SB-Gspröch Fabio Scherer

Wo Menschen der Poesie begegnen

Das Festival der leisen Töne steht vor der Tür – der Poesiesommer Seetal. Den Auftakt macht am 8. Juli alt Bundesrat Joseph Deiss auf Schloss Heidegg. Die Begegnung mit dem «Fernwanderer» könnte zeigen, wie lyrisch es ist, unterwegs zu sein.

Pilgerte zu Fuss nach Rom und nach Canterbury: alt Bundesrat Joseph Deiss berichtet zum Auftakt des 24. Seetaler Poesiesommers über seine Fernwanderungen durch Europa. Foto pd
 

von Graziella Jämsä

Wie gewinnt man einen ehemaligen Bundesrat für eine Lesung? Ueli Suter lächelt, bevor er antwortet: «Der Historiker Pirmin Meier, er schätzt den Poesiesommer seit Jahren, hat Deiss an einer Lesung in Fribourg erlebt. Er war begeistert und hat ihn mir empfohlen.» Im aktuellen Buch geht es um eine Wanderung auf der ältesten beschriebenen Route durch Europa, den Weg von Freiburg in der Schweiz nach Canterbury in Grossbritannien. Dabei geht es auf der einen Seite um den Weg durch idyllische Landschaften und über Schlachtfelder. Der andere Aspekt ist das Sinnieren über das Glück, die Einsamkeit oder die eigenen Zweifel. «Ich bin gespannt auf den schreibenden Bundesrat und seine Erfahrungen als Pilger.»

Am Montag darauf, dem 10. Juli, bekommt Zeihen sein eigenes Exemplar der «Die Schweiz lesen». «Die Fricktaler Gemeinde ist übrigens der Heimatort von Joseph Deiss», schlägt Ueli Suter eine Brücke zwischen den Anlässen. Und was hat es mit der Reihe «Die Schweiz lesen» auf sich? Es handle sich um Bildbände mit Fotos aus dem Bildarchiv der ETH, die ein Dorf aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zeigen. «Das weckt bei den Betrachtenden Erinnerungen und persönliche Geschichten – diese können im Buch aufgeschrieben oder weitererzählt werden.» Der Text entstehe somit durch das Betrachten. «Da sprudelt es oft nur so bei den Einwohnern», fasst Suter seine Erfahrung als Herausgeber der Reihe zusammen.

Die Buchvernissage am 11. Juli findet praktisch vor der Haustür statt. Mit einem Dorfspaziergang bekommt Schongau seine Ausgabe von «Die Schweiz lesen». «Was die Publikation in den Köpfen zutage fördert, ist die volle Gegenwart», freut er sich. Die Präsentation des nächsten Buches übernimmt Historiker Daniel Humbel tags darauf auf Schloss Hallwyl. Und unter dem Stichwort «Liaisons locals» steht im Hochdorf-Juli ein weiteres Experiment auf dem Programm. Selbstverständlich fehlen auch die traditionellen Veranstaltungen wie der Mundarttag oder die Lesung im Ruderboot nicht. Ausserdem macht der Poesiesommer in Schweden, Italien, Deutschland und Frankreich Station. «Nicht zu vergessen die Veranstaltungen in den verschiedensprachigen Landesteilen der Schweiz, allen voran dem Tessin.» Wie würde Ueli Suter den Poesiesommer einem Neugierigen erklären? «Man weiss nie, was ein Poesiesommer-Anlass alles auslöst. Oft führt er zu Begegnungen, aus denen Neues hervorgeht. Mit Lyrik bleibt man in Bewegung.»  

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Urs Heinz Aerni

Fr 10.11.2023 - 10:46

Danke für den Beitrag und was wäre unser Leben ohne Poesie. Weiterhin viel Erfolg und herzliche Grüße

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