«Die Wahlen gehen alle etwas an»

Das «Stamm­teschli» fand vor einer Woche zum zweiten Mal statt. Diesmal stand das Thema Wahlen im Zentrum der Veranstaltung. Die Organisatorinnen Milena Bühler und Elin Elmiger wollten damit junge Menschen zum Wählen motivieren.

Milena Bühler (links) und Elin Elmiger haben das «Stammteschli» zum Thema Wahlen organisiert. Foto: Milena Stadelmann
Milena Stadelmann

«Ich verstehe nicht, um was es geht.» Oder «ich kenne die Personen sowieso nicht». Diese Begründung hörten Milena Bühler und Elin Elmiger von jungen Personen, weshalb sie bei den Kantonsratswahlen nicht an die Urne gingen. Um daran – in Anbetracht der bevorstehenden eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober – etwas zu ändern, haben sie vor einer Woche ein zweites «Stammteschli» zum Thema Wahlen organisiert.

Die Veranstaltung haben die 22-jährige Milena Bühler aus Gelfingen und die 25-jährige Elin Elmiger aus Altwis im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Durch das «Stammteschli» sollen 16- bis 30-jährige Bürgerinnen und Bürger in regelmässigen Abständen zusammenkommen und sich über verschiedene politische Themen austauschen. «Wir wollen, dass die Jungen mehr in der Gemeinde einbezogen werden, und ihnen ein Gefäss bieten, in dem sie mitreden können», sagte Elin Elmiger. Am ersten «Stammteschli» vor rund einem Jahr diskutierten 26 Personen über das «Zusammenleben im Hitzkirchertal» (der «Seetaler Bote» berichtete).

Milena Bühler und Elin Elmiger engagieren sich seit dem Frühling in der Subkommission Jugend und Freizeit der Gemeinde. Zudem sind sie Mitglied bei der SP Hitzkirch plus. Das «Stammteschli» ist allerdings parteiunabhängig organisiert. «Das ist uns sehr wichtig, damit sich alle angesprochen fühlen», sagte Milena Bühler. «Es sollen nicht nur Gleichgesinnte miteinander diskutieren.»

Hauptsache Wählen
Die Parteiunabhängigkeit war den Hitzkircherinnen auch beim zweiten «Stammteschli» zum Thema Wahlen wichtig. In erster Linie gehe es ihnen darum, mit der Veranstaltung junge Personen zum Wählen zu motivieren, sagte Elin Elmiger. Welche Partei sei schlussendlich zweitrangig. Zudem war es ihnen ein Anliegen, einen Bezug zu den Kandidierenden zu schaffen. Dazu luden die Organisatorinnen je zwei Nationalratskandidatinnen und -kandidaten von verschiedenen Parteien an den Anlass ein: Dies waren Kantonsrat Luca Boog (Die Mitte, Gunz­wil), Kantonsrätin Anja Meier (SP, Willisau), Fabio Wettstein (Junge Grüne, Rothenburg) und Kantonsrätin Sandra Meyer-Huwyler (SVP, Hitzkirch). Von der FDP konnte gemäss den Organisatorinnen aufgrund eines parteiinternen Anlasses niemand am «Stammteschli» teilnehmen.

Die Veranstaltung stand nicht nur den 16- bis 30-Jährigen, sondern allen Altersgruppen offen. «Die Wahlen gehen alle etwas an», sagte Milena Bühler. Insgesamt nahmen rund 20 Personen verschiedenen Alters an dem Anlass bei der Schule in Hitzkirch teil – inklusive Kandidierende und Organisatorinnen.

Politische Vorbilder und Themen
Nachdem Bühler und Elmiger die Anwesenden zum zweiten «Stammteschli» begrüssten, begann der Hauptteil der Veranstaltung. In einem Spiel zogen die Kandidierenden Fragen, die sie einander stellten. Diese betrafen Persönliches, politische Themen oder hatten einen Bezug zum Seetal. So nannten die Politikerinnen und Politiker ihre politischen Vorbilder, verrieten ihren Kraftort oder erklärten, wie sie mit Hassnachrichten in den sozialen Medien umgehen. Bei der Frage, mit welcher Persönlichkeit sie gerne zu Abend essen würden, reichten die Antworten von Barack Obama über Ruth Metzler bis zu Adolf Ogi. Die Kandidierenden sprachen an dem Abend diverse Themen wie den Klimaschutz, die Landwirtschaft, Bildung oder das schweizerische Gesundheits- und Rentensystem an. Trotz unterschiedlichem Parteihintergrund waren sie sich einig darüber, was sie im Seetal verändern würden: Sie sehen Verbesserungspotenzial beim öffentlichen Verkehr.

Zum Schluss beantworteten die Kandidierenden die zentrale Frage des Abends: Wieso soll man wählen? Luca Boog sagte: «Wählen ist die beste Demo.» Man könne damit seine Meinung äussern und Politikerinnen und Politiker in ein Amt schicken, die etwas bewirken könnten. Anja Meier machte darauf aufmerksam, dass die Möglichkeit zu wählen ein Privileg sei, das man schätzen sollte. «Wer nicht mitbestimmt, über den wird bestimmt.» Fabio Wettstein sagte: «Ich glaube wir stehen vor einer Zukunft mit diversen Krisen, die vor allem die Jungen betreffen werden.» Gerade deshalb sei es wichtig, dass diese mitbestimmen und wählen, sobald es ihnen möglich sei. Für Sandra Meyer-Huwyler ist nicht nur das Wählen selbst, sondern auch die Meinungsbildung vor eine Abstimmung oder Wahl essenziell. Bevor man eine Entscheidung treffe, sei es wichtig, die Pro- und Contra-Argumente zu überdenken, sich zu informieren und Gespräche zu suchen. Getreu nach dem Motto: «Mitdenken statt Mitlaufen.»

Nähe zu den Kandidierenden
Den Abend liessen die Anwesenden mit einem Apéro ausklingen. Elin Elmiger und Milena Bühler waren mit dem zweiten «Stammteschli» zufrieden – insbesondere mit dem Fragespiel zwischen den Politikerinnen und Politikern. «Dabei sind gute Gespräche zustande gekommen», sagte Milena Bühler. «Es war unterhaltsam und gab einige Lacher», ergänzt Elin Elmiger. Die Organisatorinnen hätten sich allerdings über ein paar weitere Gäste gefreut. Insbesondere, da die Veranstaltung allen Altersgruppen offenstand und Kandidierende von verschiedenen Parteien anwesend waren. Sie wollen sich nun beraten, wie sie mit dem «Stammteschli» in Zukunft weiterfahren. Ein möglicher Grund, weshalb nicht mehr Junge den Anlass besuchten? «Vermutlich ist die Hemmschwelle leider nach wie vor gross, eine Veranstaltung über Politik zu besuchen», sagte Elin Elmiger.

Bei den jungen Besucherinnen und Besuchern vor Ort, kam der Anlass gut an. Die 25-jährige Andrea Britschgi aus Sulz war bereits beim ersten «Stammteschli» dabei. Das Thema Wahlen sprach sie erneut an – insbesondere die Anwesenheit von Politikerinnen und Politikern motivierte sie dazu, die Veranstaltung zu besuchen. «Mich hat es interessiert, die Gesichter hinter den Plakaten kennenzulernen und zu hören, was sie zu sagen haben», sagte sie. Die 21-jährige Nadine Thürig aus Hitzkirch schätzte es ebenfalls, sich einen persönlichen Eindruck von den Kandidierenden machen zu können. «Bei den Kantonsratswahlen hat man vielleicht eher noch jemanden gekannt.» Sie fand es zudem spannend, dass Politikerinnen und Politiker von verschiedenen Parteien anwesend waren. «So konnte man sich die verschiedenen Meinungen anhören.»

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