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Seetal

Alte Kinderlieder in neuem Klang

Kinderlieder begleiten uns von klein auf. Seit Anfang April findet man auf der Website «Liedli.ch» eine Sammlung von über 100 Liedern, die mit Kindern aus der ganzen Schweiz neu aufgenommen wurden. Mit dabei: Die InCanto Chöre aus Eschenbach und Ballwil.

«Die Kinder waren total begeistert von den vielen Mikrofonen, dem Mischpult und den Kabeln», sagt Kerstin Saxer, Leiterin der InCanto Chöre Eschenbach und Ballwil, als sie von den Aufnahmen der Kinderlieder erzählt. Über 100 Kinder aus fünf InCanto Chören haben im vergangenen September neun Lieder für die Plattform eingesungen. Darunter Klassiker wie «Es wott es Fraueli z Märit go», «De Hansli am Bach» oder «S chrücht es Schnäggli».

 

«Mir hat das Aufnehmen und Singen der Lieder sehr gut gefallen», sagt die elfjährige Nicole Lussi aus Eschenbach, die bei «Bajuschki baju» sogar ein Solo singen durfte. Seit wenigen Wochen können die Lieder auf der Website «Liedli.ch» kostenlos abgerufen werden. Nicole: «Ich habe bereits alle Lieder von uns gehört und sie gefallen mir sehr gut.»

 

Corona-Projekt startet durch

Neben den Liedern von den InCanto Chören Oberseetal kann man auf «Liedli.ch» inzwischen über 100 modernisierte Kinderlieder anhören. 50 Chöre und Schulklassen haben sie in fast allen Schweizer Dialekten eingesungen. Das Projekt wurde von Dominique Huber aus Otelfingen (ZH) initiiert. Der ehemalige Berufsmusiker arbeitet mittlerweile als Pilot. Als im letzten Frühling die Flugzeuge am Boden blieben, widmete er sich wieder der Musik. «Ich hatte schon länger die Idee, Kinderlieder zu modernisieren», sagt Huber. «Mir fehlte eine umfangreiche Sammlung von verschiedenen Schweizer Kinderliedern.» Während der Corona-Zwangspause setzte er die Idee in die Tat um.

 

Das Team hinter «Liedli.ch» besteht aus Huber und einem Kollegen, der ihn bei administrativen Aufgaben unterstützt. Einzig die Illustration der Website und das Grafikdesign der Musikvideos wird extern umgesetzt.

 

Bis auf die Gitarre hat Huber die meisten Instrumente selber in seinem Heimstudio aufgenommen, ein Profi hat die Lieder am Schluss gemischt. Um die Chöre aufzunehmen, ist Huber quer durch die Schweiz gereist: «Am verrückteste Tag habe ich am Morgen in Disentis aufgenommen und am Nachmittag in Beromünster.» Die Chöre hat der studierte Konzertpianist und Chorleiter selbst angeschrieben. So auch seine ehemalige Studienkollegin Kerstin Saxer, die rückblickend sagt: «Das Projekt hat mich von Anfang an begeistert und ich habe sofort zugesagt.» Insbesondere nach dem Singverbot im Frühling sei die Aufnahme der Lieder ein wunderbares Ziel gewesen, um darauf hinzuarbeiten. «Für mich war es absolut schön zu beobachten, mit welcher Disziplin, Ruhe und Motivation die Kinder und Jugendlichen gesungen haben», sagt Saxer.

 

Der achtjährigen Alissa Iten aus Ballwil ist ein Erlebnis besonders in Erinnerung geblieben: «Ich durfte alleine ein Lied aufnehmen», sagt sie. Und welches ist ihr Lieblingslied? «Täär i nöd e bitzeli». «Das ist ein lustiges Lied und ich singe es sehr gerne mit.»

 

Die Liedersammlung wächst weiter

Die aufgenommenen Liedli werden nicht nur auf der Website, sondern auf mehreren Video- und Musikplattformen gratis zur Verfügung gestellt. «Wir haben auch einige CDs gebrannt, da viele danach gefragt haben», sagt Huber. Damit verdiene er jedoch kaum Geld. Der 41-Jährige hat das Projekt privat finanziert. «Es ist natürlich schön, wenn über die Zeit etwas zurückkommt.» Aber das sei nicht das Hauptziel von «Liedli.ch». Er sei froh, dass er im letzten Jahr überhaupt etwas zu tun zu hatte. Beenden will er das Projekt nach der Pandemie nicht. «Ich habe noch über 300 Lieder auf der Liste, die ich aufnehmen will.» Im Sommer nimmt er rätoromanische Lieder auf, italienisch- und französischsprachige sollen zu einem späteren Zeitpunkt

folgen.

 

«Bei den Kinderliedern handelt es sich um ein Kulturgut, das es zu pflegen gilt», sagt Huber. Deshalb habe er nicht nur bekannte Lieder wie «Alli mini Äntli», «Det äne am Bärgli» oder «Hänschen klein» aufgenommen, sondern auch unbekanntere Lieder. Eines davon ist «S gaht e Frau go Öpfel schüttle». «Im Hintergrund des Liedlis ist eine Big Band zu hören, gesungen wurde es aber von einer der jüngeren Solistinnen», sagt Huber. «Es ist ein schönes Beispiel, wie man ein altes Kinderlied modernisieren kann, ohne es kaputt zu machen.»

 

von Milena Stadelmann

 


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