Eine Fusion wäre kein Tabu
von Christian Odermatt
Fast hätte an diesem Abend der malerische Sonnenuntergang von Schongau vergessen lassen, dass auch das idyllisch gelegene Dorf Herausforderungen für die Zukunft hat. In der Mehrzweckhalle diskutierten knapp 50 Anwesende die Bevölkerungsumfrage. 146 Personen haben an der Befragung teilgenommen bei einer Einwohnerzahl von 844. Eine der grössten Prioritäten haben die Finanzen. Gemeinderätin Priska Roth erklärte anschaulich, wo der Schuh drückt. Die Steuereinnahmen und die Gutschrift des Finanzausgleichs belaufen sich jährlich auf rund sechs Millionen Franken. Demgegenüber stehen Ausgaben für Volksschule, Ergänzungsleistungen, Verwaltung und Unterhalt von ebenfalls sechs Millionen Franken. Das heisst, die laufenden Kosten und die laufenden Einnahmen halten sich die Waage. Dadurch kann aber kaum gespart werden.
In den nächsten zwölf Jahren stehen grössere Investitionen im Umfang von rund sechs Millionen Franken in den Bereichen Strassen, Schule und Wasserversorgung an. Da die Baulandreserven zu einem grossen Teil aufgebraucht sind, müssen die künftigen Investitionen anderweitig finanziert werden. Zwar verfügt die Gemeinde Schongau über einen Investitionsrahmen von
4 Millionen Franken. Dies würde aber eine Verschuldung nach sich ziehen und den Handlungsspielraum der Gemeinde einschränken. In der Bevölkerungsumfrage stimmen 77 Prozent der Befragten zu, dass die finanzielle Lage der Gemeinde unsicher ist. Eine Steuererhöhung von einem Zehntel von 2.1 auf 2.2 Steuereinheiten würden aber fast drei Viertel der Bevölkerung ablehnen. Sogar einen Wohnortswechsel könnten sich einige Anwohnerinnen und Anwohner – im Falle einer Steuer-
erhöhung – vorstellen. Die umliegenden Gemeinden haben bereits heute tiefere Steuersätze. Auf die Frage, wie die finanzielle Lage Schongaus nachhaltig verbessert werden könnte, wurde oft die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden oder eine Fusion genannt. 63 Prozent der Befragten würden einer Fusion zustimmen.
Finanzielle Situation hat
Auswirkungen
Adrian Bütler, Gemeinderat für Bauwesen und Wirtschaft, führte aus, dass Schongau keine Ansprüche mehr für Einzonungen von Bauland habe. Dies wirke sich auf das Bevölkerungs- und Gewerbewachstum aus. In der Umfrage kam zutage, dass trotzdem ein massvolles Wachstum gewünscht wird. Die Innenverdichtung soll forciert werden, um Wohnraum zu schaffen. Die Zoneneinteilungen sollen überprüft werden mit einem strategischen Blick. Zudem wird gefordert, Umnutzungsmöglichkeiten von Altbauten zu prüfen. Um als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu bleiben, wünscht sich die Bevölkerung auch ein gutes Netz an öffentlichem Verkehr. Melanie Wydler, Ressortleiterin Umwelt und Verkehr, erklärte, dass in den nächsten Jahren zwei grosse Strassenabschnitte saniert werden müssten. Daneben müsse auch in die Mobilität der Zukunft investiert werden, wozu auch der öffentliche Verkehr zählt.
Zusammenarbeit im
Hitzkirchertal fördern
Ivo Gerig, Ressortleiter für Bildung und Soziales, und ab September neuer Gemeindepräsident, sagte, dass sparen alleine nicht zum Ziel führe. Vielmehr soll die Zusammenarbeit im Bereich Schule und Gesundheit mit den Nachbargemeinden gefördert werden. Es gäbe bereits gute Beispiele wie das Altersheim und neu die Stöcklimatt – ein Generationenwohnprojekt.
Wie zu erwarten, zeigte die Umfrage auch, dass eine zeitgemässe Schulinfrastruktur wichtig ist. Die verschiedenen Ergebnisse wurden nach der Präsentation in Arbeitsgruppen vertiefter diskutiert. Die gesamte Auswertung der Umfrage ist auf der Webseite der Gemeinde abrufbar. Nach rund zwei Stunden schloss Thierry Kramis seine letzte Versammlung nach acht Jahren als Gemeindepräsident. Kramis sagte, dass der Gemeinderat nun weitere Schritte plane resultierend aus der Umfrage. Wichtig bleibe jedoch der Dialog für die Zukunft Schongaus.
Detaillierte Ergebnisse unter www.schongau.ch
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