Das Frauenkloster als Sammlerstück

Vom 16. bis 18. November findet die «Luzerner Nationale Briefmarkenausstellung» (Lunaba) statt. Anlass bietet der diesjährige «Tag der Briefmarke». Das Frauenkloster als Wahrzeichen des Austragungsorts der Lunaba 2023 ist auf einer Briefmarke in einem Sonderblock mit Zuschlag verewigt.

Daniel Schmuki

Gestalterin des Sonderblocks ist Desirée Möschl, die in Emmenbrücke aufgewachsen ist. Die gelernte Grafikerin bewarb sich bei der Schweizerischen Post, den Block inklusive Briefmarke für die Lunaba 2023 ausarbeiten zu dürfen, bei der ihr Vater Peter Möschl selbst im Organisationskomitee ist. Mit der Philatelie ist sie daher bereits länger bekannt. «Als Kind habe ich Motivmarken gesammelt, beispielsweise mit Tieren, oder dreieckige Marken», sagt die heute im Toggenburg lebende Designerin.

Desirée Möschl schwebte für die Briefmarke Jugendliches und Frisches vor. Erste Gestaltungsideen basierten auf dem Eschenbacher Wappen. Dazu nutzte sie ein Skizzenbuch, in dem sie manuell Entwürfe anfertigen konnte. In der Folge besuchte sie die Gemeinde Eschenbach, recherchierte, fotografierte und vertiefte sich in das Thema. So kam sie näher mit der Zisterzienserinnen-Abtei in Verbindung.

Gesamtbild aus isolierten Motiven
Die Grafikerin liess sich von einer Spiegelung der Pfarrkirche in einem von der Aussenseite betrachteten Fenster des Klosters inspirieren. Auf der Briefmarke sind nicht nur die nahen Kuppeln der Pfarrkirche erkennbar, sondern auch die entferntere Alpenlandschaft. Rechtsseitig ist auf dem Sonderblock die Sonnenuhr am Gästehaus abgebildet, die zu den grössten ihrer Art in der Schweiz zählt und im ersten Entwurf zuhanden der Post noch nicht enthalten war. Die von der Briefmarke separierte Abbildung der Uhr hat mit der Kleinheit der Briefmarke zu tun, die Bestandteil des Blocks ist und sich aus der Perforierung heraustrennen lässt. Die Position der Marke im Block durfte Desirée Möschl selbst bestimmen, das Format war hingegen vorgegeben. Alle Gestaltungselemente finden sich in Realität isoliert an verschiedenen Orten der Klosteranlage und wurden erst auf der Briefmarke zu einem Gesamtbild zusammengeführt.

Mit den beiden Farben Blau und Weiss werden die Kantonsfarben aufgenommen. Für den Entwurf der Grobstruktur benötigte Desirée Möschl sechs Tage, für die Feinarbeiten weitere vier Tage.

Der Philatelistin Christina Rölli gefällt die Briefmarke von Desirée ­Möschl, weil sie Modernes mit klassischen Elementen zu kombinieren weiss. Auch farblich hebt sich der Sonderblock von früheren Blöcken ab, die oft vierfarbig waren. Die Integration verschiedener Motive kann unterschiedliche Personen ansprechen. Eine Sonnenuhr ist zudem rar auf Briefmarken.

Verkauf ab heute 2. November
Die Schweizerische Post verkauft ab heute in der Philatelie den Sonderblock mit Briefmarke. Ab 9. November wird der Block in den Postfilialen erhältlich sein und kann auf Wunsch mit einem Ersttagsstempel versehen werden. Dieser zeigt eine Sonne. An der dreitägigen Ausstellung kann der Sonderblock mit dem Sonderstempel erworben werben. Dieser gibt die Umrisse des Frauenklosters Eschenbach und damit das Wahrzeichen der Gastgebergemeinde wieder. Die Marke verfügt über einen Wert von 110 Rappen sowie einen separaten Zuschlag von 55 Rappen. Dieser wird zugunsten der Stiftung zur Förderung der Philatelie erhoben. Damit werden Ausstellungen mitfinanziert. Die Post gibt Höhe der Auflage der Marke respektive des Sonderblocks aktuell nicht bekannt. Gedruckt wurde die «Blaue Eschenbacher» in Liechtenstein bei der Gutenberg AG. Die Briefmarke ist nur im Sonderblock und nicht separat erhältlich. Desirée Möschl hat mit ihrem gestalterischen Wirken ein Sammlerstück für Briefmarkenliebhaber geschaffen. Damit hat sie das Frauenkloster, Zeuge einer jahrhundertelangen Geschichte, auf einer feinen Fläche von knapp neun Quadratzentimetern verewigt.

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Christina Rölli, Präsidentin des Organisationskomitees, äussert sich zur Lunaba 2023


Nach 13 Jahren wird wieder eine Ausstellung über Briefmarken im Kanton Luzern durchgeführt. Zwischen 16. und 18. November werden rund 1000 Besuchende an der «Luzerner Nationale Briefmarkenausstellung» (Lunaba 2023) erwartet. Durchführungsort ist die Dreifachturnhalle Neuheim in Eschenbach. «Wir organisieren Ausstellungen oft in einer Turnhalle. Natürlich der Grösse wegen. Oder vielleicht in einem Kirchgemeindezentrum», sagt OK-Präsidentin Christina Rölli in ihrem Büro in Rothenburg. Sie führt seit rund zwanzig Jahren das gleichnamige Auktions- und Philateliegeschäft in zweiter Generation. Aufgrund ihrer vielen Kontakte in der Branche wurde sie seitens des Philatelistenvereins Luzern angefragt, ob sie die nun vor der Türe stehende Lunaba 2023 zusammen mit einem Team organisieren möchte. Vorausgegangen war vor vier Jahren eine Bewerbung des Luzerner Vereins beim Verband der Schweizerischen Philatelisten-Vereine für eine Durchführung der Briefmarkenausstellung in der Region. «Im OK sind wir einige Personen aus Eschenbach, Rain und Rothenburg. Mit der Halle Neuheim fanden wir eine passende Lokalität, die uns dank Unterstützung des ehemaligen Gemeindepräsidenten Guido Portmann auch kostenlos zur Verfügung gestellt wird», freut sich Christina Rölli.

Die Anzahl Sitzungen beläuft sich mittlerweile auf deren 13. Seit Beginn des laufenden Jahres haben sich die Vorbereitungen spürbar intensiviert. Bald werden die technischen Arbeiten für die Ausstellung beginnen, abschliessbare Stellwände aus Glas werden angeliefert. Am Tag vor der Eröffnung der Ausstellung können die Philatelisten ihre Sammlungen aufhängen. Es sei fast alles organisiert, sagt die OK-Präsidentin.

Reichhaltigkeit an der Ausstellung
Am Anlass werden Aussteller mit unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen auftreten. Edi Unternährer präsentiert 200 Ansichtskarten von Eschenbach, die eine Reise durch das Dorf in alten Zeiten bieten und teilweise für das soeben erschienene «Eschenbacher Buch» verwendet wurden (siehe Artikel auf Seite 8). Bei Jakob Eichenberger lassen sich postalische Erzeugnisse der Seetalbahn bestaunen. Die Sammlung von Hansruedi Tschanz befasst sich mit «100 Jahre Walt Disney». Darin werden Briefmarken mit Micky Maus, Donald Duck und weiteren Einwohnern von Entenhausen zu finden sein. Hans Scheibler führt in die Briefmarkensprache ein, welche die Geheimsprache der Verliebten war als es noch kein Facebook, WhatsApp oder SMS gab. Ebenso kommt die Kulinarik mit Schokolade und Wein als Bildmotive nicht zu kurz. Und der Philatelisten-Verein Baden-Wettingen gibt einen Überblick über alles, was sich in der Philatelie fälschen lässt. In den Ausstellungen, die zu den sogenannten Wettbewerbsklassen zählen, kann viel über die Geschichte der Post in Erfahrung gebracht werden, aber auch über hoch spezialisierte Themen wie zum Beispiel die Transatlantik-Dampfer zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder Weihnachts-Aerogramme vom Zweiten Weltkrieg. Christina Rölli sagt: «Ich freue mich, all die Sammler und Philatelisten wieder zu treffen. Selbst werde ich keine Briefmarken ausstellen, ich werde mich vorwiegend mit den Besuchern und Ausstellern unterhalten.»

Werbeeffekt für die Gemeinde
Eine ganz besondere Briefmarke ist die eigens für die Lunaba 2023 gestaltete Eschenbacher Marke. «Diese Briefmarke stellt eine hervorragende Gelegenheit dar, die Gemeinde mit ihrem Kulturgut nach aussen zu tragen», sagt die amtierende und erste Gemeindepräsidentin Nicole Lüthy auf Anfrage des «Seetaler Bote». Sie selbst war als Kind Sammlerin dieser bunten Wertzeichen und erinnert sich, bereits die damalige Sondermarke zur Eröffnung der neuen Post Eschenbach zu Hause zu haben. Auch die Freiherren von Eschenbach, Gründer des Klosters, haben Dienste von «Postboten» in Anspruch genommen und ihre Botschaften zu den Empfängern gebracht. Dies natürlich noch ohne Verwendung von Briefmarken. «Jetzt haben wir sogar die Sonnenuhr des Klosters auf der Marke abgebildet», sagt Nicole Lüthy. Sie sei stolz auf diese Briefmarke, weil sie auch einen Werbeeffekt für das Dorf darstelle. Eschenbach kann in Kleinformat global verschickt werden. «Eine schöne Marke ist Wertschätzung dem Empfänger gegenüber und hat Erinnerungswert», freut sich Lüthy. Die dreitägige Ausstellung in der Halle Neuheim sei denn auch Chance, Eschenbach in seiner Vielfalt zu präsentieren.

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Donnerstag 16. November, bis Samstag, 18. November, Briefmarkenausstellung Lunaba 2023, Halle Neuheim, Eschenbach, Eintritt frei. Signierung des Sonderblocks durch die Designerin Desirée Möschl am Samstag, 18. November, zwischen 10 und 11.30 Uhr.

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