.

Im Laufe seines Auftrags hat Max Winiger bei den Flächen der Zifferblätter einen neuen Begrenzungsstrich aufgemalt, Sandsteinsäulen, Kreuzstöcke und Gurten lasiert und die Metallabdeckungen und Lamellen der Schallöffnungen neu gestrichen. Die Fassadenfläche wurde mit Silikatfarbe neu gestrichen.

Zifferblätter und Zeiger montiert

Aufwendig gestaltete sich auch die In­standstellung der Zifferblätter, die beim Hagelsturm zerbeult wurden. Mit diesen Arbeiten war die Firma Muff AG in Triengen beauftragt. Roger Bertschi erklärt, dass die Zeiger und die Zahlentragringe abgelaugt, sandgestrahlt und geschliffen wurden. Danach wurden alle Teile grundiert und wieder mit dem Originallack versehen.

Die anspruchsvollste Aufgabe war es, anschliessend die beweglichen Teile auszuwuchten. Die Balance der Zeiger muss ganz genau abgestimmt sein, sonst könnte es passieren, dass die angezeigte Zeit nicht stimmt, oder schlimmer noch, das Uhrwerk beschädigt wird. Am vorletzten Mittwoch installierten Fritz Geissbühler und Charles Pürro die Zifferblätter wieder am Kirchturm. Mehr als einen Seilzug hatten die zwei Handwerker nicht zur Verfügung, um Einzelteile und Werkzeug hochzubringen. Bevor Zifferblätter, Zeiger und Ziffern montiert werden, müssen sie die Gewinde vom englischen auf metrische Masse aufbohren. Die Kunst besteht dabei darin, anschliessend die Schrauben fest genug, aber nicht zu fest anzuziehen, führt Fritz Geissbühler aus.

In der Kirche, auf der Empore, treffen wir auf Orgelbauer Benjamin Wahl des Luzerner Orgelbauunternehmens Goll. Die Firma hat die Orgelpfeifen vom Schimmel befreit. Dabei wurden die betroffenen Holzpfeifen ausgebaut, abgesaugt und mit Fungizid desinfiziert. Selbstverständlich wurde das ganze Instrument gesäubert und desinfiziert. Um der Bildung von Schimmel entgegenzuwirken, haben die Orgelbauer am Gehäuse Lüftungsgitter angebracht. Durch zwei zeitlich gesteuerte Ventilatoren wird so die Luftumwälzung in der Orgel verbessert. Die Arbeiten wurden nötig, da sich die Holzpfeifen durch den starken Schimmelbefall stetig verstimmten.

Orgel hat jetzt Kinderpedale

Zum Abschluss der Arbeiten haben Benjamin Wahl und Orgelpfeifenmacher Josef Muff die Holzpfeifen wieder eingebaut und die Orgel frisch gestimmt. Zudem haben sie kleinere Servicearbeiten ausgeführt wie etwa das Justieren der Tasten. Als Besonderheit hat die Römerswiler Orgel jetzt auch ein «Kinderpedal» erhalten. Das sind spezielle Aufsteckelemente, die auf die normalen Pedaltasten gesetzt werden und es auch schon kleineren Orgelschülern –vorwiegend Schulkindern – ermöglichen, das Pedalspiel zu erlernen.

Die Sanierung wird im August abgeschlossen. Wer zur Kirchturmuhr hochblickt, kann jetzt wieder die richtige Zeit ablesen.

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