Weiterhoffen, weiterleben, weiterhelfen
Seit vielen Jahren engagiert sich die Heilpädagogin Silvia Zimmermann aus Herlisberg für den Verein Parasolka. Im September reiste sie gemeinsam mit anderen Vorstandsmitgliedern nach Transkarpatien. Auch wenn der Westen der Ukraine bisher weitgehend vom Krieg verschont blieb, war die enorme Belastung der Menschen spürbar. «Wir wissen nicht, was morgen kommt. Und wir glauben nicht mehr an Versprechungen, sondern nur noch an Fakten», war immer wieder zu hören. Ganz besonders berührte Silvia Zimmermann die Aussage einer Frau, die sich dafür bedankte, dass die Vorstandsmitglieder trotz unsicherer Zeiten in die Ukraine reisten. «Sie betonte, wieviel Kraft und Zuversicht ihr unser Kommen gebe.»
Selbstständigkeit ermöglichen
Ungeachtet aller Schwierigkeiten durfte der Vorstand während seines Besuchs beeindruckende Fortschritte erleben. Seit 2007 initiiert und begleitet der Verein Projekte für Menschen mit Unterstützungsbedarf. In Tjachiv baute er für 25 Bewohner die Institution «Parasolka» auf, die sich mittlerweile zu einem Kompetenzzentrum mit zusätzlichen Angeboten wie Frühförderung oder Tagesbetreuung entwickelt hat.
Neu in Betrieb ist auch die vom Verein Parasolka unterstützte Wohnschule. Sie bereitet vier Bewohner auf ein selbstständigeres Leben vor. Ein besonderes Highlight war die Eröffnung des Konditorei-Cafés «Chocolate» in Anwesenheit des «Parasolka»-Vorstands, des Bürgermeisters von Tjachiv und Vertretern des Oblasts.
Das öffentliche Café bietet Menschen mit Beeinträchtigung attraktive Arbeitsplätze. Übrigens wurde es grösstenteils mit gebrauchten Einrichtungen aus der Schweiz ausgestattet, die so ein zweites Leben erhalten.
Diese sehr erfreulichen Entwicklungen werden leider durch die Spuren des Krieges getrübt. Silvia Zimmermann erlebte das in der Frühförderstelle in der Ortschaft Tjachiv, welche Familien und ihre Kinder ambulant betreut. Seit dem Kriegsbeginn suchen hier vermehrt Familien Hilfe, weil ihre kleinen Kinder nicht mit Sprechen beginnen oder sogar gesprochen haben und dies jetzt aber nicht mehr tun. «Die Betreuung der Kinder, die den Krieg mit Angst und Schrecken direkt oder indirekt erleben, wird Fachpersonen weiterhin stark herausfordern», sagt die Heilpädagogin.
Tagesstruktur entwickeln
Nebst dem Kompetenzzentrum «Parasolka» in Tjachiv unterstützt der Schweizer Verein dessen «Mutterhaus», eine grosse Institution für fast 200 Kinder und Erwachsene mit Unterstützungsbedarf im abgelegenen Vilshany. Leider ist die kilometerlange Zufahrtsstrasse ins Tal noch immer in einem miserablen Zustand, weil der Staat die Sanierung zurückstellen musste. Das erschwert nicht nur den Betrieb, sondern auch die Personalsuche für die Betreuungsarbeit, die ohnehin schlecht bezahlt wird. Doch auch in Vilshany gibt es Lichtblicke. Dank terre des hommes Deutschland konnten diesen Sommer 18 Kinder und sechs Erwachsene in zwei sanierte, kleinere Wohneinheiten umziehen. Silvia Zimmermann kennt viele dieser Kinder und Erwachsenen seit bald zehn Jahren persönlich. «Ich war berührt zu sehen, wie die einzelnen Bewohner der neuen Wohngruppen in kurzer Zeit neue Fähigkeiten erworben haben», sagt sie. «In den kleineren Wohneinheiten können sie selber mehr bewirken. Das hat auch ihre Ausstrahlung verändert.» Positiv entwickeln sich zudem die Arbeits- und Beschäftigungsateliers in Vilshany, welche eine sinnvolle Tagesstruktur bieten. Der Verein Parasolka unterstützt diese Projekte finanziell und fachlich. Mit Workshops von Fachpersonen aus der Schweiz vor Ort, mit Online-Austausch oder durch Hospitationen von ukrainischen Fachkräften in der Schweiz.
Perspektiven schaffen
Leider profitieren längst nicht alle Bewohner von den Angeboten. Das zu sehen, ist für die Heilpädagogin Silvia Zimmermann besonders schwer: «Da der Betreuungsschlüssel sehr tief ist, erleben gerade die Schwächsten nur eine geringe Begleitung und wenig Entwicklungsanregung. Dadurch nehmen ihre minimalen Fähigkeiten zusätzlich ab.» Sie setzt sich weiter dafür ein, dass auch Menschen mit sehr wenig Fähigkeiten an den Tagesangeboten teilhaben können, individuelle Anregung und eine Perspektive erhalten. Möglich wird die Arbeit von Silvia Zimmermann und der anderen Vorstandsmitglieder dank zahlreichen Spendern, die den Verein Parasolka unterstützen – in den Projekten für die Menschen mit Unterstützungsbedarf und auch in der Nothilfe.
www.parasolka.ch
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