Mehr als klassische Kirchenlieder

Von 18 auf 30 Mitglieder ist der ehemalige Kirchenchor Römerswil angewachsen. Jetzt steht der erste grosse Auftritt der neuen Formation an.

Die Sängerinnen und Sänger des Chors Römerswil attestieren Chorleiter Andreas Wüest viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Foto Werner Rolli
Werner Rolli

«Tief atmen, langsam strecken ... und ausatmen. Und jetzt alle: Lululululululu, Lalalalala, Lololololo ...» Gegen 30 Personen singen sich an diesem Dienstagabend in der Kaplanei in Römerswil ein. Sie sind zusammengekommen, um für die bevorstehende Abendmusik in der Kirche zu proben. Am 18. und am 25. Dezember steht ein Weihnachtsprogramm an. Dabei sind aber nicht etwa nur die klassischen Weihnachtslieder zu hören, sondern auch Songs wie «Feliz Navidad» von José Feliciano oder «Happy Xmas (War Is Over)» von John Lennon und Yoko Ono, das erstmals im Dezember 1971 in den USA veröffentlicht wurde. Ursprünglich als Protest gegen den Vietnamkrieg komponiert, entwickelte es sich im Laufe der Zeit im angelsächsischen Sprachraum zu einem geradezu klassischen Weihnachtslied, das in Europa nicht zuletzt in der Version von Céline Dion bekannt wurde.

Es dürfte nicht zuletzt an der progressiven und unvoreingenommenen Liedauswahl liegen, dass der Chor, einst als Kirchenchor Römerswil bekannt, wieder so viel Zuspruch erfährt. Zum anderen aber auch am Engagement des Chorleiters Andreas Wüest, der es versteht, die Sängerinnen und Sänger zu motivieren. So sind etwa Antonia Wicki aus Römerswil und Yvonne Landolt aus Beromünster neu zum Römerswiler Chor gestossen und nehmen regelmässig an den Proben teil. Antonia Wicki singt die Alt-Stimme, Yvonne Landolt Sopran.

Andreas Wüest habe sie persönlich angefragt, erzählt Antonia Wicki. Sie habe zwar auch schon mitgesungen, aber dem Chor fest beizutreten sei eigentlich nicht geplant gewesen, sagt sie. Bei Yvonne Landolt war es eine Anzeige, die sie zum ersten Probenbesuch ermutigte. Einem Kirchenchor würde sie nicht unbedingt beitreten, erklärt sie. Zu Hause sei eher Punkrock angesagt. Doch habe sie bis zur Oberstufe immer im Chor gesungen, hat das Querflötenspiel erlernt und freut sich an ihren Kindern, die beide Keyboard spielen. Nach 20 Jahren Pause versucht sie es erneut im Chor Römerswil.

Von John Lennon bis Büne Huber

Überzeugt hat sie nicht nur die Möglichkeit, selbst Lieder vorzuschlagen und in verschiedenen Sprachen zu singen, sondern auch die Art und Weise wie Andreas Wüest den Chor leitet. Er habe eine sehr sympathische Art, Kritik anzubringen. Eigentlich kritisiere er gar nicht, er motiviere einfach gut. Und, sein Können als Pianist habe sie auch beeindruckt. Dies gilt offenbar für viele der Anwesenden, denn dass der Kirchenchor von gerade noch 18 Mitgliedern auf aktuell rund 30 Personen angewachsen ist, wirkt beachtlich angesichts der Tatsache, dass sich andere Chöre in der Region trotz langer Tradition aufgelöst haben.

Erwähnenswert ist auch die Zusammensetzung des aktuellen Chors, ist die jüngste Sängerin doch gerade mal 31 Jahre alt, die mutmasslich älteste schmunzelt nur und sagt: «Eine Dame fragt man doch nicht nach ihrem Alter.» Wie dem auch sei, sie fühlt sich jung genug, um jeden Dienstag dabei zu sein.

Männerstimmen noch gesucht

Ein paar Herren würden dem Chor schon noch guttun, hört man. Das sei aber nicht so einfach, denn in der Region gebe es doch noch ein paar starke Männerchöre, sagt Andreas Wüest anerkennend. Er ermuntert alle, die Texte auswendig zu lernen: «Nur so kommt der Einsatz kraftvoll und auf den Punkt.» Der Chor wachse langsam zusammen, freut sich Andreas Wüest. Er sei auch immer offen für Vorschläge und Ideen. Der Chor hat die Grenzen des klassischen Kirchenchors gesprengt, ist offen für weltliche Musik und hat sich mindestens ein grosses Konzert pro Jahr zum Ziel gesetzt.

Noch ist man auf der Suche nach einem neuen Namen, aktuell heisst er einfach «Chor Römerswil». An der nächsten Versammlung werden noch die Vereinsstatuten angepasst. Aber im Vordergrund steht die Freude am Singen. Am kommenden Sonntag kann man sich davon überzeugen.

https://www.youtube.com/watch?v=fdeMfrdk4Iw

Canto di natale – eine sonntägliche Abendmusik am 18. Dezember um 17 Uhr in der Pfarrkirche Römerswil. Es singt der Chor Römerswil unter der Leitung von Andreas Wüest. Begleitet am Klavier von Thomas Steiner.

 

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