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«Wir brauchen den Nachwuchs»

Im Musikverein oder der Guuggenmusig – das Kornett und die Trompete sind in Formationen gefragte Instrumente. Musiklehrer Hanspeter Wigger: «Vereine machen das Dorfleben lebendig.» 

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Hoftrompete und Signalinstrument

Wigger selbst packte die Faszination für das Kornett und die Trompete schon als kleiner Junge. Sowohl sein Grossvater als auch sein Vater spielten die Instrumente und waren als Dirigenten in einem Entlebucher Musikverein tätig. Für Wigger war schon immer klar: Er will in deren Fussstapfen treten. «Es gibt Bilder von mir, wo ich mit vier Jahren Trompete spiele.» Das Kornett und die Trompete sind von der Konstruktion sehr ähnlich. Das Kornett hat unter anderem ein engeres Mundrohr und eine gedrungenere Form. Die Trompete ist länger, was den Klang des Instruments schärfer und heller macht. Daher kommt die Trompete eher in Symphonieorchestern zum Einsatz und das Kornett in Brassbands. Das Musikstudium ist auf die Trompete ausgerichtet. Wigger studierte das Instrument am Konservatorium in Luzern. 

 

Die Geschichte der Trompete geht auf die Hoftrompeter im Barockzeitalter zurück. Damals galt es als Privileg an einem Hof das Instrument zu spielen. Ventile hatte die Trompete noch nicht. Das Instrument wurde zudem im Krieg als Signalinstrument eingesetzt. «Das spürt man bis heute in der Literatur», sagt Wigger. Das Kornett entstand im 19. Jahrhundert als Virtuoseninstrument im Zusammenhang mit der Erfindung der Ventile für Blechblasinstrumente.

 

«Wir haben Schülerrückgang»

Zurück im Musikzimmer: Das Lied «Smoke on the Water» sitzt, Michael kann mit seinem Musiklehrer das nächste Stück üben. Zurzeit hat Wigger etwa 20 Schülerinnen und Schüler. Hauptsächlich unterrichtet der 51-Jährige in Hildisrieden und Schenkon, aber auch in den umliegenden Gemeinden. Wigger: «Wir haben zurzeit Schülerrückgang.» Damit bestätigt er eine Studie vom Verband Musikschulen Schweiz und der Hochschule Luzern, welche die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Musikschulen untersucht haben. Das Resultat: Insbesondere das Interesse an Blasinstrumenten und Gesang sank. Für Wigger ist das keine Überraschung. «Michael konnte das Kornett am Musikparcours ausprobieren und sich davon überzeugen. Das konnten die jüngeren Schülerinnen und Schüler in den letzten zwei Jahren nicht.» Die Corona-Pandemie alleine mache er für den Rückgang aber nicht verantwortlich. «Die Schülerzahlen pendeln seit Jahren rauf und runter.» Es gebe immer wieder Instrumente, die während einer gewissen Zeit besonders beliebt seien. Zudem: «Die Kinder haben heute ein Überangebot an Freizeitmöglichkeiten.» So würden einige Kinder dann zum Beispiel den Sport einem Instrument vorziehen. Dafür hat Wigger Verständnis. «Ich finde es schön, wenn die Kinder heute so vielseitig sind.»

Guuggenmusig oder Brassband

Der Sport ist auch der Grund, weshalb Michael zurzeit in keinem Orchester mitspielt. Der Primarschüler geht ins  Schwingtraining. Grundsätzlich würde er früher oder später aber gerne in einer Formation mitmachen. Sein Vater spielt beim «Spiel der Luzerner Polizei». «Wenn ich noch etwas übe, kann ich dort später vielleicht mithelfen.»

 

Das Kornett sei in der Brassmusik ein gefragtes Instrument, sagt Wigger. «Das Instrument ist sehr vielseitig und es hat einen warmen, virtuosen Ton.» Man könne sowohl langsame als auch sehr schnelle Tonabfolgen spielen. Neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer spielt Wigger selbst in diversen Formationen mit. Unter anderem in einer Jazz Band und dem 21st Century Orchestra aus Luzern. Das Orchester hat sich auf Filmmusik spezialisiert. Diese hat es Wigger besonders angetan. «Ich spiele aber auch sehr gerne Jazz- oder Volksmusik.» Als Profimusiker übt er jede Woche sieben bis acht Stunden. So weit ist Michael noch nicht. Der Primarschüler investiert täglich etwa 15 Minuten, um das Instrument zu lernen. Für heute ist Schluss mit Üben – die Musikstunde ist zu Ende. 

 

Die sinkenden Schülerzahlen sind für Wigger kein Grund um Trübsal zu blasen. Trotzdem macht ihm etwas Sorgen: «Ich frage mich schon, was das in Zukunft für die Gesellschaft bedeutet.» Denn weniger Musikschülerinnen und -schüler bedeuteten weniger Spieler für die lokalen Musikvereine. Das fände Wigger schade. «Die Vereine machen das Dorfleben lebendig. Wir brauchen den Nachwuchs.» Die tatsächlichen Auswirkungen sehe man erst in zehn bis fünfzehn Jahren. Der Musiklehrer hofft, dass sich die Schülerzahlen wieder auf einem höheren Niveau einpendeln. Was ihn optimistisch stimmt? Im Luzernischen gäbe es viele gute Musikvereine und Guuggenmusigen. Da merke man: «Bei den Spielerinnen und Spielern ist das Feuer da.»

 

von Milena Stadelmann

«Vergessene Klänge»

 

Etwa die Hälfte aller Anmeldungen an den Seetaler Musikschulen gehen auf die Instrumente Klavier, Gitarre und Schlagzeug zurück. Insbesondere Blasmusikinstrumente verlieren an Beliebtheit. Über den Trend berichtete diese Zeitung Anfang September. In der Serie «Vergessene Klänge» stellte der «Seetaler Bote» in den vergangenen Wochen Instrumente vor, die weniger bekannt sind oder solche, die bei der Wahl nach einem Musikinstrument drohen in Vergessenheit zu geraten. Darunter die Harfe, das Fagott, das Alp- und Waldhorn sowie die Oboe. Das Kornett bildet nun den Abschluss der Serie. mst

Musikschulen wollen fusionieren

 

Die Musikschulen Hildisrieden und Rain sind heute die letzten alleinstehenden Musikschulen im Lesergebiet des «Seetaler Bote». Das soll sich bald ändern. Durch die Staatsreform AFR 18 wird die Anzahl der Musikschulen im Kanton Luzern von 30 auf 20 reduziert. Künftig bekommen nur noch Musikschulen Kantonsbeiträge, an denen mindestens 500 Fächer belegt werden – zuvor waren es 200. Hildisrieden und Rain erfüllen diese Anforderung nicht und sind daher auf eine Fusion angewiesen. Anfang November 2020 wurde ein Treffen mit allen umliegenden Gemeinden organisiert, die an die Musikschule Oberer Sempachersee (MSOSS) angrenzen und bei denen Handlungsbedarf besteht. Bei der Evaluation hat sich ein Zusammenschluss mit der MSOSS in den Gemeinden Neuenkirch, Stadt Sempach, Eich, Nottwil, Hildisrieden und Rain als geeignetste Variante erwiesen. Die Gemeinden stimmen an ihren Gemeindeversammlungen über die Fusion ab. In Hildisrieden findet diese am 23. November um 20 Uhr in der Halle Zentrum inpuls statt, in Rain  ist die Gemeindeversammlung am 1. Dezember um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Feldmatt. mst

 


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