Ein Generalist für die Gemeinde

Mit 24 Jahren trat Joel Etter in Schongau die Stelle als Gemeindeschreiber an. Ende Oktober verlässt er die Gemeinde. Etter blickt zurück auf die vergangenen vier Jahre: «Ich kann viele wertvolle Erfahrungen mitnehmen.»

Joel Etter an seinem Arbeitsplatz in der Gemeinde­verwaltung in Schongau. Foto Milena Stadelmann
Milena Stadelmann

Die Gemeinde Schongau ist Joel Etter ans Herz gewachsen. Seit dem April 2018 arbeitet er in dem Dorf als Gemeindeschreiber. Von der Vor- und Nachbearbeitung der Gemeinderatsgeschäfte über das Sekretariat des Urnenbüros bis zum Schalter- und Telefondienst: «Die Aufgaben in der Gemeinde sind sehr vielfältig», sagt Joel Etter. «Ich bin ein Generalist.» Ende Oktober ist damit Schluss. Der 28-Jährige lässt Schongau hinter sich und reist mit seiner Freundin für mehrere Monate durch Zentral- und Südamerika. Die Stelle von Etter wird neu besetzt. «Aufgrund des stark ausgetrockneten Fachkräfte-Marktes muss der Gemeinderat eine Interims-Lösung angehen», sagt Etter. Insbesondere für ländliche und kleine Gemeinden sei es schwierig neue Gemeindeschreiberinnen und -schreiber zu finden. «Nicht alle möchten ein Generalist sein», vermutet er. Genau das habe er selbst an seinem Beruf aber stets geschätzt.

Herausforderungen unabhängig vom Alter
Etter, der ursprünglich aus Schöftland (AG) kommt, trat seine Stelle als Gemeindeschreiber in Schongau mit 24 Jahren an und bekam damals die Chance, erste Berufserfahrungen in dieser Position zu sammeln. Die Arbeit auf einer Gemeinde war ihm allerdings nicht unbekannt: Seine KV-Lehre absolvierte er auf der Gemeindeverwaltung Schlossrued (AG). In Oberkulm (AG) arbeitete er als stellvertretender Gemeindeschreiber. Nebenbei schloss er das CAS Öffentliches Gemeinwesen ab – die Weiterbildung für angehende Gemeindeschreiberinnen und -schreiber.

Sein junges Alter beim Stellenantritt spielte in seinem Alltag keine grosse Rolle, sagt Etter. Ältere Gemeindeschreiber hätten zwar den grösseren Erfahrungsschatz, Herausforderungen müssten aber unabhängig vom Alter angepackt werden. «Vielleicht braucht man dafür am Anfang einfach etwas länger.» In Schongau sei das kein Problem gewesen. Was schlussendlich zähle, sei das Resultat. «Eine ländliche Gemeinde gewährt jungen Gemeindeschreibern einen guten Berufseinstieg», kann Etter heute mit Überzeugung sagen. Die Nähe zu den Bürgern und den Leuten sei gross. Diesen Kontakt habe er immer sehr geschätzt und die Einwohnerinnen und Einwohner gerne bei Fragen rund um die Gemeindeaufgaben beraten. Insbesondere gefielen ihm auch die juristischen Arbeiten bei öffentlich-rechtlichen sowie zivilrechtlichen Fragestellungen. Aber auch die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und den Kommissionen. «Ich kann viele wertvolle Erfahrungen mitnehmen.»

Gemeindeaufgaben werden komplexer – Anforderungen steigen
Die Herausforderung seines Berufs sei es, bei den verschiedenen Verantwortungsbereichen die Übersicht zu behalten. Die Anforderungen an Gemeindeschreiberinnen und -schreiber seien in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Gemeindeaufgaben hätten zugenommen, genauso deren Komplexität. Etter musste sich beim Stellenantritt im neuen Kanton einarbeiten und sich mit den politischen Abläufen vertraut machen. Themen, welche rechtliche Fragen oder das Bauwesen betrafen, empfand er zu Beginn als «happig». Die Einarbeitung in eine neue Gemeinde brauche Zeit. Kontakte müssen geknüpft und die Ortskenntnisse angeeignet werden. In den vergangenen Jahren wurde Etter immer wieder mit schwierigen Situationen konfrontiert, welche ihn über eine längere Zeit beschäftigten. «Mit der Zeit haben sich meine Fähigkeiten, verschiedene Interessen abzuwägen und gute Entscheidungen zu treffen, immer weiter entwickelt.» Auch habe er gelernt, mit Verzögerungen bei politischen Prozessen umzugehen. Da sei es als Gemeindeschreiber wichtig, offen mit den Betroffenen zu kommunizieren. Ohnehin sei in seinem Beruf Offenheit und Einfühlungsvermögen gefragt.

Schongau bleibt in Erinnerung
Nach seiner Reise möchte Etter wieder eine Stelle als Gemeindeschreiber suchen. «Ich kann den Beruf jedem und jeder nur empfehlen.» Ob das im Kanton Luzern sein wird oder im Aargau, sei noch offen. Klar ist: Sowohl beruflich als auch privat zieht es Etter, der in Meisterschwanden wohnt, wieder mehr Richtung Schöftland.

Schongau wird er trotzdem nicht vergessen: Insbesondere bleiben dem 28-Jährigen die Bauprojekte in Erinnerung, die er im Baubewilligungsverfahren begleitet hat. Fehlen werden ihm die vielen guten Begegnungen in Schongau sowie «die schöne Landschaft und Vielfältigkeit des Dorfes». Etter: «Ich werde sicher wieder an der einen oder anderen Veranstaltung oder auf einem Mountainbikeausflug anzutreffen sein.»

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