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Ein Zunftmeister aus der «KI-Box»

Am 100. Zunftbot der Götschizunft Hildisrieden wurden nicht nur zwei neue Zunfträte gewählt, sondern auch dank künstlicher Intelligenz ein neuer Zunftmeister gefunden, der «Möuch ond Chäs» besonders mag.

von Ramon Wolf

Zwischen Weihnacht und Neujahr beginnt in Hildisrieden die besonders heisse Phase. Kaum ein Familientreffen, kaum ein Besuch bei den Nachbarn vergeht, ohne dass gefragt wird: «Wer werds ächt hüür?» Vage Vermutungen und heisse Tipps sind an der Tagesordnung und manch einer behält im Auge, ob der Nachbar schon verdächtig die Garage fürs grosse Fest nach dem Zunftbot geräumt hat. Das Geheimnis um den Zunftmeister des neuen Jahres bleibt allerdings immer bis am 2. Januar eines. Und es beginnt sich erst zu lüften, wenn auf der Treppe vor dem Gasthof zum Roten Löwen verkündet wird: «Hört hört, wacht auf und lasst euch sagen: Fasnacht wird's in diesen Tagen ...»

Ein Schnupf zum 100.
Während sich am zweiten Neujahrstag draussen kalter Nieselregen langsam zu Schnee verwandelte, setzten sich im Saal des Roten Löwen zahlreiche Hildisrieder, vorne am Zunftratstisch zwölf Männer mit schwarzem Gilet und der bisherige Zunftmeister. Heuer startete Zunftratspräsident Georg Rüttimann mit der Eröffnung des diesjährigen Bots zugleich ins 100. Zunftjahr der Götschizunft Hildisrieden. Nach den obligatorischen Versammlungsformalitäten blickte der Präsident Rüttimann mit Bildern aufs vergangene Jahr zurück. Natürlich waren da nicht nur fasnächtliche Anlässe auf dem Jahresplan der Zunft, zum Beispiel mit dem Samichlausbrauch, dem Seniorenausflug oder der Instandhaltung der Hildisrieder Aussichtsbänkli war das ganze Jahr etwas los. 

Auch das Jubiläumsfest am 10. und 11. Oktober gibt es bereits jetzt im Kalender einzutragen. Ebenfalls dem Jubiläum zu Ehren gab es ein Götschi-Schnupf zu erwerben – zusammen mit dem Jahresbatzen «zum Spottpreis», so Rüttimann. Anders als der Jahresbatzen blieb der Zunftrat nicht gleich bestehen, denn als Wahljahr brachte 2025 zwei Veränderungen im Zunftrat mit sich. So verliessen mit Adrian Jund und Tobias Estermann zwei langjährige und tatkräftige Zünftler das Gremium. Ihre Nachfolger Diego Hermida und Lukas Estermann wurden einstimmig in den Zunftrat gewählt. Somit fehlte für eine Fasnacht 2025 in trockenen Tüchern nur noch ein Zunftmeister.

Künstliche Intelligenz hilft weiter
Nach der Pause sollte sich mit einem Sketch zeigen, wer in die Fussstapfen von Otmar I. tritt. Auf der Bühne wurde mit viel Witz präsentiert, wie man sich dieses Jahr auf die Suche nach einem passenden Kandidaten machte: mit der Hilfe künstlicher Intelligenz. Nacheinander tippten die Zunfträte, umsorgt von einem «reizenden» Servierfräulein, in die «KI-Box», welche Eigenschaften der neue Hildisrieder Zunftmeister haben sollte. Egal ob intelligent, sportlich, trinkfest, diplomatisch, redegewandt und fröhlich, für jeden Wesenszug konnte die künstliche Intelligenz einen Vorschlag aus der Hildisrieder Männerwelt bringen. Doch keiner schien den Zünftigen recht zu passen. Auch der lange Schlauch, den die KI-Box ausspuckte und einmal quer durch den gesamten Saal reichte, brachte keine Gewissheit. Also wollte man es sich einfach machen und fragte direkt nach, wer denn der neue Zunftmeister werde. Dies brachte die Maschine zum Explodieren und im sich verziehenden Rauch stand er da, der neue Zunftmeister Pirmin I. Mit seiner Frau Monika wird Pirmin Furrer, der seit 2010 Geschäftsführer der Zen­tralschweizer Milchproduzenten (ZMP) ist, kommende Fasnacht unter dem Motto «Möuch ond Chäs, das esch de Hit – so bliibsch ou i de Fasnacht fit!» die närrische Zeit in Hildisrieden anführen.

Nach der feierlichen Amtsübergabe folgten sogleich die ersten Amtspflichten und -würden für Pirmin I. Dazu gehört unter anderem das traditionelle Dirigieren der Ständli der Musikgesellschaft sowie der Lüütertüter, die dem «Löwen»-Saal musikalisch einheizten. Wer danach noch immer kein Heimgehen hatte, stapfte durchs Schneegestöber zum Zunftmeister auf den Hof Galattere und feierte den neuen Meister gebührend bis in die frühen Morgenstunden.


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