Gottlieb Bregenzers Lebenswerk als Buch
Die Kommende Hohenrain, Schloss Heidegg, die Pfarrkirche in Aesch und immer wieder der Baldeggersee. Im Werk des Ermenseer Künstlers Gottlieb Bregenzer (81) finden sich Sujets aus dem Seetal zuhauf. Das Oeuvre Bregenzers erschöpft sich jedoch nicht in der Landschaftsmalerei, wie das soeben erschienene Buch «Seetaler Kunstmaler–Gottlieb Bregenzer» zeigt. Neben Gegenständlichem – Blumen, Tiere, Menschen, Stillleben – und natürlich den bereits erwähnten Landschaften, malte Bregenzer auch abstrakt, entwarf Grabsteine, Brunnen (zu sehen etwa in Rain oder Ermensee) und zeichnet für die Vereinsfahne der Musikgesellschaft Hitzkirch, Brass Band Ermensee oder Männerchor Hämikon verantwortlich.
Bregenzer entstammt einer alteingesessenen Ermenseer Familie und wächst im Seetal auf. Oft fehlt das Verständnis für die schöngeistige und kunstsinnige Seite des jungen Gottlieb und es ist für ihn nicht immer einfach, ein bisschen anders zu sein, als seine sechs Geschwister. Er geht in Ermensee, Hitzkirch und Hochdorf zur Schule, erlernte in Luzern den Beruf eines technischen Zeichners. Danach besucht er die Zentralschweizerische Betriebstechnikerschule in Luzern und schloss mit dem Diplom zum Betriebstechniker ab. Mit seiner ersten Gratifikation – es waren ganze dreissig Franken – kaufte er sich Ölfarben und Leinwand. In Paris besucht er die internationale Kunstakademie ABC, wo er mit dem Diplom in «Bildende Kunst» abschloss. Ab 1970 zeigte er seine Bilder regelmässig in Einzel- und Gruppenausstellungen.
Gottlieb Bregenzer habe sich – so Ständerat Damian Müller in seiner Laudatio – trotz aller Widrigkeiten weiterentwickelt und seine Kunst auf neue Weisen zum Ausdruck gebracht. Seine Werke, sei es in Öl oder Acryl auf Leinwand, «strahlen eine Intensität und Tiefe aus, die nur aus persönlicher Erfahrung und innerer Stärke entstehen können». Er würdigte Bregenzer als Künstler, dessen Werke tief mit dem Seetal verwurzelt sind. Sich seiner Kunst zu widmen war nicht immer einfach. Als er in den frühen 80er-Jahren sein Pensum reduzierte, um mehr Zeit für die Malerei zu haben, wurde er belächelt. Bregenzer habe nie resigniert, konstatierte Maler und Kunstkritiker Christian Schmid, er habe stets neue Wege gesucht und gefunden. Immer mehr hatten seine Arbeiten einen sozial- oder gesellschaftskritischen Hintergrund, stellte Schmid fest und führte Bildtitel an wie Rezessionswalze, Baumsterben, Gerangel oder Exodus. Das Buch – eine Retrospektive seines gesamten Lebenswerks – ist gegliedert in Gegenständliche Malerei, Abstrakte Malerei und Visuelle Kunst.
«Eine Riesenbüetz»
Gottlieb und Lisbeth Bregenzer haben zusammen mit ihrer Tochter Monika intensiv am Buch gearbeitet, so Schmid: «Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Riesenbüetz das war.» Gewichtig ist das Buch im wahrsten Sinn des Wortes: «Ich habe das Buch auf die Waage gelegt, es wiegt 2128 Gramm und hat 404 Seiten.»
Gottlieb Bregenzer nimmt die lobenden Worte bescheiden entgegen. Er schildert mit leiser Stimme, wie ihm sein Vater einmal gesagt habe: «Mach, was du willst, aber verschulde dich nicht.» Und sein damaliger Chef habe ihn auf die Bitte, er möchte sein Arbeitspensum reduzieren, bloss angesehen und gemeint: «Bisch wahnsinnig?» Und dann kommt Bregenzer auf jenen Abend zu sprechen, als plötzlich nichts mehr ging. Seine Stimme stockt, als er schildert, wie ihm ein Schlaganfall den Pinsel aus der Hand nahm und seine feine Fertigkeit raubte. Ausgerechnet ihm, der so oft mit seiner Staffelei in der Natur anzutreffen war und der selbst auf seinem Nachttisch immer einen Block und ein Bleistift bereit hielt, um seine Ideen festzuhalten.
Das Buch biete, so Damian Müller, Einblick in das Leben und Schaffen eines Künstlers, der sich stets treu blieb und seine Kunst aus tiefster Überzeugung heraus schuf.
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