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Mord, Matura, Michalski

Einen Kriminalroman schreiben: Dieser Herausforderung stellte sich die 18-jährige Salome Elmiger aus Gelfingen im letzten Jahr im Rahmen ihrer Maturaarbeit. Dabei entstanden ist das Buch «Michalski». Von den Ideen in einem Notizbuch bis zum fertigen Werk – in drei Kapiteln.

Salome Elmiger mit ihrem Erstlingswerk, dem Kriminalroman «Michalski».
Milena Stadelmann
Milena Stadelmann

Salome Elmiger sitzt auf dem Sofa in ihrem Zuhause in Gelfingen. Neben ihr stapeln sich mehrere Ausgaben ihres Kriminalromans «Michalski». In der Hand hält die 18-Jährige ein Notizbuch. Darin sammelte sie ein halbes Jahr lang ihre Ideen. Hielt Handlungen, Charaktere und die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Ereignissen ihrer Geschichte fest. Einige Gedanken kritzelte die Gelfingerin wieder durch – die anderen schafften es in das fertige Buch. Im letzten Sommer erschien ihr Erstlingswerk.

Kapitel 1: Ein Sprung ins kalte Wasser

Den Wunsch ein Buch zu schreiben, hegte Elmiger bereits seit ihrer Kindheit. Durch das Lesen tauchte sie in Fantasiewelten ein. Inbesondere «Die Chroniken von Narnia» von C. S. Lewis, begeisterten die Autorin. Sie träumte davon, ihre eigene Fantasiewelt zu entwickeln. Als sie älter wurde, rückte die Begeisterung für das «Fantasy»-Genre in den Hintergrund – die fürs Schreiben hingegen blieb. Die 18-Jährige erfand Kurzgeschichten, schrieb aber nur für sich: «Ich hatte nie den Drang etwas zu veröffentlichen.»

Den Entschluss ein Buch zu schreiben, fasste die Gelfingerin im Sommer 2020. Sie besucht an der Kantonsschule Schüpfheim das Gymnasium Plus mit den Talentbereichen Tanz und Gesang. Eigentlich war ein Austauschjahr in Amerika geplant. Doch die Corona-Pandemie durchkreuzte den Plan. So stand statt dem Auslandsjahr die Maturaarbeit an. Mit dem Vorhaben, ein Buch zu schreiben, habe sie ihr Umfeld überrascht. «Viele hätten gedacht, ich mache etwas mit Tanzen», sagt die Kantischülerin. «Ich wollte aber eine neue Herausforderung.» Etwas Neues, etwas, das man nicht von ihr erwarten würde. Einen Krimi zu schreiben, sei ein Kurzschlussentscheid gewesen. «Lustigerweise hatte ich vorzu nie wirklich etwas mit Krimis zu tun.» Weder in Form von Filmen, noch von Büchern. Ihre Überlegung: «Ein Krimi ist klar strukturiert. Es gibt einen Täter, ein Opfer und ein Detektiv, der das Rätsel auflösen will.» So einfach sei es schlussendlich doch nicht gewesen. «Ich bin völlig ins kalte Wasser gesprungen», sagt die Autorin. Um sich die theoretischen Grundlagen zu erarbeiten, informierte sie sich durch das Internet, wie ein Kriminalroman aufgebaut ist. Setzte sich mit der 3-Akt-Struktur auseinander, nach der sie ihr Buch aufbaute.

Kapitel 2: Vom Kopfrattern 
zur Geschichte

Als Erstes entwickelte Elmiger die Charaktere für ihr Buch. Hauptsächlich in ihrem Kopf: «Bevor ich etwas aufschreiben konnte, musste ich ein klares Bild von den Personen haben.» Begonnen hat sie mit dem Detektiv Leo Michalski. Die Figur lebt zurückgezogen, ist eigenbrötlerisch und pragmatisch veranlagt. «Ihm fehlt im Umgang mit seinen Klienten und anderen Menschen oft das Gefühlvolle.» Ihm stellte die Gelfingerin als zweite Hauptfigur die Sekräterin Chantal Blanc entgegen. «Sie ist das komplette Gegenteil von Leo.» Emotional, einfühlsam und impulsiv: Ein Wirbelwind. Sie sei das fehlende Puzzleteil, das Michalski brauche, um sich zu vervollständigen. Die Gegensätze würden auch Konfliktpotenzial bieten. «Aber genau das macht ihre Beziehung spannend.» Bei den übrigen Charakteren im Buch liess die Autorin ihrer Kreativität ebenfalls freien Lauf. Sie habe verusucht, komplett eigene Figuren zu entwickeln. Das sei aber gar nicht so einfach gewesen. «Man kann es nicht verhindern, sich von Personen inspirieren zu lassen.» So hätten die Figuren teilweise auch Charakterzüge von ihr. Leo ihre pragmatische Seite, Chantal die emotionale, gefühlsbetonte und impulsive.

Auf die Figurenentwicklung folgte die Ausarbeitung der Handlung des Krimis. In Elmigers Notizbuch sammelten sich über die Zeit immer mehr Gedanken und Ideen an. Um den Überblick über alle Handlungsstränge und Verknüpfungen zu behalten, fertigte die Kantischülerin Skizzen an. So habe sich das Spinnennetz immer mehr zu einer Geschichte zusammengefügt. Nach etwa einem halben Jahr Kopfrattern stand diese fest. In dem Kriminalroman gehen Leo Michalski und Chantal Blanc einem «alles andere als gewöhnlichen» Fall nach. Ein Klient wurde kurz vor dem ersten Treffen getötet. Der Mord steht in Zusammenhang mit einem Edelstein, den es historisch gesehen gar nicht mehr geben dürfte. Dabei orientierte sich Elmiger an der Geschichte eines existierenden Edelsteins. Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich Michalski und Blanc in Gefahren und werden von vergangenen Geschichten eingeholt.

Kapitel 3: Schreibblockaden 
überwinden

Szene für Szene schrieb die Kantischülerin die Handlung ihres Romans nieder. Brachte die Geschichte in eine Struktur, ehe sie mit dem Schreiben begann. «Das ist gerade für einen Krimi sehr wichtig, damit es am Schluss auch aufgeht.» Neben der Schule, dem Tanztraining und anderen Projekten schrieb die Gelfingerin in jeder freien Minute an dem Buch. Ihren Laptop hatte sie überall dabei, ob an Familienfesten oder im Zug. Einmal ging die 18-Jährige alleine zelten. «Ausgerechnet im Zelt habe ich die unheimlichste Stelle des Buchs geschrieben. Da habe ich selber Angst bekommen», erzählt die Autorin und lacht.

Meistens habe der Schreibprozess Spass gemacht – doch es gab auch schwierige Phasen. «Ich hatte einen Punkt, wo ich nicht wusste, ob ich das Buch fertigbringen kann.» Der Abgabetermin der Maturaarbeit rückte näher, die Kantischülerin zweifelte an der Handlung ihres Krimis. Um Blockaden zu lösen, zeichnete sie das Buchcover oder machte lange Spaziergänge. «Dabei habe ich laut vor mich hingeredet und mir die ganze Geschichte erzählt.» Danach hatte sie einen klaren Kopf. Sie habe aber auch gelernt, zu schreiben, wenn sie nicht kreativ war. Im Sommer des vergangenen Jahres tippte Elmiger die letzten Wörter ihres Buches in die Tastatur. Bevor der 200-seitige Kriminalroman in Druck ging, las die Famile von Elmiger das Buch gegen. Ihre Geschwister standen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Ihr älterer Bruder Jonas rätselt gerne und gab ihr Rückmeldung auf die Handlung des Krimis, ihre ältere Schwester Eliane beginnt bald als Lehrerin zu arbeiten und überprüfte die Rechtschreibung. Schliesslich liess die Kantischülerin 200 Exemplare des Kriminalromans in Beromünster drucken.

Fortsetzung folgt?

Der grösste Teil der Auflage wurde bereits verkauft – wenige Exemplare seien noch erhältlich. «Es ist mega schön, Rückmeldungen von Leuten zu bekommen.» Sie seien durchwegs «sehr positiv». Das überwältigte die Autorin umso mehr. «Ich habe nichts erwartet und hatte auch etwas Respekt, das Buch in der Öffentlichkeit zu präsentieren.» Die Gelfingerin würde sich immer wieder für diese Maturaarbeit entscheiden. «Es war herausfordernd, aber es hat sich gelohnt durchzubeissen.» Mit dem Endergebnis des Kriminalromans ist die 18-Jährige zufrieden, obwohl sie sehr selbstkritisch sei. Trotzdem: «Würde ich wieder ein Buch schreiben, würde ich vermutlich wieder vieles anders machen.» Ob eine Fortsetzung des Krimis geplant sei? «Möglich wäre es, aber vermutlich eher nicht.» Sie habe in letzter Zeit immer wieder Ideen für neue Bücher in anderen Genres gehabt. «Ich will mir da keine Grenzen setzen.»

Zuerst steht für Elmiger aber eine andere Herausforderung an: Die Maturaprüfungen. Sind diese geschafft, will die Gelfingerin ein Zwischenjahr einlegen. Geld verdienen, reisen und tanzen. In welche Richtung es danach weitergeht, sei noch offen. Ideen habe sie viele. In Richtung Literatur werde es vermutlich aber nicht gehen. «Es ist nicht meine Hauptpassion.» Ihre grosse Leidenschaft bleibt das Singen und Tanzen. «Als Hobby werde ich aber auf jeden Fall weiterschreiben.»

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