«Das GSD ist keine One-Woman-Show»

Regierungsrat Teamgeist, Transparenz, Vernetzung: Zentrale Werte für Regierungsrätin Michaela Tschuor. Die Wikonerin zog nach knapp 100 Tagen im Amt ein erstes positives Fazit ihrer Arbeit und skizzierte auch Zukunftsvisionen.

Teamarbeit als Prinzip: Regierungsrätin Michaela Tschuor rudert gemeinsam mit dem Team der Sportförderung und der Sportförderkommission im Achterboot Richtung Eich.
Foto zvg
Stefan Calivers

Das Mediengespräch fand im Bootshaus des Seeclubs Sursee statt. Kein Zufall: Die Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartementes (GSD), zu dem auch der Sport gehört, wagte sich kürzlich mit der kantonalen Sportförderungskommission im Achterboot auf den Sempachersee. Das Rudern stehe symbolisch für ihr Politikverständnis als Regierungsrätin, sagte Michaela Tschuor (Die Mitte): Arbeiten im Team «mit gegenseitigem Vertrauen, klarer Linie, in Achtsamkeit auf den Rhythmus des Teams und mit Drive.» Auch wolle sie mit der Wahl von Sursee signalisieren, dass sie Regierungsrätin für den ganzen Kanton sei: für Stadt und Land.

Start mit viel Schwung Die neue Steuerfrau des GSD schlägt ein hohes Tempo an. Schon nach drei Tagen im Amt wird ein erster Entscheid kommuniziert: Die umstrittenen Haehner-Hausarztpraxen erhalten keine Betriebsbewilligung mehr. «Im Sommer drohte eine Eskalation. Die Situation hat sich täglich zugespitzt. Wir mussten handeln», so Tschuor. Die Patientendaten hätten gerettet werden müssen, bevor die Firma in Konkurs ging. Es folgen weitere: die Aufhebung der Notlage und Gemeindezuweisung im Asylwesen oder der geplante Verkauf der Höhenklinik Montana. Letzteres sei allerdings schon vor ihrem Amtsantritt aufgegleist worden, sagte Tschuor.

Mit ihrem Start ist die neue Regierungsrätin zufrieden. Michaela Tschuor hatte – entgegen der üblichen Zurückhaltung – das GSD bereits im Wahlkampf als ihr Wunschdepartement bezeichnet. Als Grund nannte sie ihren beruflichen Hintergrund und die vielen spannenden Herausforderungen, die sie erwarten. Sie sei auf ein gut eingespieltes und motiviertes Team gestossen, das offen sei für Veränderungen und für ihren partizipativen Führungsstil. «Das GSD ist keine One-Woman-Angelegenheit», betonte Tschuor mehrfach. Wen Fachleute bei Sitzungen mit am Tisch sässen, spiele die Hierarchie keine Rolle.

Seit Amtsbeginn am 1. Juli hat die Mitte-Politikerin bereits viele Kontakte mit der Luzerner Bevölkerung, zu den Mitarbeitenden im GSD, dem Luzerner Kantonsspital, der Luzerner Psychiatrie und dem Sozialversicherungszentrum WAS sowie zu den Gemeinden knüpfen können. Auch hat die Mitte-Politikerin Einsitz genommen im Vorstand der Gesundheitsdirektorinnen und -direktorenkonferenz (GDK). Auch die Zusammenarbeit im Regierungsrat und zwischen den Departementen sei gut und konstruktiv, so Michaela Tschuor weiter. Die Regierungsmitglieder seien fünf sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber ein gutes Team. Insbesondere die Diskussionskultur sei ausgezeichnet.

Vertauen wieder aufbauen Die Gesundheits- und Sozialdirektorin ging ach auf ihre Wahlversprechen ein. Dazu zählt «eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zu tragbaren Kosten im ganzen Kanton Luzern». Tschuor verwies auf den Planungsbericht Gesundheitsversorgung, der voraussichtlich im nächsten Frühjahr in die Vernehmlassung gehen wird. Sie wies darauf hin, dass der Bericht nicht nur die Spitallandschaft im Kanton Luzern betreffe, sondern auch auf die ambulante Gesundheitsversorgung, die Rehabilitation und verschiedene Querschnittsthemen eingehen werde.

Der Planungsbericht sei abgestimmt mit der Kommission Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit (GASK), die ihrerseits fünf gleichlautende Einzelinitiativen behandelt, welche im Zusammenhang mit dem künftigen medizinischen Angebot am Spital Wolhusen eingereicht wurden (WB vom Dienstag). Da sei einiges Geschirr zerschlagen worden. «Es gilt jetzt, das Vertrauen zwischen Regierung und Parlament wieder aufzubauen», sagte Manuela Tschuor. Gegenwärtig würden für den Standort Wolhusen mehrere Optionen und ihre Kosten abgeklärt.

Es gelte die Vorteile des Föderalismus zu nutzen und im Kanton Luzern gute Rahmenbedingungen für das Gesundheitswesen zu schaffen. «Wir müssen nicht immer auf Bern warten», gibt Tschuor zu bedenken.

Kitas sind zu teuer Ein grosses Anliegen ist Tschuor die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es sei ein bewusster Entscheid der Gesamtregierung gewesen, dieses Thema in Legislaturprogramm aufzunehmen. «Die familienergänzende Kinderbetreuung müsse dringend gefördert werden», ist die Regierungsrätin überzeugt. Die Kosten seien klar zu hoch, sodass viele gut ausgebildete Frauen und Männer besser fahren, wenn sie zu Hause blieben.

Wie bei anderen Themen sucht die Gesundheits- und Sozialdirektorin auch hier das Gespräch mit den Gemeinden, in deren Kompetenz die Kinderbetreuung liegt. Sie will die Zusammenarbeit mit ihnen verstärken. Beispielsweise im Asyl- und Flüchtlingswesen, wo es bei der Gesetzesrevision die Lehren aus den beiden grossen Flüchtlingskrisen zu ziehen gelte.

Die Gesundheitsversorgung neu denken Michaela Tschuor skizzierte ihre Zukunftsvision und wies auf die Aufbruchsstimmung im Gesundheits- und Sozialwesen hin, die sie gegenwärtig spüre. «Dieses Momentum müssen wir nutzen und die Gesundheitsversorgung neu denken», sagte sie. Die Gesprächsbereitschaft und der Wille zur verstärkten Zusammenarbeit seien spürbar. «Zukunftsgerichtete und innovative Lösungen», sollen allen Luzernerinnen und Luzernern zugutekommen. Auch würden verschiedene Pilotprojekte vorangetrieben. Und wie eingangs erwähnt will die neue Regierungsrätin auch im Bereich Sport Akzente setzen. Ziel sei es, Spitzensport (z.B. Olympische Spiele 2024, Frauen-Fussball-Euro 2025) und Breitensport gleichermassen zu fördern.

Ylfete Fanaj (SP) zieht am 16. Oktober, Armin Hartmann (SVP) am 19. Oktober Bilanz über ihre ersten 100 Tage im Amt.

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