Der Turbo ist gezündet 

Der Eschenbacher Leichtathlet Noah Attalla setzt seit zwei Jahren voll auf den Sprint. In diesem Jahr will er sich verbessern und sich der nationalen Spitze nähern.

Jonathan Furrer

«Ich will schneller und konstanter werden und mich stetig verbessern», so fasst der soeben 22 Jahre alt gewordene Noah Attalla seine Ziele zusammen. Er konzentriert sich auf die Distanz 100 m, doch absolviert er auch 200-Meter-Läufe. Der austrainierte, feingliedrige und 1.79 m grosse junge Mann, der dem TSV Rothenburg athletics angehört, sieht nicht aus wie das «klassische Bild» eines Muskelmonsters, das man aus dieser Sportart kennt. «Auch wenn man nicht so kräftig gebaut ist, kann man ein Spitzenläufer werden. Es braucht nur das richtige Training und den Willen, alles für den Erfolg zu tun.» Attalla begründet seine Entscheidung, in dieser Disziplin anzutreten, so: «Ich will herausfinden, wie schnell ich sein kann und was mein Körper zu leisten imstande ist.» Sein Vorbild international ist Weltrekordhalter Usain Bolt. Von dessen Niveau ist er aber noch ein Stück entfernt. Attallas bisherige Bestzeit ist 10.78 Sekunden, damit erreichte er 2021 den 7. Platz in der U23-Schweizermeisterschaft. Zum Vergleich: Bolts schnellster Lauf liegt bei phänome­nalen 9.58 Sekunden, der Schweizer Rekord bei 10.08 Sekunden, aufgestellt von Alex Wilson. «Das wäre toll letzteren zu knacken, aber dafür muss ich noch hart an mir arbeiten.»

Konzentration auf den Sommer
Im Moment befindet er sich im Aufbautraining. «Die Hallensaison lasse ich aus, ich will mich voll auf den Sommer konzentrieren.» Voraussichtlicher Start ist Ende Mai, und die Saison dauert bis September. Das genaue Wettkampfprogramm liegt Attalla nicht vor. «Das Highlight werden aber die U23-Schweizermeisterschaften sein.» Und an den Vereinsmeisterschaften tritt er zusammen mit der LG Nordstar Luzern an, einem Zusammenschluss verschiedener Innerschweizer Vereine. 2021 erreichte die Gruppe überraschend den 3. Platz. «Unser Ziel ist es da sicher, wie letztes Jahr gut abzuschneiden.» Zusammen mit seinem Trainer Rolf Wullschleger arbeitet er wöchentlich an fünf Tagen für jeweils zwei Stunden abends und samstags an seinem Formstand und seiner Technik, an seinem Antritt, der Beschleunigung und der Ausdauer, meistens draussen auf der Allmend Luzern. Der Inwiler Coach betreut Attalla seit zwei Jahren, zuvor war Andrea Thali seine Trainerin. «Ihr habe ich viel zu verdanken, sie hat mich sechs Jahre lang vorwärtsgebracht.» Atalla muss auch sonst diszipliniert sein, etwa bei der Ernährung. Eine Ausnahme erlaubte er sich aber an Weihnachten: «Da habe ich mir schon ein Fondue gegönnt.» Attalla wird von Sponsoren und vor allem von seiner Familie unterstützt. «Die steht voll hinter mir, das empfinde ich als grosses Privileg.» Er lebt noch zu Hause bei seinen Eltern in Eschenbach und arbeitet zu 60 Prozent bei einer Versicherung als Berater. «Es ist schwer, in der Schweiz Leichtathletik als Profi zu leben, das kann im Moment nur jemand wie beispielsweise Mujinga Kambundji.» Daher hat Attalla letzten September ein Studium angefangen, er macht in Luzern an der Hochschule den Bachelor of Science Business Administration mit Fokus Marketing, welchen er voraussichtlich 2025 abgeschlossen haben wird.

Hürdenlauf ist Geschichte
Attalla – dessen Vater aus Ägypten stammt – ist in der Schweizer Leichtathletik-Szene kein unbeschriebenes Blatt. Seine grössten Erfolge feierte er als Hürdenläufer, wo er dreimal Gold holte bei nationalen Junioren-Meisterschaften. Aus gesundheitlichen Gründen hörte er vor knapp zwei Jahren aber auf mit dem Hürdenlauf. Als Attalla 15 Jahre alt war, musste er an der Hüfte operiert werden. «Seither habe ich vier Schrauben dort drin. Dennoch konnte ich trotzdem einige Jahre erfolgreich Hürdenlauf betreiben.» Doch dann kam er in eine Altersklasse, wo die Hürden 15 Zentimeter höher werden und die Athleten 106 Zentimeter überspringen müssen. «Ich merkte schnell, dass das für mich körperlich nicht mehr ging. Und ich will vernünftig bleiben, ich will mich auch nach meiner Sportkarriere noch bewegen können», erläutert Attalla. Seither konzentriert er sich auf den Sprint. «Da behindern mich die Hüftschrauben nicht und ich kann alles geben.» Ganz so stark wie auf den Hürden ist er noch nicht. «Doch ich gebe alles dafür, dass sich das ändert und ich dort ebenfalls Erfolge feiern kann.» Ein Ziel wäre für ihn die Teilnahme an einer internationalen Grossveranstaltung. «Die beste Phase eines Läufers kommt im Alter von 24 bis 28 Jahren.» Attalla hat also noch ein paar Jahre Zeit, um sein Topniveau zu erreichen: 2024 steigen die Olympischen Sommerspiele in Paris. «Dort dabei zu sein, wäre ein absoluter Wunschtraum. Aber ich nehme natürlich erst mal eins nach dem anderen.»

Jonas Baud

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