SB-Gspröch Fabio Scherer

Was ist Chat GPT und wie funktioniert es?

Die Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Die Sprachsoftware Chat GPT erregt zurzeit viel Aufmerksamkeit. Sie kann innert Sekunden komplexe Fragen beantworten und Texte schreiben. Ein Selbstversuch.

Chat GPT kann innerhalb von kurzer Zeit einen Artikel über sich selbst generieren. Foto Screenshot/mst
Milena Stadelmann

Warteschlaufe. «Chat GPT ist derzeit ausgelastet.» Diese Meldung erscheint, als ich den Sprachbot ausprobieren will. Chat GPT ist eine Software, die von dem US-amerikanischen IT-Unternehmen OpenAI entwickelt und im November 2022 lanciert wurde. Die Anwendung nutzt Künstliche Intelligenz, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten. Zurzeit wollen das so viele Menschen ausprobieren, dass die Website des Unternehmens meist über längere Zeit nicht erreichbar ist. Ich versuche es immer wieder. Nach 10 Minuten. Nach 30 Minuten. Nach einer Stunde. Nach zwei Stunden. Endlich kann ich auf die Website zugreifen. Ich muss mich mit meinem Namen und meiner E-Mailadresse anmelden. Als meine Telefonnummer gefordert wird, zögere ich einen Moment. Dann tippe ich die Zahlen in das Feld.

Bevor ich dem Chatbot Fragen stellen kann, muss ich mich durch mehrere Fenster mit Hinweisen klicken. Unter anderem heisst es: «Obwohl wir Schutzmassnahmen getroffen haben, kann das System gelegentlich falsche oder irreführende Informationen liefern und beleidigende oder voreingenommene Inhalte produzieren. Es ist nicht dazu gedacht, Ratschläge zu erteilen.»

Eine simulierte Intelligenz
Damit weist OpenAI direkt selbst auf die Schwachstellen von Chat GPT hin. Der Sprachbot kann Wahrheit von Unwahrheit nicht unterscheiden. Er hat kein Verständnis für Inhalt, sondern erstellt seine Antworten auf Grundlagen von Algorithmen und Statistiken. Seine Intelligenz ist simuliert. Das GPT steht für «Generativer vortrainierter Transformer». Das erklärt die Funktionsweise des Sprachbots: Chat GPT ermittelt Wort für Wort, welches jeweils mit höchster Wahrscheinlichkeit zu einer Anfrage passt. Dazu greift er nicht auf das Internet, sondern auf eine grosse Menge von Daten zurück, mit denen er trainiert wurde, um Texte zu verstehen und in menschlicher Sprache nachzubilden. So kann das System Wortfolgen generieren, die zwar gut zu lesen, aber sinnfrei sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass Falschinformationen verbreitet werden. Das Wissen des Sprachbots ist zudem beschränkt: Die Trainingsdaten von Chat GPT gehen bis auf das Jahr 2021 zurück. Wie sich der aktuelle Bundesrat der Schweiz zusammensetzt, beantwortet Chat GPT daher falsch.

Artikel, Gedichte, Songtexte
Es kann losgehen. Ich gebe meine erste Frage in die Chatschnittschnelle ein. Ich will wissen: Was kann Chat GPT? Innert Sekunden listet mir die Sprachsoftware seine eigenen Fähigkeiten auf. Dazu gehören: Beantworten von Fragen zu verschiedenen Themen wie Wissenschaft oder Geschichte, Unterstützung bei der Lösung von Problemen und Rätseln, Generierung von Texten wie Gedichte, Songtexte oder Artikel, Übersetzung von Sprachen, Unterstützung bei der Reiseplanung oder Durchführung von Smalltalk und Unterhaltung, einschliesslich Witze erzählen.

Insbesondere die Fähigkeit, dass Chat GPT Artikel generieren kann, weckt meine Aufmerksamkeit. Machen Sprachbots künftig den Job von Textern und Journalistinnen überflüssig? Ich wage den Versuch und stelle der Sprachsoftware die Aufgabe: Schreibe einen journalistischen Artikel über Chat GPT. In unter eineinhalb Minuten steht ein Artikel, für den ich inklusive Recherche mehrere Stunden brauchen würde. Die Formulierungen klingen gut, die Erklärungen von Chat GPT sind schlüssig. Völlig überzeugend ist er trotzdem nicht. Mitten in einem Satz hat das System den Artikel beendet. Nach weiteren Anweisungen wird der Artikel immer besser. Auf Englisch ist das Ergebnis überzeugender als auf Deutsch. Je klarer die Aufgabenstellung, desto besser die Antwort.

Ich teste weiter. Innert Sekunden gibt mir der Sprachbot zehn Titelvorschläge für meinen Artikel. Einen davon wähle ich aus. Weiter verfasst Chat GPT ein Gedicht im Luzerner Dialekt – wenn auch nicht fehlerfrei – über die Klima­krise oder generiert einen Vortrag über den Zweiten Weltkrieg, mit dem eine gute Note auf sicher ist. Das könnte Schulen künftig vor Herausforderungen stellen (siehe Interview unten). Neben OpenAI bieten auch weitere Unternehmen wie Microsoft oder Google bereits ähnliche Sprachbots wie Chat GPT an. Diese werden stetig weiterentwickelt. Der Selbstversuch zeigt: Trotz Schwachstellen ist das Können von Chat GPT bereits jetzt beeindruckend – und bedrohlich zugleich.

Nachdem ich Chat GPT einige Fragen und Aufgaben gestellt habe, ist die Sprachsoftware wieder überlastet. «Versuchen sie es später noch einmal», heisst es. Das werde ich.

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