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Die Gesichter hinter dem Imagefilm

Vor Kurzem präsentierte die ­Gemeinde ihren neuen Imagefilm. Seine Produktion dauerte beinahe ein Jahr. Im Vordergrund stehen die Menschen.

Werner Rolli

Es gab mehr als einen Höflichkeitsapplaus, als die Gemeinde Hitzkirch Anfang Juni ihren neuen Imagefilm präsentierte. Das dreiminütige Werk schlägt den Bogen über vier Jahreszeiten, alle Ortsteile und die Menschen des Hitzkirchertals. Hinter dem Film stehen vor allem der Filmemacher Daniel Farrèr und Thomas Estermann, Kommunikationsbeauftrager der Gemeinde Hitzkirch. Dieser legte die Kriterien für einen Imagefilm fest: Jeder Ortsteil soll vorkommen, die Seenlandschaft, die Kirschblüte, die Wein- und Apfel-ernte, das Vereinsleben, aber auch die Einwohner selbst.

 

Es war vor allem die Bildsprache von Daniel Farrèr, die am Ende überzeugt habe. Thomas Estermann lobt die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher, die sehr angenehm gewesen sei. Auch die Offenheit der Statisten war erfreulich: «Alle haben sofort zugesagt».

 

Schach im Park

 

So etwa Kurt Wilhelm, 1974 aus Luzern nach Hitzkirch gezogen. Nach mehreren Seminaren und Schulungen leitete er einen Betrieb im zürcherischen Mettmenstetten. Zu seinen Leidenschaften gehören der Chorgesang – er ist seit über 40 Jahren Mitglied im Männerchor –und das Schachspiel. Seit dreizehn Jahren pensioniert, ist er noch in der Wohnbaugenossenschaft engagiert und kann sich nicht vorstellen, aus Hitzkirch wegzuziehen. Im Film ist er zusammen mit seiner Frau beim Schachspielen im Park hinter dem Alters- und Pflegeheim «Chrüzmatt» zu sehen.

 

Der Dreh dieser Szene dauerte insgesamt rund 90 Minuten. Daniel Farrèr suchte nach geeigneten Bildwinkeln und dem besten Licht. Für die Aussenaufnahmen verwendet er lediglich Reflektoren als Hilfsmittel. Bei Innenaufnahmen werden hingegen Scheinwerfer installiert. Die Kunst dabei ist, dass das Licht stimmungsvoll und natürlich wirken soll. Die Technik hat Kurt Wilhelm nicht gestört. Als leidenschaftlicher Hobbyfotograf waren ihm Reflektoren auch nicht ganz fremd.

 

Aline Jung ist in Gelfingen aufgewachsen und schliesst gerade ihr Studium als Radiologiefachfrau ab. Beruflich wird sie im Herbst auf der Diagnostik im Spital Sursee zuständig sein für Röntgenaufnahmen, MRI und Krebsbestrahlung. Auf die Dreharbeiten ist sie durch einen Kollegen aufmerksam geworden, der im Gruppenchat nach Gleichgesinnten gesucht hat. Lange überlegen musste sie nicht, sie fand es spannend, bei diesem Projekt dabei zu sein. Sie haben sich im Seebad in Gelfingen mit Daniel Farrèr getroffen, um im See zu schwimmen und zu grillieren. Vieles hat sich spontan ergeben, wichtig war jedoch, den Sonnenuntergang einzufangen. Der See bedeutet für Aline Jung Freiheit und Erholung, er sei eine wahre Wohlfühloase. Im Sommer vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht am See anzutreffen wäre.

 

Insgesamt dauerten die Dreharbeiten vom Auffahrtsumritt bis zum Weihnachtskonzert, die gesamte Projektdauer betrug ein Jahr vom ersten Drehtag bis zum finalen Schnitt des dreiminütigen Films. Nicht alle von Daniel Farrèrs Projekten sind so umfangreich. Doch in Hitzkirch galt es, alle Jahreszeiten einzufangen. Zeitdruck habe es nicht gegeben, sagt Farrèr, was bei Filmdrehs nicht selbstverständlich ist. Diese Freiheit hat auch dazu geführt, dass Daniel Farrèr auf die Darsteller und Darstellerinnen eingehen konnte. Es habe trotz den formulierten Vorgaben genügend Spielraum für Ideen und Improvisation gegeben. Etwa bei den Szenen am See mit Aline und ihren Freunden.

 

Mehrere Projekte gleichzeitig

 

Daniel Farrèr ist in Luzern aufgewachsen. Er arbeitet oft an mehreren Projekten gleichzeitig. Er hat eine Einzelfirma gegründet und arbeitet in der Regel alleine oder in kleinen Teams, wobei er freie Mitarbeitende wie Assistenten und Illustratoren engagiert. «Meine erste Kundin war Boa Lingua», erzählt er. «2013 machte ich einen Sprachaufenthalt in Argentinien, welche ich über Boa Lingua buchte. Vor Ort produzierte ich für sie dann fünf Videoblogs. Auch nach meiner Zeit in Südamerika durfte ich weitere Projekte für Boa Lingua realisieren. Unter anderem konnte ich Partnerschulen an der US-Westküste besuchen und Destinationsclips von den Städten sowie Fotos von den Schulen für sie produzieren.»

 

Ein aktuelles Projekt ist der «Prix Montagne», den die Schweizer Berg-hilfe und die Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete vergeben. Dabei werden wirtschaftlich erfolgreiche Projekte und Unternehmen aus den Berggebieten ausgezeichnet, welche einen Beitrag zur Wertschöpfung, zur Beschäftigung oder zur ökonomischen Vielfalt leisten.

 

Daniel Farrèr porträtiert in sechs Kurzreportagen die nominierten Projekte des «Prix Montagne» und arbeitet aktuell an weiteren Projekten. Seine Laufbahn begann mit einem Praktikum in einer kleinen Produktionsfirma, die ihn anschliessend angestellt hat. In einem Team von vier Personen lernte er bald jeden Aspekt des Filmemachens kennen und schätzen: Kamera, Lichtführung, Schnitt, Drehbuch und Regie. Nach sieben Jahren begann er seine eigene Firma Filmwerft aufzubauen.

 

Liebe zu den Bergen

 

Zu seinen ersten Aufträgen gehörte ein filmisches Porträt einer Berggemeinde. Er habe die Initiative dazu übernommen und sei auf die Berggemeinde zugegangen. Unterdessen gehören auch grosse Unternehmen und Institutionen zu seinen Kunden, etwa die Pädagogische Hochschule Luzern, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum oder der Kanton Zürich, für den er zwei Informationsfilme zum Thema «Rückkehrberatung im Sanktionenvollzug» realisierte. Immer öfters wird er für Projekte angefragt, lange Zeit musste er aber auch aktiv auf Kundensuche gehen. Persönliche Projekte, also Arbeiten, die er ohne Auftrag, aus Freude am Thema für sein eigenes Portfolio realisiert, stehen aktuell weniger im Vordergrund, dies nicht zuletzt auch, weil er auch Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Seine Stärke aber –das hört man aus den Feedbacks der Mitwirkenden – ist der Umgang mit Menschen.

 

Hat sich die Sicht auf Hitzkirch durch den Filmdreh bei den Akteuren verändert? Als Stadtmensch ist Kurt Wilhelm nach Hitzkirch gezogen, um den Arbeitsweg zu verkürzen. «Lange werden wir kaum hier bleiben», habe er sich damals gedacht. Doch habe er Kontakte geknüpft, sei dem Männerchor beigetreten und irgendwann sei Hitzkirch zu seiner Heimat geworden. Er wünschte sich einzig, dass das Strassennetz besser ausgebaut würde.

 

Auch Aline kann sich nicht vorstellen, wegzuziehen: «Es ist doch so schön hier.» Das sei ihr erneut bewusst geworden, als sie den fertigen Film zu ersten Mal gesehen habe: «Dani hat das wirklich sehr gut eingefangen.»

 


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