Krieg geht und Erinnerung bleibt
Zwischen all dem Lachen und den tragischen Momenten schwang ein leiser Hauch von Abschied mit: Es war die letzte Inszenierung von Theaterlehrerin Ursula Josi. Unterstützt wurde sie von ihrem ehemaligen Schüler Zacharias Zumthurm, der nicht nur als Aktor auf der Bühne überzeugte, sondern als Co-Regisseur auch ein ausgezeichnetes Gespür für das richtige Timing hatte.
Schon der Beginn lässt aufhorchen: Der antike Chor tritt durch dieselbe Tür wie das Publikum auf und sorgt im Stück immer wieder für humorvolle Momente. Im Zentrum steht eine alte Greisin (Johanna Jung), die von der demografischen Lage Griechenlands berichtet.
Der lange Krieg zwischen Athen und Sparta hat drastische Folgen – vor allem für die Frauen. Die Geburtenrate sinkt, während immer mehr Männer sterben. Die Frauen erkennen, dass sie nicht länger tatenlos zusehen können. Lysistrata (Ellen Longden), eine mutige Athenerin, schlägt vor, den Krieg durch Sexverweigerung zu beenden – ein radikaler, aber einziger Weg zum Frieden. «Wir brauchen mehr Frauen», sagt sie entschlossen, «ein ganzes Heer.» Zunächst stösst sie auf Ablehnung, doch mit der Unterstützung der Spartanerin Lampito (Anastasia Weck) wird klar: Nur gemeinsam können sie ihr Ziel erreichen. Sie schmieden einen Plan – kein Sex mehr, bis der Krieg endet.
«Frieden oder Verweigerung» lautet die Devise. Mit weiblicher Verführung, aber verschlossenen Schlafzimmern setzen sie die Männer unter Druck. Um ihre Macht zu festigen, besetzen sie strategisch die Akropolis – samt Kriegskasse.
Dienstverweigerung oder Trennung
Als die Männer heimkehren, stellen ihnen die Frauen ein Ultimatum: Entweder Kriegsdienstverweigerung – oder Trennung. Die Männer versuchen zu verhandeln, scheitern jedoch. In ihrer Verzweiflung greifen sie auch zu unethischen Mitteln, etwa dem Vertauschen von Säuglingen. Erst als sie Gefühle zeigen, beginnt das Eis zu tauen.
Doch bevor Lysistratas Plan scheitert, tritt die Greisin erneut auf und schildert eine dramatische Vision vom Sterben der Männer nach der Kampfpause. Das rüttelt auf. Lysistrata und die Frauen bleiben standhaft – die Männer geben nach und unterschreiben den Frieden.
Am Ende folgt die Versöhnung: Die Paare finden wieder zusammen und verkünden freudig: «Störche! Sie kommen zurück! Athen ist gerettet!»
Das Stück endete mit begeistertem Applaus des Publikums und Regisseurin Josi erhielt dafür besonders viel Anerkennung. Die Inszenierung war hervorragend, mit einer gekonnten Mischung aus Humor und tiefgründiger Komik. Die Schauspieler strahlten in ihrer Leistung, man spürte die grosse Mühe und Hingabe, die in der Aufführung steckte.
Die mehr als 20 Spielerinnen und Spielern aus LZG, KZG und FMS zeigten nicht nur Spielfreude, sondern auch eine beachtliche inhaltliche Tiefe. Der letzte Chorgesang, unterstützt am Piano von Sara Almeida, hallte nach – als Verführungslied, als letzter Appell und vielleicht auch als Abschiedsmelodie.
Die Inszenierung hat das Publikum beeindruckt: Kostüme, Licht, Bewegung und Requisiten sind präzise aufeinander abgestimmt, selbst kleinste Details tragen zur Aussage des Stücks bei. Es ist ein moderner, zeitloser Appell, der anzeigt, dass Krieg überwunden werden muss – ein Thema, das sowohl in Antike als auch heute von Bedeutung ist. Das Theater der Kanti Seetal hat mit dieser Inszenierung einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der auch künftig nicht vergessen wird. Yasemin Yilmaz
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