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Seetal | Aesch

«Gläubige wirken wie Sauerteig»

Trotz sinkendem Einfluss und einer stark verändernden Gesellschaft müsse die Kirche nicht jeden Zeitgeist mitgehen, glaubt Josef Hurter. Er kam vor zwölf Jahren ins Luzerner Seetal und wird ab August Chorherr in Beromünster.

«Eigentlich sollte ich Koch und Wirt im Hotel Weisses Kreuz in Schwarzenberg werden», sagt Josef Hurter, befragt zu seinen ersten Berufswünschen. Wieso der heute 78-Jährige sich dann später aber statt in die Küche auf die Kanzel stellte, habe mit dem damaligen Pfarrer von Schwarzenberg zu tun, welcher ihm nahelegte, Priester zu werden. «Im Gespräch mit meiner Mutter kam heraus, dass ich nach Beromünster in die ‹Lateinschule›, also ins Gymnasium, gehen konnte.» Nach vier Jahren in Beromünster besuchte Hurter das Kollegium Engelberg bis zur Matura 1964. «In all diesen Jahren blieb der Wunsch, Priester zu werden, bestehen», so Hurter, der 1964 ins Priesterseminar in Luzern eintrat, fünf Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Es folgten Stationen als Pfarrer in Buttisholz, in der Krienser Pfarrei Bruder Klaus und in Kappel bei Olten. 2009 schliesslich kam Josef Hurter im Seetal an. Bereits im Pensionsalter übernahm er im Seelsorgeverband Aesch-Mosen und Schongau die Funktion des Mitarbeitenden Priesters mit Pfarrverantwortung.

 

Dabei habe er sich schnell gut eingelebt, den Kontakt zur Bevölkerung in beiden Pfarreien und zu den Bewohnerinnen und Bewohnern des Alterswohnheims Chrüzmatt in Hitzkirch gesucht, heisst es beim Pastoralraum Hitzkirchertal zu Hurters Abschied. Und wie dessen Leiter Daniel Unternährer weiter ausführt: «Mit seiner umgänglichen, freundlichen und humorvollen Art wurde und wird er sehr geschätzt.»

 

Durch das Teilzeitpensum und weniger Leitungsaufgaben blieb ihm mehr Zeit für die Seelsorge. Längere Besuche führten ihn vor allem in die «Chrüzmatt» oder ins Spital. Nach Christoph Beelers Weggang 2016 übernahm Josef Hurter in der zwei Jahre dauernden Vakanz wieder vermehrt Aufgaben im künftigen Pastoralraum, beispielsweise Aushilfen in Gottesdiensten in der Pfarrei Müswangen.

 

Als Unternäher im Dezember 2018  auch die Gemeindeleitung von Hitzkirch übernahm, wurde es Josef Hurter «zu viel», die Pfarreiverantwortung weiterhin innezuhaben. In der Folge ernannte ihn der Bischof zum Kaplan für die vier Pfarreien. Regelmässig hielt er nach wie vor Gottesdienste in Hitzkirch.

 

Nun hat sich Josef Hurter «nach einiger Überlegungszeit» für einen weiteren Wechsel entschieden: Er wird Chorherr im Stift St. Michael in Beromünster. Seine Anstellung als Kaplan im Hitzkirchertal hat er auf Ende Juli gekündigt. Hurters Alltag wird ab Mitte August vom täglichen Chorgebet, Vesper und Feiern der Eucharistie sowie allenfalls Gottesdienstaushilfen in verschiedenen Pfarreien geprägt.

 

Das Priester-Sein, die Verkündigung des Evangeliums, Eucharistie zu feiern, feierlich gestaltete Liturgien seien ihm sehr wichtig, aber auch für die Menschen da zu sein, sie zu begleiten, mit ihnen und für sie zu beten. Dafür habe er sich stets mit Freude und mit seinem tiefen Glauben eingesetzt.

 

Im Wandel der Zeit

Die Tätigkeit eines Pfarrers hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Wie hat Josef Hurter diese wahrgenommen? «Ich bin gerne Pfarrer gewesen. Verantwortlich war ein Pfarrer meist nur für eine Pfarrei, in den neuen Pastoralräumen ist der Priester nun Mitglied eines Seelsorgeteams. Er kann ‹Leitender Priester› oder ‹Mitarbeitender Priester› sein.» Doch nicht nur der Beruf des Pfarrers unterliegt dem Wandel der Zeit – noch stärker hat sich in den vergangen Jahrzehnten die Gesellschaft gewandelt. So nahm auch der Einfluss der Kirche auf den Alltag der Menschen währende Hurters Amtszeit ab. Die Gründe dafür sieht der abtretende Kaplan im «Glaubensverlust vieler Menschen, weniger Gottesdienstbesuchen sowie viel Kritik an der Kirche». Wobei diese teils durchaus berechtigt sei, wie Hurter betont.

 

Dabei vertritt er angesichts dieser sich stetig und rasant verändernden Gesellschaft nicht die Meinung, dass die Kirche mit jedem Zeitgeist mitgehen müsse: «Die Kirche muss das Evangelium verkünden und leben, in Gemeinschaft mit Bischof und Papst.» Die Gläubigen sollen eine frohe Gemeinschaft sein. «Die Mitglieder der Kirche können weniger werden und doch wie ein Sauerteig in der Welt wirken und die christlichen Werte hochhalten.» jof/pd

 

Hinweis

Josef Hurter wird mit zwei Gottesdiensten, in Aesch (27. Juni) und in Schongau (4. Juli), jeweils 10 Uhr, verabschiedet. Einlass nur mit Platzreservation.

 


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